Google Android – was es bringt und was fehlt

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Die technische Einführung in die Plattform war verbunden mit freien Programmierübungen, auch als „Laptop Lounge“ bezeichnet. Vorher aber bekamen die Programmierwilligen vorgebetet, Android sei „ein vollständiges und modernes Embedded-OS mit einer wegbereitenden Benutzererfahrung, ein Software-Stack der Weltklasse, um Anwendungen zu entwickeln, und eine offene Plattform für Entwickler, Benutzer und die Industrie“.

Androids Aufbau beginnt mit dem Linux-Kernel 2.6. Er fungiert als Hardware Abstraction Layer und unterstützt die Speicherverwaltung, Display-Treiber, Bluetooth, Flash-Speicher, USB, Tastatur, Audio und Stromversorgung. Google erwartet allerdings von den Hardware-Lieferanten, selbst für die Treiber für GSM-Stacks und Chipset zu sorgen oder es zumindest den Entwicklern zu ermöglichen, welche zu schreiben. Was bei Firmen wie Qualcomm, TI, Broadcom, Intel und Marvell nicht unbedingt gesichert sein dürfte.

Google stellt eine Anzahl von Bibliotheken bereit, darunter den Surface Manager und ein von Real beigesteuertes Medien-Framework, SQLlite, openGLS, Webkit, SGL. Vorgesorgt ist für 3D-Rendering per Software, es sind aber tatsächlich Geräte mit Hardwarebeschleunigung zu erwarten. Die meisten Android-Handys werden ein Display mit 320 x 240 Pixel bekommen, aber es wird auch kompaktere Modelle zwischen 96 x 64 und 176 x 220 Pixel geben.

Das wichtigste Android-Runtime ist Dalvik. Diese Virtuelle Maschine verarbeitet Code, der für Java geschrieben wurde, und setzt ihn in den eigenen Bytecode um. Das könnte Suns Java Virtual Machine eigentlich überflüssig machen, wird es aber in vielen Fällen doch nicht. Denn viele Mitglieder der Open Handset Alliance sind für JVM engagiert und werden auch mit JVM für Android arbeiten.

Android fehlen APIs mit nützlichen Funktionen wie etwa, den Standort anhand der Empfangsstärke benachbarter Funkzellen zu bestimmen oder die Daten der Kamera direkt zu lesen. Während Dalvik klar Open Source ist mit einer Apache-2.0-Lizenz, trifft das nicht auf Android insgesamt zu – oder zumindest noch nicht.

Die Aufsplitterung in Entwicklungszweige soll eine Vereinbarung verhindern, die jedoch nicht bindend ist und sich nicht auf die Endanwendungen bezieht. Führen Anwendungen zu Kosten für den Benutzer, etwa ein Anruf oder eine Nachricht, muss diese Anwendung die Zustimmung des Benutzers bekommen. Die Plattform verfügt über einen integrierten Installer, der auch für Rollback und die Deinstallation von Anwendungen zuständig ist.

Die technische Mindestausstattung eines Android-Phones liegt bei einem ARM9-Prozessor mit 200 MHz, 64 MB RAM und 64 MB Flash. Das dürfte allerdings das absolute Minimum sein. Zu erwarten sind eher Mobiltelefone in der Geräteklasse von Nokias N95 und damit in einer Preisklasse von rund 500 Euro. Hier wird die Luft dünn, da es ein noch relativ kleiner, zugleich aber dicht besiedelter Markt ist, in dem sich von Samsung über Blackberry bis zu HTC und nicht zuletzt Apple Schwergewichte tummeln.

Ob sich das neue mobile OS durchsetzt, hängt vor allem davon ab, ob die kaufwilligen Kunden schnell genug für eine genügend breite Installationsbasis sorgen. Sonst fehlen ihm schon bald die Entwickler, ohne die kein Betriebssystem überlebt. Hilfreich ist sicher, dass Google noch immer für „alles ist möglich“ steht – und Android lizenzfrei ist. Im zweiten Halbjahr wird eine breite Androidenphalanx den mobilen Markt fluten, und dann wird sich das klären.

(bk)

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