AMDs 45nm-Serverprozessor Shanghai kurz vor Marktstart
Der aktuelle Barcelona (noch in 65nm-Technik) hatte vor einem Jahr einen denkbar unglücklichen Marktstart: Der Takt reichte bis 2,4 Ghz und die ersten Steppings hatten Bugs. AMDs Manager Pat Patla teilte CNet mit, dass der Shanghai ein geschrumpfter und verbesserter Barcelona ist minus der Fehler der ersten K10-Generation (TLB-Bug).
Nun will AMD nicht nur die Fehler behoben haben, sondern spricht von sparsameren, taktfreudigen und rechenstärkeren Prozessoren in 45nm. Bis zu 20 Prozent höhere Rechenleistung bei gleichem Takt sind nach AMDs Aussagen möglich.
Die ersten 45nm-Shanghai wurden auf der Cebit 2008 vorgestellt. Nun ist die Serienfertigung für den Shanghai-Verkaufsstart im vierten Quartal diesen Jahres angelaufen. Die Entwicklungspartner erhielten vor kurzem die ersten Prozessoren. Glaubt man der aktuellen Roadmap, dann könnte sogar der Sechskern-Prozessor Instanbul am Ende des vierten Quartals 2008 kommen.
Mit dem Shanghai-Opteron kehrt auch der schnelle Interconnect HyperTransport 3.0 im Frühjahr 2009 in die AMD-Server ein. Dieser bietet bis zu 25,6 GByte/s (16 Lanes im Duplexbetrieb). Bislang war der schnelle Prozessoren-Interconnect den AMD-Desktop- und Laptop-Produkten vorbehalten. Gegenüber HyperTransport 1.0/2.0 ist eine Verdopplung bis Verdreifachung der ohnehin hohen Datenrate möglich.
Mit dem Unterstandard HTX 3.0 ist mit der Steckslot-Variante für den HyperTransport-Link eine fast ebenso hohe Datenrate möglich. Damit legt AMD serverseitig nach, um gegen Intels kommenden Interconnect QuickPath (alias CSI) mit der Nehalem-Architektur bestehen zu können. Im Jahr 2009 sind AMD und Intel mit ihren modernsten Prozessoren-Interconnects HyperTransport 3.1 und QuickPath dann auf Augenhöhe.
Diese technische Nachbesserung ist auch dringend notwendig. Der Opteron als Server- und Workstation-Produkt ist die Milchkuh des Unternehmens. Dort ist die Marge hoch und gut für die Reputation, um auch die Desktop-Produkte in einem guten Licht erscheinen zu lassen.
AMD hingegen war im Winter 2008 beschäftigt mit Betriebssystem-Patches das TLB-Bugs für Windows und Linux. Die Folge war jedoch, dass mitunter drastische Leistungseinbrüche beim Packen von Archiven eintraten. Die beworbene Virtualisierungsbeschleunigung im K10-Opteron war ein gewagtes Spiel für IT-Profis – bis zum überarbeiteten B3-Stepping.
Deswegen führten enge strategische AMD-Partner völlig neue Modellreihen mit Intel-Prozessoren ein. Und Intel schob im Sommer 2008 mit einem neuen Sechskernprozessor Codename Dunnington sogar noch einen neuen Xeon in 45nm-Technik nach. Und Intel will mit einem Octa-Core aus der neuen Nehalem-Familie irgendwann nachlegen.
Pat Patla ist für AMDs Server- und Workstation-Prozessoren zuständig. Der K10 sollte die bisherige K8-Familie bei AMD Stück für Stück ersetzen. Der Barcelona-Start mit den ersten im September 2007 war jedoch überschattet von Gerüchten zu einem sogenannten “TLB-Bug” (Translation Lookaside (Table) Buffer ). Die Folge waren wartende Kunden. Supercomputer-Spezialist Cray konnte die XT4-Reihe nicht zügig ausliefern. Suns geplantes Supercomputer-Projekt Texas Ranger litt unter den ersten Bugs im Barcelona-Design. (Martin Bobowsky)