CNN feuert Mitarbeiter, weil er bloggte
Chez Pazienza war für die Produktion einer Morgensendung zuständig, einer von vielen, den die Öffentlichkeit eigentlich gar nicht kannte. Nach einer schweren Operation wegen eines Gehirntumors überkam ihn das Gefühl, dass Fernsehen vielleicht doch nicht alles war, und begann sein eigenes Blog. Die Internet-Zeitung Huffington Post veröffentlichte es.
Er schrieb erst mehr für sich. Durch Verlinkungen wurde sein Blog zunehmend populär, und dadurch erst wurden seine Vorgesetzten darauf aufmerksam. Nach 16 langen Jahren im Geschäft bekam er einen Anruf von seinem Boss: Du bist gefeuert!
Begründung: Sein Name sei mit meinungsfreudigen Veröffentlichungen verbunden. Es gebe ein Handbuch des Senders, das so etwas verbiete. Das hatte Chez Pazienza allerdings nie ausgehändigt bekommen.
Das Gespräch dauerte nur wenige Minuten, dann war Pazienza seinen Job los. Er konnte gerade noch nach dem offiziellen Grund fragen und erfuhr, kein CNN-Mitarbeiter dürfe etwas ohne besondere Genehmigung veröffentlichen. Und was er da schrieb, das hätte schon gar nicht gefallen.
Nebenbei erfuhr er noch, dass der sich gern Internet-bewusst gebende Sender eine eigene Abteilung zur Aufspürung unerwünschter Mitarbeitermeinungen unterhält. Die Personalabteilung verriet ihm: „Wir haben Leute innerhalb der Firma, deren ausdrückliche Aufgabe es ist, solche Dinge hinsichtlich der Mitarbeiter zu ermitteln.“
Nach vier Jahren bei CNN war der bloggende Mitarbeiter seinen Job los, sofort, ohne jede Abfindung. Er wundert sich jetzt über die Panik der Senders, in irgend einer Weise mit persönlichen Meinungen in Verbindung gebracht zu werden. Er hält dieses Verhalten für arrogante Kurzsichtigkeit der TV-Bosse gegenüber neuen Medien und dem Internet. Sie sähen sich zu Unrecht noch immer an der Spitze der Nahrungskette und nähmen die Meute der kleinen Leute mit Notebooks und Meinungen nicht ernst genug. Sie fürchteten sich noch nicht vor den Bloggern und respektierten sie deswegen auch nicht. Sie bildeten sich ein, noch immer eine vielköpfige, unverletzbare Hydra zu sein.
Das sei Unsinn, sagt der nach wie vor meinungsfreudige Chez Pazienza nach 16 langen Jahren im Geschäft der TV-Nachrichten. Er will es ihnen jetzt erst recht zeigen, als Blogger, und fordert die TV-Gilde mit einem bekannten Zitat heraus: „Es muss nur einer aufstehen und sagen: Fuck this!“
(bk)