Test: Adobe InDesign CS4
Rich-Media-Layouts

Allgemein

Automatische Fehlerprüfung

InDesign CS4 integriert die Fehlerprüfung direkt in den Workflow. So braucht man komplexe Projekte nicht erst anzulegen und umzusetzen, um dann im so genannten Preflight auf Fehler zu prüfen und korrigierend nachzubearbeiten. Bereits während des gesamten Arbeitsprozesses achtet InDesign automatisch zum Beispiel auf Übersatz, nicht druckfähige Auflösungen, falsche Farbräume, unsichtbare Objekte oder fehlende Verknüpfungen. Fehler meldet das Programm sofort in Form eines roten Punktes in der unteren Fensterzeile. Klickt der Anwender auf das kleine Dreieck rechts daneben, kann er sich über die Preflight-Palette alle Fehler anzeigen lassen und Tipps einsehen, wie sie zu beheben sind.

Die laufende Fehlerprüfung macht sich in der Arbeitsgeschwindigkeit selbst bei der von uns getesteten, sonst noch sichtbar defizitären, Beta-Version nicht negativ bemerkbar. Bei Bedarf lässt sich das automatische Preflight in der Palette deaktivieren. Das Set an zu prüfenden Faktoren können Benutzer an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen, abspeichern und mit anderen Layoutern austauschen.

Mit der Live Preflight genannten Funktion ist die Layout-Prüfung kein separater Prozess mehr, der gegebenenfalls umfassende Nachkorrekturen erforderlich macht. Jetzt lassen sich mögliche Fehler sofort erkennen und gleich beheben. Der Arbeitsprozess wird dadurch flüssiger und spart am Ende sogar etwas Zeit.

Adobe InDesign CS4

Automatische Fehlerprüfung in Echtzeit: InDesign liefert alle Informationen, um Layoutfehler sofort beheben zu können. Individuelle Prüf-Profile beschleunigen die Fehlersuche bei bestimmten Projekten.

Variationen auf Knopfdruck

Häufig benötigen Layouter verschiedene Varianten eines Basisdokuments. Das können Editionen für Führungskräfte und Mitarbeiter sein, die einen unterschiedlichen Informationsgehalt besitzen, oder verschieden sprachige Dokumente, die das gleiche Layout und Bildmaterial, aber wechselnde Texte aufweisen. Um nicht mehrere Versionen parallel anlegen und bearbeiten zu müssen, können Anwender jetzt direkt aus einem Basisdokument mehrere Varianten erstellen. Das Projekt beinhaltet alle erforderlichen Texte, Bilder, Layouts, die jedoch mit unterschiedlichen Flags versehen sind. Diese zeichnen Elemente aus etwa für die Online-Version oder die Print-Version, für die Lehrer- oder für die Schülerausgabe, für die englische oder die deutsche Ausgabe. Eine zu exportierende Variante des Projekts beinhaltet dann nur diejenigen Elemente, die als darin sichtbar markiert sind.

Da die Dokumente in jeder Version unterschiedlich lang sein können, vermag InDesign CS4 leere Seiten ebenso zu löschen wie zusätzliche hinzuzufügen – ganz automatisch. Natürlich benötigen die Layouts in der Folge noch Feinschliff, und das Arbeiten in dieser Form ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Aber die Idee ist hervorragend, denn nicht nur befinden sich alle relevanten Daten innerhalb eines Projektdokuments, der Workflow lässt sich auf diese Weise auch deutlich barriereärmer gestalten. Da statt zwischen mehreren Dokumenten nur zwischen unterschiedlichen Auszeichnungen (Ansichten) gewechselt werden muss und diese jederzeit anpassbar sind, sind komplexe Editionen-Projekte jetzt schneller zu bewältigen – vorausgesetzt, man hat sich einmal an diese Vorgehensweise gewöhnt.

