Ambulanz für Computerspielsucht

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Die Forschung im Bereich der Internet- und Computerspielsucht steckt hier zu Lande noch in den Kinderschuhen; trotzdem beziehungsweise genau deshalb wurde an der Mainzer Uniklinik die erste ambulante Station zur Behandlung derartiger Störungen eröffnet. Einerseits, um das Thema medizinisch besser erforschen zu können, andererseits aber auch aufgrund der Zunahme an Anfragen: »Bei uns häufen sich die Anfragen von Eltern und zum Teil auch von Betroffenen«, so Manfred Beutel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin an der Uniklinik Mainz. Geschätzt wird, dass drei bis vier Prozent aller männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen an einer Computersucht leiden.

Das Krankheitsbild: Die Betroffenen sind meist gefangen in der virtuellen Realität komplexer Rollenspiele im Internet. Die Folgen einer solchen Erkrankung sollen denen von Alkohol- oder Drogensüchtigen ähneln. Ständiges Verlangen zu spielen, immer längere Spielzeiten und Entzugserscheinungen wie Aggressivität, Nervosität und Unruhe, wenn keine Möglichkeit besteht, vor einem Rechner zu sitzen. Geleitet wird die Ambulanz vom Diplom-Psychologen Klaus Wölfling, der gegenüber »Die Presse« einen der maßgeblichen Suchtfaktoren nennt: In Rollenspielen wie »World of Warcraft«, »Everquest« oder »Ultima Online« gibt es kein Spielende im herkömmlichen Sinn. So entwickeln sich wie auch im echten Leben soziale Bindungen und Pflichten innerhalb der virtuellen Realität immer weiter. Auch, dass Fortschritte im Spiel nur durch hohen zeitlichen Einsatz zu erzielen seien, begünstige eine exzessive Nutzung. »Die reale Welt verliert im Verlauf der Abhängigkeitsentwicklung mehr und mehr an Attraktivität gegenüber dem virtuellen Universum«, so Wölfling, der die Verbreitung von Spiel- und Internetsucht nicht an einer bestimmten sozialen Schicht festmacht. Fest steht aber: Zu 85 Prozent sind männliche Jugendliche und junge Männer betroffen.

In der Ambulanz für Internet- und Computerspielsucht sollen pro Jahr rund 150 Betroffene durch Gruppen- und Einzelgespräche therapiert werden. Ziel ist es, die PC-/Web-Nutzung auf ein normales Maß zu bringen, denn »eine komplette Abstinenz wäre undenkbar in unserer heutigen Zeit«, so Wölfling. (tkr/mr)

Bild: Blizzard

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