Big Brother kann dich hören
Mikrofone, die die Straßen auf verdächtige Geräusche überwachen, werden in England sowie Holland schon länger erprobt. Jetzt arbeiten Weißkittel der Portsmouth University daran, die Augen und Ohren von Horch & Greif mittels künstlicher Intelligenz zu koordinieren.
Die Kameras sollen hören können, wenn etwas geschieht, was als “Verbrechen” einzustufen ist. Und blitzschnell – innerhalb von 300 Millisekunden – rotieren, um den oder die Verursacher der Geräusche ins Bild zu bekommen. Alles von splitterndem Glas bis zu Menschenansammlungen soll die Kameras zum Rotieren bringen. Die Software der lauschenden Kameras wurde offenbar von visueller Mustererkennung abgeleitet, wie David Brown vom Institute of Industrial Research erklärt:
“Die Software setzt Muster künstlicher Intelligenz für die Wellenformen von Schall ein. Stimmen sie nicht genau überein, kommt Fuzzy-Logik ins Spiel, um die Bedeutung des Geräusches zu bestimmen. Verschiedene Glasarten können beispielsweise leicht unterschiedliche Schallwellen erzeugen, wenn sie brechen, aber sie haben eine allgemeine Übereinstimmung, die mit Fuzzy-Logik zu erkennen ist. Es ist eine sehr schnelle Methode, Geräusche in Echtzeit zu identifizieren.”
Praktische Anwendung sei, “wenn jemand auf einem Parkplatz ein Fenster einschlägt, dann richtet sich die Kamera auf ihn und alarmiert zugleich einen Aufseher”. Die neue Technologie erspare es Polizei und Sicherheitsleuten, weiterhin stundenlang auf die gähnend langweiligen Aufnahmen der Überwachungskameras starren zu müssen. Sie könnten es sich gemütlich machen und nur noch gelegentlich einen Blick riskieren, wenn die Kamera durch mutmaßlich kriminelle Geräusche aktiv wird.
Drei Jahre soll es dauern, bis die Lausch- und Glotz-Kameras einsatzfähig sind. Wer darüber hinaus kriminelle Absichten hegt, wird sich dann wohl in Zeichensprache üben müssen.
(von Sylvie Barak/bk)