Test: Adobe Illustrator CS4
Freies Malen – ohne Zahlen

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Flexiblere Gradienten und Transparenzen

Mit Illustrator CS4 lassen sich jetzt in Windeseile Farbverläufe direkt auf Objekten anlegen, die sofort sichtbar sind und sich mit Schiebereglern leicht anpassen lassen und mehrere Farben kombinieren. Dabei ist die Deckkraft für den gesamten mehrfarbigen Verlauf oder für jede Farbe einzeln festzulegen. Anwender können damit jetzt einfacher Farben auf Ebenen kombinieren, mit einander vermischen, ausblenden und Hintergrundobjekte durchscheinen lassen.

Bildergalerie

Als nützlich und arbeitserleichternd erweist sich etwa der Schieberegler für Opacity (Deckkraft) auf der Gradienten-Palette, der auf jeden Farbstop angewendet werden kann. Ebenfalls per Schieberegler ist das Winkelmaß des ausgewählten Verlaufs festzulegen. Auch die Dimensionen runder oder elliptischer Verläufe sind intuitiv zu konfigurieren. Objekte können auch mehrfach gefüllt werden, indem Anwender Farben etwa mit Transparenzen kombinieren, Highlights oder Schattenbereiche bestimmen. Wird die Form des Objekts nachträglich verändert, bleiben die Einstellungen der Gradienten erhalten beziehungsweise Illustrator passt diese entsprechend der Formausprägung automatisch an.

Eine bessere Interoperabilität zwischen Illustrator und Photoshop, Flash sowie Fireworks ergibt sich, weil beim Dateiaustausch die Einstellungen für Transparenzen erhalten bleiben.

Adobe Illustrator CS4

Der Klecks-Pinsel erlaubt das einfache Malen, ohne sich zugleich um Pfade und Anker kümmern zu müssen. Zum Beispiel mit dem Radiertool sind die Formen leicht anpassbar.

Schnelle Vektoren und Kombi-Projekte

Noch mehr Gefühl von einfachem Malen statt vektorbasiertem Zeichnen vermittelt der neue Klecks-Pinsel (Blob Brush) in Illustrator CS4. Dieser erstellt bereits während des Skizzierens automatisch eine saubere Vektorform als Silhouette (Outlined Shape), so dass sich der Benutzer zunächst nicht um Vektoren und Ankerpunkte bemühen muss. Falls sich gezeichnete Striche überkreuzen, integriert der Blob Brush diese automatisch in die für die Form notwendigen Pfade und vermeidet das sonst häufig auftretende Durcheinander von Pfaden. Mit dem Eraser-Tool lässt sich die Form auch im Innenbereich leicht nachbearbeiten. Darüber hinaus können Anwender direkt auf eine fertige Form oder ein Objekt weitere malen. Damit sind komplexe Vektorformen schnell erstellt. Künstler malen dabei mit kalligrafischen oder mit selbst definierten Pinseln. Die Toleranz für Farbtreue, Genauigkeit und Glätte lässt sich einfach per Schieberegler anpassen.

Es lassen sich mit Illustrator CS4 nicht nur Objekte und Formen einfach kombinieren, sondern auch Detailprojekte. Soll ein Design samt Logo etwa für ein Web-Banner, eine Print-Anzeige, eine CD-Hülle, einen Aufkleber und ein Flaschenlabel erstellt werden, müssen nicht mehr fünf verschiedene Dateien erstellt und die Objekte umständlich herumkopiert werden. In einem Illustrator-Dokument können Anwender jetzt bis zu 100 so genannte Artboards, Arbeitsbereiche, kombinieren. Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel Einstellungen, Stile, Objekte, Profile und angepasste Werkzeuge gleichzeitig nutzen und Anwender haben die ständige optische Kontrolle und Übersicht über die Designs. Die Artboards können kombiniert und neben-, über-, untereinander oder frei angeordnet werden. Wer sie exportieren muss, kann dies im Rahmen eines automatisch erstellten mehrseitigen PDF-Dokuments oder als automatisch durchnummerierte Folge einzelner Grafikdateien machen.

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Verläufe und Transparenzen lassen sich mit den Kontrollpaletten schnell anpassen.

Bessere Programmoberfläche

Zu leichteren Zeichnen mit Illustrator CS4 trägt die vielfach überarbeitete und ergänzte Oberfläche einen entscheidenden Teil bei. So unterstützen Smart Guide-Infos, die an die Positionierhilfen aus InDesign erinnern, beim exakten Setzen und Verschieben von Ankerpunkten. Gradienten lassen sich nun direkt am Objekt kontrollieren und einstellen. Der Weg über die Palette nicht mehr erforderlich.

