Studie: Fernsehen macht schwanger

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Ein Glanzstück der modernen Verhaltensforschung kommt aktuell von der RAND Corporation, einem ursprünglich militärisch-industriell ausgerichteten Thinktank aus der Zeit des kalten Krieges. Stolz verkünden die mit dem Ableben der seligen Sowjetunion eigentlich arbeitslos gewordenen Lieferanten von Propagandamazerial Propagandamaterial, ihre Studie sei die erste, welche Sex im Fernsehen mit frühen Schwangerschaften in Verbindung bringe.

Zu diesem Zweck befragte man 718 Teenager im Alter von 12 bis 17 Jahren nach ihren Fernsehgewohnheiten. Die mit dem höchsten Soap-Verbrauch bzw. dem grössten Interesse an Filmen und TV-Serien, die was mit Sex zu tun haben, werden demnach doppelt so oft Mutter oder Vater wie solche, die an den erwähnten Themen kein Interesse zeigen. Ach.

“Wir wollen hier keinen kausalen Zusammenhang herstellen”, so RAND-Verhaltensforscherin Anita Chandra in einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Reuters, “aber nach unserer Einschätzung besteht hier ein Zusammenhang”. Danke, Anita, aber wie Propaganda funktioniert, wussten wir schon: Man nimmt ein paar nachweisbare Fakten und garniert sie mit Vermutungen. Schwupps, schon steht der Russe vor der Tür und bedroht die Freiheit und Demokratie. Jedenfalls war das früher so – heute werden Thinktanks eben dafür bezahlt, über die Folgen einer verfehlten US-amerikanischen Aufklärungspolitik (im Sinn von Sexualkunde, nicht von Spionageflugzeugen) hinwegzutäuschen.

Oder über den unverantwortlichen Umgang mit Schusswaffen – auch hier hören wir dieser Tage wieder einmal von “nicht-kausalen” Zusammenhängen und schlimmen Videospiel-Einflüssen auf Teenager. Jetzt bin ich gespannt, ob die erwähnte RAND-“Studie” kommentarlos in der Mainstreampresse zu hören, lesen und sehen ist, oder ob die Vernunft doch mal langsam zunimmt. [fe]

Reuters

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