Amerikaner entwickeln unsoziales Networking
Nachdem man schon seine nervigen Nachbarn per Eintrag in den Stadtplan outen kann, tritt von L.A. aus nun der nächste unsoziale Dienst seinen Siegeszug an: SlyDial erlaubt den Kunden, Kommunikation mit Leuten vorzutäuschen, die sie ungern täglich sprechen möchten. Der noch auf telefonischer Ebene und nur auf die USA beschränkte Dienst ist erst ein paar Wochen alt, scheint sich aber schon erfolgreich zu verbreiten. Das Prinzip dahinter: All jene Personen, denen man versprach “ich rufe Dich an” oder “wir bleiben in Kontakt”, einfach das Gefühl zu geben, man habe sich an sein Versprechen gehalten – ohne aber wirklich persönlich in Kontakt zu treten und ohne sich deren Sermon anhören zu müssen. Wie das geht? Slydial anrufen, die Telefonnummer jener Zielperson, die man nicht erreichen möchte, angeben und schon wird man direkt mit deren Sprachbox/Anrufbeantworter verbunden. Dann kann man entweder gleich auflegen oder eine kurze nichtssagende Botschaft absondern und schon hat man so getan, als hätte man den Willen gehabt, Kontakt zu halten. Aber leider, leider war niemand zu Hause…
Der rein werbefinanzierte Dienst wendet sich also an Menschen, die vor lauter Verwandten, Bekannten und Freunden bei MySpace, Facebook, Twitter, StudiVZ, Xing nebst IM-Kontakten, SMS- und E-Mail-Absonderern ihr wachsendes soziales Netz nicht mehr schultern können. Manche wollen wieder Frieden. Isolation. Oder zumindest ein paar der Kontakte aufs Gleis schieben, ohne ihnen vor den Kopf zu stoßen. Daher dürfte es auch nur eine Frage der Zeit sein, bis Slydial Mobilfunk und Internet für sich entdeckt und per Slytexting nichtssagende Botschaften verschickt, bouncen lässt oder in den Spam-Ordner verschiebt. (rm)