Wie das Weiße Haus E-Mails verschwinden ließ

Allgemein

Die US-Gesetze verlangen zwingend die Archivierung der E-Mails, die im Weißen Haus ein- und auslaufen. Während die Clinton-Regierung dieser Anforderung seit 1994 nachkam, war es damit nach dem Einzug der Bush-Krieger vorbei. Und jetzt behaupten die einfach, nicht mehr an die vermutlich unangenehmen Mails kommen zu können.

Der seltsame E-Mail-Schwund entstand durch ein “Upgrade” des E-Mail-Systems. Die Bush-Regierung entschied, das bislang eingesetzte Lotus Notes durch Microsoft Outlook und Exchange zu ersetzen. Das brach die Kompatibilität mit dem alten automatisierten Archivsystem, und die IT-Abteilung des Weißen Hauses hatte es offenbar gar nicht eilig, es durch ein neues zu ersetzen.

Statt dessen wurde händisch archiviert. Ein Mitarbeiter oder eine beauftragte Firma speicherten E-Mail-Ordner einzeln als .pst-Dateien ab und vergaben dazu individuelle Bezeichnungen. Diese Dateien verblieben auf den Servern des Weißen Hauses, was weder verlässlich war noch Manipulationen ausschloss. Wenig verwunderlich daher, dass E-Mails zum Verschwinden neigten.

Nicht, dass den IT-Administratoren des Weißen Hauses das entgangen wäre. 2002 und 2003 versuchten sie das alte, auf Lotus Notes basierende Archivsystem an das neue Exchange-System anzupassen. Als das nicht klappte, beauftragten sie Unisys mit der Einrichtung eines neuen Systems. Das wurde 2005 eingerichtet und war 2006 bereit zum Einsatz. Doch gegen Ende blockte Theresa Payton, CIO des Weißen Hauses, das Projekt mit fadenscheinigen Begründungen ab. Steven McDevitt, ein leitender Systemadministrator, kündigte daraufhin aus Protest seinen Job. Angeblich arbeitet man im Weißen Haus derzeit wieder an einem automatischen System zur E-Mail-Archivierung.

Der Rest ist Geschichte. Die Geschichte von bis zu fünf Millionen verschwundenen E-Mails, die die Bush-Regierung der Öffentlichkeit und den Historikern vorenthalten möchte.

(bk)

Ars Technica

Gericht an Weißes Haus: Her mit den E-Mails!

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