Bildbearbeitung in Bewegung und 3D
Test: Photoshop CS4 Extended
Hingucker 1: Automatische Bildkomposition
Beinahe Tradition ist, dass Adobe einer neuen Photoshop-Version pfiffige Funktionen spendiert, die den Anwender staunen lassen. Mit Content Aware Scaling will CS4 Usern aber vor allem das Leben leichter machen: Wer das Foto eines schönen Strandpanoramas in einem Hochformat ausgeben will, etwa weil eine Website nur in der Marginalspalte noch Platz bietet, musste bisher auf Inhalte verzichten. Das Bild wurde beschnitten und man trennte sich von einigen Personen oder Surfboards. Sollten diese dennoch erhalten bleiben, weil für die Bildaussage zentral, bestand nur die Möglichkeit, die Elemente zu verzerren oder durch umfassende und zeitaufwändige Manipulationen das Bild neu zu komponieren.
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Das geht jetzt einfacher, denn die meiste Arbeit übernimmt ein cleverer Algorithmus, der das Bild nach Wunsch des Anwenders neu skaliert, aber zugleich in Abhängigkeit vom Bildinhalt auch neu komponiert. Das heißt: Definiert der Nutzer Bereiche, die bedeutsam sind, werden diese nicht verzerrt, während aber Strandflächen gewissermaßen zusammengeschoben werden. Daraus ergibt sich eine neue Perspektive und alle relevanten Bildinhalte bleiben erhalten, obwohl das Format von Quer auf Hoch gewechselt wurde. Ist die zu bearbeitende Ebene markiert, wird die Funktion über den etwas kniffligen Shortcut Strg + Alt + Shift + C aufgerufen. Um geschützte Bereiche zu definieren, reicht es, diese mit einem Auswahlwerkzeug zu bestimmen und als neuen Alpha-Kanal abzuspeichern. Die neue Skalierungsfunktion erkennt die angelegten Alpha-Kanäle automatisch und bietet deren Aktivierung dann in der kontextsensitiven oberen Funktionsleiste an.
Hingucker 2: Bewegendes in 3D
Agenturen, Webdesigner und Bildredaktionen stehen nicht selten vor der Herausforderung, aus dem vorliegenden Fotomaterial dreidimensionale Objekte zu erstellen, etwa in Form von Produkt-Mockups wie Büchern, Software-Boxen oder individuell gelabelten Weinflaschen. Um im Online-Bereich Aufmerksamkeit zu erregen, sind zudem heute Videoformate Pflicht, denn wo sich nichts bewegt und keine Geschichte erzählt wird, geht die Aufmerksamkeit schnell dahin. Statt für diese täglichen Anforderungen komplizierte Spezialsoftware einzusetzen, die viel Einarbeitungszeit fordert, eignet sich jetzt auch die Extended-Version von Photoshop CS4 mit neuer 3D-Engine, um schnell einfache 3D-Objekte zu erstellen und zu bearbeiten oder gar Videos zu integrieren.
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Sind bereits 3D-Objekte vorhanden, lassen sich diese direkt in Photoshop bearbeiten und bemalen oder mit anderen 3D-Objekten in einem Bild kombinieren. Ein vorhandenes 3D-Objekt bekommt einfach eine neue Oberfläche verpasst, indem etwa über den Befehl New Shape from Layer aus einer 2D-Ebene eine dreidimensionale Form auf das vorhandene 3D-Objekt gegossen wird. Selbst aus Standardfotos lassen sich mit dem Befehl New 3D Postcard from Layer schnell 3D-Ebenen fertigen und in der Perspektive frei anpassen. Das Mockup einer Verpackung ist so schnell erstellt – ohne wirkliche 3D-Applikation. Sollen Videos in das 3D-Setting integriert werden, so ist auch das möglich. Für den umfassenden Videoschnitt oder effektvolle Bearbeitungen sind zwar nach wie vor Premiere und After Effects nötig, aber die Kombination von Text, Bild, 3D und Bewegtbild innerhalb von Photoshop macht vor allem beim Produzieren von Inhalten fürs Web das kreative Arbeitsleben leichter und effizienter. Inzwischen lassen sich sogar die Audiospuren in Photoshop auswählen und exportieren.
Verbesserte Bildoptimierungen
Im Bereich der Bildbearbeitungsfunktionen hat sich im neuen Photoshop CS4 einiges getan. Viele bekannte Werkzeuge und Optionen wurden erweitert, um einerseits mehr Flexibilität, andererseits aber auch einfachere und schnellere Bildmanipulationen zu ermöglichen. So bündelt die neue Adjustments-Palette für non-destruktive Bildanpassungen per Einstellungsebene zahlreiche Funktionen wie zum Beispiel Helligkeit/Kontrast, Histogramm, Belichtung, Farbton/Sättigung, Farbbalance, Fotofilter, Farbmixer. Anwender klicken einfach auf das entsprechende Icon, um die entsprechenden Optionen anpassen zu können. In der Liste unterhalb der Icons finden sich Presets, die sofort angewendet werden können.
