Visual Basic verschob die Milliarden im Bankenskandal
Mit so etwas Simplen wie VB-Scripts hatten die Produzenten der Banking- Sicherheitschecks bei der Societé Générale wohl nicht gerechnet: Mehr Computer-Kenntnisse hatte der Banker, der die größten Verluste in der Geschichte der europäischen Banken verursachte, wohl kaum, wenn man seinem Lebenslauf glaubt.
Jérôme Kerviel, den die Pariser Staatsanwaltschaft derzeit wegen Fälschung, Eindringen in Computersysteme und Vertrauensbruch verhört, hat aber den Vernehmungen zufolge für den verhängnisvollen Handel wirklich nicht viel mehr genutzt als nur simple Visual Basic-Makros.
Weil die Absicherungssysteme der Bank offenbar nicht damit umgehen konnten, müssen sie entweder unzureichend gewesen sein – oder, wie die Staatsanwaltschaft versucht herauszufinden, durch unbekannte Komplizen absichtlich lückenhaft produziert worden sein. Ob die Scripts arglistig Lecks ausnutzten, wird derzeit von der Polizei untersucht.
Kerviel selbst erklärt zudem, die Abrechnungsabteilung hätte ohnehin mehrere Mails zur Überprüfung seiner Aktivitäten an die Geschäftsführung gesendet, doch die habe nicht reagiert. Auf E-Mails zu reagieren hätte Schlimmeres vermieden.
Die Staatsanwälte sind nicht nur deswegen so stutzig, weil Kerviel so einfach und unbemerkt seit 2005 Verluste anhäufte, sondern auch, weil der französische Finanzsektor der Consultingfirma Pierre Audouin Consultants zufolge im Jahr 2007 ganze 12,8 Millionen Euro in die IT investierte. Mit oder ohne Sicherheit? Laut einem Bericht der Zeitung Le Monde sind Sicherheitsexperten jedenfalls baff, wie so etwas passieren konnte.
Alles zu viel Getue um “nicht wirklich verlorenes Geld”, meint Tim Worstall im Blog der Freihandels-Organisation Adam-Smith Institute (“Europe’s favourite think tank website”): Die Art von Handel mit Futures wie sie Kerviel durchgeführt habe sei doch eigentlich nur eine Umverteilung und keine Vernichtung von Geldern. Nun gut, wir wissen nun, dass man mit Visual Basic Milliarden “umverteilen” kann. (mk)