Alle Inhalte auf einen Blick

Um in großen Dokumenten nicht den Überblick zu verlieren, welche Bilder wo und wie oft platziert sind, greifen Layouter in InDesign CS4 auf die Verknüpfungspalette zurück. Diese führt alle in ein Dokument integrierten Inhalte in einer übersichtlichen Baumstruktur auf, die auch beim Sortieren hilft und in einem assoziierten Fenster weitere Informationen zu den einzelnen Objekten aufführt. Dort finden sich dann Eigenschaften und Metadaten, sobald ein Objekt in der Baumstruktur markiert ist. Ob der Benutzer sich nun Status, Farbraum, Seite, Größe, ICC-Profil oder Auflösung und Transparenzen anzeigen lässt – die Informationsauswahl kann er selbst bestimmen.

Besonders hilfreich ist die Beifügung von Thumbnail-Ansichten, da jedes Element so leichter wiederzuerkennen ist. Hat man doch eines aus den Augen verloren, hilft ein Doppelklick auf den entsprechenden Eintrag und alles wird angezeigt. Befinden sich mehrere Instanzen eines Objekts im Dokument, werden diese übersichtlich unter einander angeordnet, so dass die Abhängigkeiten sofort sichtbar sind. Nimmt der Anwender an Änderungen vor, etwa durch Umbenennen, können diese automatisch auf alle verwandten Instanzen übertragen werden.

Um sonstige Inhalte automatisch zu aktualisieren, gibt es zudem die neuen Cross-References. Durch Referenzierungen zeigt der Anwender, dass InDesign mehrere (gleiche) Elemente gewissermaßen als eines betrachten soll. Wird dann ein Objekt verändert, passt InDesign alle verbundenen Objekte in gleicher Weise an. Cross-Referenzen sind zum Beispiel in Inhalt und Erscheinungsbild wie Farbe, Form oder Format anpassbar.

Das so genannte Customizable Links Panel in Kombination mit Cross-References ist ein einfaches, aber äußerst hilfreiches Werkzeug. Die Content-Struktur eines Projekts wird damit deutlich übersichtlicher, Fehler lassen sich leichter vermeiden und so manche zeitraubende Suche gehört der Vergangenheit an.

Adobe InDesign CS4

Die Links-Palette zeigt alle platzierten Objekte in einer übersichtlichen Baumstruktur samt Eigenschaften und Metadaten an.

Aufregendere Designs

Schnell ein schickes Layout in InDesign erstellen und daraus eine Rich-Media-Applikation erstellen? Kein Problem mehr, denn das InDesign-Projekt kann jetzt direkt als XFL-Datei an Adobe Flash CS4 übergeben und dort weiterbearbeitet werden. In Flash lassen sich dann munter Videos, Audioclips, Animationen und Interaktivitäten hinzufügen.

Wer hingegen ein einfacheres E-Paper erstellen will, kann dies direkt innerhalb von InDesign machen. In CS4 sind animierte Seitenübergänge ebenso möglich wie Funktionsbuttons zum Weiterblättern oder Hyperlinks. Für Seitenübergänge mit animierten Previews, Buttons, Rollovers und Aktionen stehen zahlreiche Vorlagen bereit, die sofort einsatzbereit und anpassbar sind. Sobald das E-Paper fertig ist, exportiert der Layouter das Projekt als interaktive SWF-Datei, die in jedem Flashplayer wiedergegeben werden kann.

Weniger spektakulär, aber eine nützliche Vereinfachung sind Smart Guides und Smart Spacing. Dahinter verbirgt die automatische Unterstützung beim Ausrichten, Drehen, Anordnen und Spationieren von Objekten. Layouter müssen jetzt nicht ständig Hilfslinien und Raster einblenden, sondern bekommen die erforderlichen Linien automatisch angezeigt. Zusätzlich blendet InDesign Daten wie Winkelmaße, Größen oder Positionen im Dokument ein. Ist der Vorgang abgeschlossen, werden die Hilfsmittel ausgeblendet, ohne dass Anwender umständlich aufräumen oder Linien ein-/ausblenden müssen.

Adobe InDesign CS4

Interaktive E-Paper-Steuerung: Mit vordefinierten Buttons lassen sich schnell Benutzeraktionen in Layouts integrieren.