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Neu hinzugekommen ist die Einstellungsebene namens Vibrance (Lebendigkeit der Farben). Mit nur zwei Schiebereglern wird so das Gras schnell noch grüner und der Himmel noch blauer. Flaue Farben wirken ohne viel einstellen zu müssen lebendiger. Sämtliche über die Adjustments-Palette vorgenommenen Einstellungen tauchen sofort in der Ebenen-Palette auf und lassen sich darüber zügig anpassen oder löschen, ohne andere Einstellungen zu gefährden. Das macht das Arbeiten vor allem in komplizierten Projekten mit vielen Bearbeitungsschritten deutlich unkomplizierter und flexibler.
Das Arbeiten mit Masken kann häufig eine rechte Frickelei werden. Dichte und Randbereichsschärfe von Masken lassen sich jetzt über simple Schieberegler einstellen. Mit der Color Range-Option sind Masken auf der Basis einer oder mehrerer Farben erstellen. Damit ist es zum Beispiel leicht möglich, eine Schwarzweißumsetzung zu realisieren, die ein bestimmtes Objekt ausspart und in farblich hervorhebt.
Bildbearbeitungen auf die Schnelle und doch mit einer gewissen Präzision sind möglich, indem Farb- und Helligkeitskorrekturen etwa nicht erst nach einer bestimmten Auswahl durchgeführt werden, sondern direkt wie mit dem Pinsel in bestimmten Bereichen gemalt werden. Die Auswahl der manipulierten Pixel übernimmt weitgehend Photoshop automatisch. Auf diese Weise sind unterbelichtete Bereiche fix aufgehellt oder ins Grau tendierende Stellen farbintensiviert.
Intelligentes Palettenmanagement
Mit dem vereinheitlichten Palettenmanagement will Adobe den Photoshop-Anwendern Klickarbeit und Mauswege ersparen. Wie in Adobe Lightroom 2 findet sich in Photoshop CS4 jetzt rechts eine Spalte bestehend aus kontextsensitiven Paletten. Standardmäßig nimmt die Spalte stets den selben Raum ein. Je nach gewähltem Werkzeug und Funktionsbereich organisiert sich die Paletten leiste jedoch automatisch neu. Nutzer haben jedoch jederzeit die Möglichkeit, manuelle Anpassungen vorzunehmen. Das ist auch häufiger noch erforderlich, da der zugrundeliegende Algorithmus nicht jedesmal selbständig die beste Aufteilung der einzelnen Paletten vornimmt, sodass manchmal an einer Stelle Platz verschwendet wird, der für ein Tool wie die Ebenen-Anzeige, den Navigator oder die neue Adjustments-Palette gebraucht wird.
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Für sehr gute und vor allem schnelle Übersicht sorgt die Idee, das von Bowsern bekannte Tabbed Browsing für die Bildbearbeitung zu nutzen und im Rahmen eines Bilder-Layouts zu erweitern. Über einen Button, der Layoutschema zeigt, klappt ein Menü auf, über das Anwender die Anzeige mehrerer geöffneter Bilder wählen können. Alle in gleicher Größe gleichzeitig oder in unterschiedlicher Größe oder in maximaler Größe, aber
hinter einander über Registerkarten. 20 Varianten sind möglich, hinzu kommt natürlich die freie Anordnung der Fenster durch den Benutzer.
Die Optionen für Werkzeuge finden sich nach wie vor in der oberen Funktionsleiste sowie direkt im Kontextmenü über den rechten Mausklick. Auf diese Weise lassen sich schnellstens zum Beispiel Pinseldurchmesser, Härte und Standardform auswählen und somit Klickarbeit einsparen. Für das schnelle Umorganisieren der Arbeitsfläche klicken Anwender einfach auf das Pull-down-Menü in der oberen rechten Ecke. Hier finden sich Optionen wie Painting (Malen und kreative Bildbearbeitung), Analysis (Wissenschaftliche Analysen), Color and Tone (Fotobearbeitung), Proofing (Druckvorstufe), Typography (Text), Video, Web oder Essentials und Basic. Je nach Kernanwendungsbereich stehen andere Standardpaletten zur Verfügung, die sich nach Bedarf erweitern und ergänzen lassen. Und da jeder Nutzer seine Angewohnheiten hat, speichert er einfach den individuell angepassten Workspace und fügt diesen so dem Menü hinzu. Photoshop startet später automatisch mit dem zuletzt aktivierten Workspace.
