E-Plus will nur noch Daten transportieren – und Werbung
In einem aufschlussreichen Interview mit der Berliner Zeitung jammert er lautstark über den angeblich verzerrten Wettbewerb im Handymarkt und fordert mehr Frequenzen für den eigenen Laden: „Wir wollen Frequenzen von T-Mobile und Vodafone“.
Er droht damit, „Base weiter zur Lifestyle-Marke für eine urbane Kundschaft“ auszubauen. Und viel schlimmer noch, E-Plus in so etwas wie eine Werbeplattform zu verwandeln, nämlich „Unternehmen in die Lage zu versetzen, mittels Mobilfunk in Kontakt mit ihren Kunden zu treten“.
Auf die vorsichtige Nachfrage, ob man etwa Werbe-SMS versenden wollte, erläuterte der E-Plus-Boss:
„Nein. Stellen Sie sich eine Textilhandelskette vor, bei der vor allem junge Männer Kleidung einkaufen. Diesem Unternehmen wollen wir eine Plattform schaffen, über die der Kunde gezielt angesprochen werden kann. Und zwar angepasst auf jedes nur erdenkliche Handy-Modell und ganz nach den Bedürfnissen des jeweiligen Kunden. Kein Mann zum Beispiel würde gerne Werbung für Frauenhygiene-Artikel auf seinem Handy sehen. Aber was er akzeptiert, das hat unsere Marktforschung ergeben, sind Informationen zu eigenen Interessensschwerpunkten.“
Trotz dieser Werbeberieselung, die E-Plus-Kunden in Zukunft offenbar freiwillig und fröhlich ertragen sollen, werde Telefonieren „auch künftig eine Leistung sein, für die der Kunde bezahlen wird“.
Na gut, vielleicht ein bisschen weniger bezahlen. Langfristig werde sich, diese Erkenntnis ist bei Thorsten Dirks inzwischen durchgesickert, das Geschäftsmodell der Mobilfunker dem der Festnetz-Internetanbieter angleichen: „Der Kunde wird einen Pauschalpreis für unbegrenzten Datenverkehr zahlen und kann sich auf sein Handy eine Internet-Telefoniesoftware installieren, über die er dann alle Gespräche ohne weitere Zusatzkosten führt. Die Mobilfunkunternehmen werden also in fünf, sechs Jahren zu reinen Datentransporteuren.“
Das sagt heute der Chef eines Mobilfunkbetreibers, der noch Mitte 2007 Investitionen ins Datennetz ablehnte und erst im September 2007 in die andere Richtung zu rudern begann.
Zu spät, wie ich selbst leidvoll mit einer angeblichen Internet-Flatrate von E-Plus erfahren durfte. Die erzielbare Geschwindigkeit dieser Pseudo-Flatrate war viel zu langsam selbst fürs mobile Websurfen, und auch kleinere Downloads brachen ständig ab.
Das aber war pure Absicht und auch noch schlau, brüstet sich der E-Plus-Chef heute. Stellt er doch die mangelnde Investition in das Netz als „sehr intelligente Entscheidung“ dar. Denn heute koste eine neue UMTS-Basisstation nur noch ein Fünftel dessen, was vor drei Jahren fällig geworden wäre.
Eine angeblich echte, unbegrenzte Internet-Flatrate aber bot E-Plus bereits vor Jahr und Tag an, während die Firma die erforderlichen Investitionen scheute. Und verkaufte damit die eigenen Kunden für dumm, die schon damals für eine Leistung bezahlten, die sie nicht bekommen konnten.
(bk)