Capitol vs. Thomas wird neu aufgerollt
Als vor einem Jahr die alleinerziehende Mutter Jammie Thomas aus Minnesota rechtskräftig verurteilt wurde, wegen Online-Piraterie und dem “Verfügbar-Machen” von 24 Popsongs via Kazaa an die schwer geschädigten Musiklabels 220.000 US-Dollar zu bezahlen, knallten dort die Sektkorken. Endlich, so der übereinstimmende Tenor, sei ein Zeichen gesetzt worden gegen die stetig wachsende Online-Raubkopienflut (andere nennen es Privatkopie via Internet, oder einfach “das neue Radio“).
Möglich wurde die richtungsweisende Entscheidung der Geschworenen aber erst dadurch, dass der Richter ihnen genau erklärte, was Frau Thomas denn verbrochen hatte. Und genau diese Erklärung führt ein Jahr später dazu, dass das Verfahren neu aufgerollt werden muss. Der Richter, so die Begründung für das neue Verfahren, habe sich geirrt, als er feststellte, die Beklagte habe tatsächlich im grossen Stil urheberrechtlich geschütztes Material verbreitet. Nachweisen konnte man der US-Bürgerin nämlich nur das Bereitstellen, nicht aber die eigentliche Distribution. Was aber auch schwierig wäre.
Richter Michael Davis vom US District Court in Minneapolis, Minnesota, merkte dazu an, die Dame habe keine finanziellen Interessen verfolgt, weshalb die Höhe des Schadensersatzes unangemessen sei. Er richtete ausserdem eine Aufforderung an das US-Parlament, in Sachen Copyright endlich Klarheit zu schaffen. [fe]