Verbesserungen im Detail
Bei einem so komplexen Werkzeug wie Photoshop kann ein Test nur eine Auswahl der vorhandenen Features und Erweiterungen vorstellen. Neben den genannten Beispielen, die uns mit die Interessantesten erschienen, gibt es eine Reihe weitere Verbesserungen im Detail. Auch diese haben wir für Sie angeschaut, können sie aber hier nur kurz erwähnen.
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Photoshop CS4 erlaubt das Erstellen von 360-Grad-Panoramen und überzeugt mit Verbesserungen beim Autoausrichten und Kombinieren von Einzelfotos zu Collagen. Photomerge korrigiert gut geometrische Verzerrungen und berücksichtigt die Verzerrungseigenschaften zum Beispiel von starken Weitwinkelobjektiven.
Manchmal lassen die Lichtbedingungen nicht zu, aus einem Fotomotiv die volle Schärfe herauszuholen. Sofern Anwender eine Bildserie mit unterschiedlichen Fokus-Einstellungen (Schärfetiefen) vorliegen haben, hilft Photoshop CS4, indem es die Serie zu einem Bild kombiniert und die Schärfentiefe automatisch vergrößert. Die Ergebnisse sind nicht immer ideal, aber eine sichtbare Verbesserung gegenüber dem Einzelbild.
Kopierstempel- und Reparaturpinsel kommen jetzt mit einem Preview-Cursor daher und zeigen in der Vorschau, welche Pixelbereiche nach dem Klick übertragen oder repariert werden. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig in der Bedienung, verhindert aber das Stochern im Pixelnebel und macht jeden Klick im Voraus berechenbarer.
Ungewohnt ist das nun mögliche freie Ausrichten der Arbeitsfläche. Per Maus und mit Windrosenunterstützung können Kreative das Bild hin- und herdrehen, wie man es gelegentlich beim Zeichnen auf einem Blatt Papier macht. In Verbindung mit einem Graphic-Tablett macht diese neue Funktion durchaus Sinn. Wer bisher eifrig Zeichenpapier herum geschoben hat, muss in Photoshop nicht mehr darauf verzichten.
Das Zoomen in oder aus einem Bild erfolgt jetzt durchgängig, gewissermaßen animiert und fast ganz flüssig, einige Ruckler gibt es noch. Die Darstellung während der Größenanpassung sieht aber recht gut aus.
Fazit
Flüssigeres Arbeiten durch weniger Dialogboxen sowie direkt verfügbare Paletten und Optionen auf einer spürbar aufgeräumteren Oberfläche, zahlreiche Detailverbesserung bekannter Bildbearbeitungswerkzeuge, neue Features mit Hinguck-Effekt und die umfassendere Integration von 3D und Video… Photoshop CS4 Extended überzeugt wie auch seine Vorgänger als State of the Art-Tool für Bildbearbeitung. Zwar ist ein Upgrade von CS2 und CS3 nicht unbedingt erforderlich, von CS1 empfiehlt es sich jedoch aufgrund sehr umfassender Erweiterungen und dem relativ günstigen Upgrade-Preis von 350 Dollar (auf CS4 Extended). Während des Tests sind mit der Beta-Version keine ernsten Probleme aufgetreten.
Photoshop CS4 Extended (Beta)
Hersteller: Adobe
Internet: www.adobe.de
Preis (geplant): 1000 Dollar (CS4 Extended), 700 Dollar (CS4 Standard), Upgrades von CS, CS2 und CS3 auf CS4 Extended: 350 Dollar, auf CS4 Standard: 200 Dollar
Note (Beta): sehr gut
Leistung (50 %): sehr gut
Bedienung (30 %): sehr gut
Ausstattung (20 %): gut
Das ist neu:
– Neues Userinterface mit selbstorganisierter Palettenleiste
– Intelligente Skalierung auf Basis des Bildinhalts
– 3D-Bearbeitung und Komposition sowie neue 3D-Engine (nur Extended Version)
– Umfassendere Videobearbeitung (nur Extended Version)
– Erweitertes Zähltool (nur Extended Version)
– Flexiblere non-destruktive Bearbeitungsfunktionen
– Partielle Bildoptimierungen mit Pinseln
– Fließende Zoomfunktion
– Tabbed Browsing für Bildarbeitsflächen
Systemvoraussetzungen:
Betriebssysteme: ab Windows XP SP2, ab Vista Home Premium
Prozessor: ab 1,8 GHz Pentium
Arbeitsspeicher: 1,0 GByte
Festplattenspeicher: ca. 550 MByte (nur Programm, zzgl. temporärer Speicher und Nutzdatenspeicher)
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