Atari-Skandal: Gamestar in Erklärungsnöten
Auf mäßige Bewertungen des neuen Spiels “Alone in the Dark” reagierte Atari mit juristischen Tabula-Rasa-Aktionen gegen 4Players.de und weitere europäische Online-Publikationen. Das blieb auch den Lesern von Gamestar nicht verborgen. Sie erfuhren es zwar nicht bei Gamestar.de, denn dort wurde absichtlich und auffällig nicht darüber berichtet. Dennoch fragten sich im Gamestar-Forum Leser, warum diese Publikation das gleiche Spiel so viel besser bewertet hatte. Und nicht einmal über Ataris dreiste Aktion gegen die Kritiker berichtete. Seither tobt im Thread “Gekaufter Aitd-Test” eine Kommentarschlacht, in der unversehens die Redakteure des Spielemagazins in eine ernste Gefechtssituation gerieten.
Leser Theo unterstellte Zusammenhänge: “Ich denke mal, da spielt die Tatsache, dass auf Gamestar.de eine Werbekampagne, ein Megatest und ein Gewinnspiel zu Aotd läuft eine große Rolle. Und dass ihr es deswegen nicht als News rausbringt unterstelle ich euch jetzt mal frech wie ich bin. Denn mit Professionalität hat es nichts zu tun wenn man den Lesern die krassen Tätigkeiten von Atari unterschlägt.”
Bei Gamestar lagen die Nerven nun sichtlich blank. Redakteur Fabian Siegismund versuchte den Spieß umzudrehen und unterstellte der Konkurrenz von 4Players in einer “persönlichen Theorie”, Atari absichtlich gereizt zu haben durch eine niedrige Bewertung und damit selbst Ataris Klagedrohung verschuldet zu haben:
“… und nun suhle man sich in der angeblichen Unterdrückung und werfe mit Schlagworten wie ‘Pressefreiheit’ herum, um richtig rebellisch zu wirken.”
Atari als unschuldiges Opfer einer boshaften Online-Publikation? Redakteur Rene Heuser setzte nach: Gamestar habe nicht über die Atari-Affäre berichtet, “weil wir 4Players keine Bühne für ihren Schaukampf bieten wollen”. Und überhaupt, dessen Chefredakteur schreie “in jedem Satz nach Geltungsbedürfnis”. Und so sieht Gamestars vielsagende Auffassung zur Pressefreiheit aus:
“Außerdem ist es auch nicht so, dass Meinungsfreiheit bzw. Pressefreiheit in Deutschland bedeutet, man kann alles sagen und schreiben. Dem ist mitnichten so, wie die unzähligen Gerichtsurteile zwischen Verlagen und Firmen und Privatpersonen zeigen …”
Es ist auch so, dass ALLE Rechte an einem Produkt bis zu dessen Veröffentlichung beim Hersteller liegen teilweise auch danach noch. Deswegen haben wir ja auch so oft mit diesen Embargos/NDAs zu tun, die uns daran hindern bestimmte Infos/Bilder zu veröffentlichen.”
Und loyal bis zur journalistischen Selbstkasteiung spielt Gamestar das Spiel der Publisher mit, macht sich abhängig von Knebelverträgen und lässt sich an der Leine führen: “Deswegen konnte halt PC Games auch ihren Test früher veröffentlichen als andere Seiten. Sie hatten eine Version von Atari und einen anderen Embargo-Termin. Wir zb. durften erst den Test am Mittwoch online stellen, wir hätten es auch gerne früher gemacht, aber durften es aufgrund der rechtlichen Bestimmungen (NDA) eben nicht.”
Schön, dass wir diese Praktiken mal wieder bestätigt bekamen.
(bk)