Oberflächenpolitur

Wie Photoshop CS4, aber nicht ganz so flexibel, erlaubt jetzt auch InDesign das temporäre Drehen der Arbeitsfläche. Ist etwa querstehender Text zu bearbeiten, muss der Layouter sich nicht mehr den Hals verrenken, um mitlesen zu können. Er dreht die aktuelle Seite des Dokuments einfach mit der Arbeitsfläche zeitweilig um 90 oder 180 Grad und arbeitet normal weiter. Das freie Drehen wie in Photoshop hat InDesign allerdings noch nicht drauf und bleibt auf 90-Grad-Wechsel beschränkt.

Ebenfalls Photoshop nacheifernd bietet InDesign eine Reihe vordefinierter und anpassbarer Workspaces über ein Pull-down-Menü. Je nach Arbeitseinsatz von Basic Layout über Interaktivitäten, Printing und Proofing bis Typografie stehen unterschiedlich viele und andere Werkzeuge wie auch Paletten auf der Oberfläche bereit. Da Dokumente jetzt mit Registeranfassern versehen sind, ist bei mehreren geöffneten Dateien »Tabbed Browsing« möglich. Die Ansichten mehrerer geöffneter Dokumente lassen sich aber wie in Photoshop über ein eigenes Pull-down-Menü auch auf Knopfdruck wählen, etwa neben-, unter-, hintereinander oder mosaikförmig.

Die grafische Benutzeroberfläche von InDesign folgt dem neuen GUI-Standard von Adobe, der stark auf hohe Integration und Einblendung on demand setzt. Doch InDesign ist – zumindest in der Beta-Version – noch nicht so weit wie Photoshop. Derzeit sind noch mehrere frei schwebende Paletten zu handhaben, zum Teil in unterschiedlichen Designs, und mehrere Grafikfehler stören etwas das Gesamtbild. Es bleibt abzuwarten, ob die Final-Version die Fehler behebt.

Adobe InDesign CS4

Projekte können aus InDesign CS4 direkt an Flash übergeben werden. Im Export-Dialog können alle wichtigen Eigenschaften eingestellt werden.

Testergebnis

In der neuen Version zeigt InDesign, dass es dem einzigen wirklichen Konkurrenten Quark XPress in Sachen Bedienung und Komfort sowie der Einbindung in crossmediale Produktionsprozesse um Längen voraus ist. Die Beta weist zwar noch Schwächen auf, verspricht jedoch viel für das fertige Produkt. Wegen neuer Features, allen voran Live Preflight, Conditioned Text, Cross-References und Flash-Interoperabilität, lohnt das Upgrade vor allem für Besitzer deutlich älterer Versionen.

InDesign CS4
Hersteller: Adobe
Internet: www.adobe.de
Preis: 1010,31 Euro, Upgrade von CS, CS2 und CS3 sowie von PageMaker 6, 6.5 und 7: 296,31 Euro

Note: gut*
Leistung (50%): sehr gut
Bedienung (30%): gut
Ausstattung (20%): gut

* Getestet wurde die Beta-Version. Die finale Version kommt Anfang November auf den Markt.

Das ist neu
Druckvorstufenprüfung in Echtzeit
Palette für platzierte und verknüpfte Inhalte
Editionserstellung durch bedingte Texte
Querreferenzierung von Elementen
Layout-Export als SWF und als XFL
Automatische Layout-Hilfslinien
Arbeitsflächendrehung
Automatisches Hinzufügen/Löschen von Seiten
Neue Bedienoberfläche

Systemvoraussetzungen
Betriebssystem: ab Windows XP SP2, ab Vista Home Premium SP1, MacOS X 10.4.11 bis 10.5.4
Prozessor: ab 1,8 GHz Pentium
Arbeitsspeicher: ab 1,0 GByte
Festplattenspeicher: ca. 2 GByte (zzgl. temporärer Speicher und Nutzdatenspeicher)

Besonderheit: InDesign CS4 ist nicht auf Dateisystemen installierbar, die case sensitive sind, also zwischen Groß- und Kleinschreibung unterscheiden, sowie auf Datenträgern, die auf Flash-Speicher basieren.

Adobe InDesign CS4

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