Verlieren US-Flugreisende jede Woche 12.000 Laptops? Quatsch!
Dell wollte was verkaufen. Nämlich die Pro Support Mobility Services. Sie versprechen, verlorenen Klapprechnern nachzuspüren, sie zu retten, ihre Daten aus der Ferne zu löschen und noch viel mehr. Um das zu verkaufen, mussten krasse Zahlen her. Das Ponemon Institute LLC eines Mister Larry Ponemon lieferte sie:
Mehr als 12.000 Laptops kämen angeblich wöchentlich an US-Flughäfen abhanden, mehr als 600.000 jährlich. Und nur 33 Prozent von ihnen würden wieder zurückgefordert. Und alle anderen nach einer gewissen Wartezeit vernichtet. Millionen von Dateien mit sensitiven oder vertraulichen Daten seien in Gefahr, in die falschen Hände zu geraten.
Die Zahlen gingen um die Welt. Die Dallas Morning News berichteten sie ebenso wie Cnet.com, Zdnet.de, die britische Tageszeitung Guardian – und auch der deutsche Inquirer. Obwohl sie schlicht und einfach falsch waren. Was für die meisten Berichterstatter noch lange kein Grund ist, sie zu berichtigen. Wir machen das aber.
Wie USA Today inzwischen herausfand, hatte sich Mister Ponemon eine besonders freizügige Definition des Begriffs “verloren” einfallen lassen. Für ihn galt jeder Laptop als verloren, wenn er auch nur kurzzeitig vermisst wurde. Wenn zum Beispiel jemand bei einer Sicherheitsüberprüfung seinen Laptop zurück ließ, nach einer Minute aber zurück kam und ihn holte. Und das Ganze beruhte außerdem noch auf mehr oder weniger geschätzten Angaben der einzelnen Flughäfen.
Auf Nachfragen meinte Ponemon, es seien weitere Untersuchungen erforderlich, um zu bestimmen, wie viele Laptops tatsächlich dauerhaft verloren gingen. Wahrscheinlich sei das aber nur ein “sehr kleiner Prozentsatz” derer, die zeitweilig vermisst werden. Aber auch vorübergehende Verluste seien gefährlich, versuchte er seinen statistischen Trick zu rechtfertigen – es könne doch jemand ganz schnell sensitive Daten entwenden und den Rechner dann zurückstellen.
És fällt aber auf, dass seine “unabhängig durchgeführte” Studie diesen kleinen Unterschied systematisch verschweigt, um dem Auftraggeber einen Gefallen zu tun. Und zugleich mit einer Fülle von “Fakten, Fakten, Fakten” den Eindruck erweckt, es handle sich um eine ganz ernsthaft durchgeführte Studie.
Was immer Dell für diese “Sponsered-by”-Trickkiste ausgegeben hat, war es nicht wert.
(bk)