Ericsson-Personalkahlschlag schlimmer als erwartet
Über die geplanten Stellenkürzungen bei Ericsson in Deutschland war bisher nur bekannt, dass man die Forschungsabteilung schließen wolle. Nun wird auch offenbar, dass neben den 265 Research-Mitarbeitern noch 70 Software-Entwickler und über 60 Kollegen aus anderen Abteilungen die Firma verlassen müssen.
Dass der Personalabbau noch drastischer ausfällt als die Industrie erwartete, erzählte nun Ericssons Deutschland-Chef Carsten Ahrens den VDI-Nachrichten. Wenn alles gut liefe, hätte man immer noch 200 Mitarbeiter, schien sich Ahrens schon fast zu entschuldigen. Weil derzeit 606 Angestellte dort arbeiten, rechnen die VDI-Nachrichten mit der Kündigung von rund 400 Mitarbeitern.
Der Ericsson-Chef bestätigte der Zeitung, den Standort ganz schließen zu wollen und in kleineres Gebäude zwischen Backnang und Stuttgart zu ziehen. Die drastischen Kürzungen erklärt Ahrens mit “zwei schwachen Quartalen”. Der harte Konkurrenzkampf zwingt das Unternehmen wohl zu derart kurzfristigen Entscheidungen.
Doch auch in den Ericsson-Standorten Aachen und Herzogenrath wolle man 60 von 700 Mitarbeitern Aufhebungsverträge anbieten. Auch hier sind die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen betroffen. Doch auch im Unternehmens-Stammland Schweden baue man Personal ab – hier verlieren 1000 Mitarbeiter ihre Jobs.
Betriebsratschef Ralf Lohrmann ist aber empört, dass vor allem das “Knowhow einer der jüngsten Erfindungen im Bereich Weitverkehrs-Richtfunk” abgezogen wird, das dem Konzern erhebliche Umsatzsteigerungen eingebraucht habe. Der Umsatz in diesem Segment habe sich verachtfacht. Ohne das Wissen der Mitarbeiter, die jetzt gehen müssen, “kriegen die den Weitverkehrs-Richtfunk nicht hin”, lästert Lohrmann. Dabei habe man schon knapp zu Alcatel-Lucent aufgeholt. (mk)