Die Appearance-Palette hingegen, auch bekannt aus Photoshop CS4, hilft beim Anpassen und Kontrollieren von Objekten, indem sich Effekte damit schnell hinzuklicken oder ausblenden und nachträglich immer noch ändern lassen. Bei einem Objekt können damit zugleich mehrere Änderungen vorgenommen werden. Sofern mehrere Objekte mindestens eine Einstellung gemeinsam haben, erlaubt die Appearance-Palette aber auch, diese für alle ausgewählten Objekte gleichzeitig zu bearbeiten. Das beschleunigt das Arbeiten in Einzelfällen deutlich, denn Effekte, Füllungen, Rahmen, Verzerrungen, Schatten und viele weitere Anpassungen müssen nur einmal vorgenommen werden. Attribute, die über die Appearance-Palette ein- und ausblendbar sind, lassen sich indes auch leicht per Copy and Paste auf andere Objekte übertragen.

Soll in einem komplexen Designprojekt nur ein einzelnes Objekt bearbeitet werden, das unter Umständen zwischen mehreren Ebenen und Objekten eingebunden ist, hilft der Isolationsmodus. Dieser unterstützt jetzt mehr Objekte wie auch kombinierte Pfade, Verläufe, Bilder und Masken. Auf Wunsch verschafft der Outline-View ebenso wie das schnelle Ein- und Ausblenden von Objekten mehr Übersicht. Ist ein Bildelement fertig, kann der Anwender es arretieren und vor ungewollten Änderungen schützen. Wie in Photoshop und InDesign der Generation CS4 unterstützt auch Illustrator das Tabbed Browsing durch geöffnete Dokumente und bringt zahlreiche Voreinstellungen für deren gleichzeitige Darstellung auf der Arbeitsfläche mit. Für die
so genannten Workspaces, die vor allem die Anzeige bestimmter Werkzeuge und Paletten betreffen, bietet Illustrator ebenfalls eine Vorauswahl. Anwender können zwischen Optionen wählen, die Freehand, InDesign oder Photoshop ähneln sowie Funktions-orientierten Ansichten, die vor allem für Malen, Typo, Web oder Print und Proof geeignet sind. Einsteiger greifen am besten zunächst zur Einstellung Essentials, die alle notwendigen Werkzeuge bereithält und eine gute Übersicht bietet.

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Die Oberflächen-Konfiguration von Illustrator passt sich auf Mausklick den Bedürfnissen an.

Nützliche Neuerungen

Aufwändige Textgestaltung ist in Illustrator CS4 nunmehr eine Sache von wenigen Sekunden. Denn die Grafik-Styles-Palette bietet bereits zahlreiche Designs zur direkten Übernahme an und zeigt das Ergebnis sofort im Live-Preview als Thumbnail-Popup. In Kombination mit der Appearance-Palette lassen sich schnell komplexe Gestaltungen umsetzen – besonders für Einsteiger ist dies eine effiziente Arbeitsweise. Illustrator bringt darüber hinaus mehr Library-Content mit für vordefinierte Effekte wie Blur, Schlagschatten, Airbrush. Natürlich sind weiterhin eigene Effekte und nachbearbeitete Effekte ebenfalls darin zu speichern.

Im Bereich Druckvorstufe mögen die Vorschauen auf Farbseparationen dienlich sein. Mit der neuen Separations-Preview-Palette kontrollieren professionelle Anwender die eingesetzten Farben und vermeiden ungewünschte – und mitunter teure – (Fehl-)Druckergebnisse.

Künstler, die mit dem Design von Webanwendungen befasst sind, dürfen sich zudem über die Integration von Flex 3 freuen. Mit den Flex Skin Design Extensions für Illustrator können Illustrator-Entwürfe in das native Flex-Format exportiert und mit dem Open-Source-Framework für Webapplikationen und dem Flex Builder 3 verwendet werden. Der ergänzte Export von Illustrator erlaubt nun ebenfalls, eigene Artboards mit Flash und InDesign auszutauschen.

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Komplexe Textdesigns sind mit der Styles- in Kombination mit der Appearance-Palette eine Frage weniger Minuten.

Testergebnis

Große Überraschungen suchen Anwender in Illustrator CS4 vergebens. Doch sämtliche Neuerungen – angefangen von der gründlich überarbeiteten Benutzeroberfläche bis hin zu den Werkzeugen für Gradienten, Transparenz und dem Klecks-Pinsel – setzen auf einfacheres und schnelleres Arbeiten. Damit integriert sich Illustrator gut in die vierte Garde der Creative-Suite-Applikationen.

Illustrator CS4
Hersteller: Adobe
Internet: www.adobe.de
Preis: 855,61 Euro, Upgrade für 296,31 Euro

Note: gut *
Leistung (50%): gut
Bedienung (30%): gut
Ausstattung (20%): gut

* Getestet wurde die Beta-Version. Die finale Version ist seit vergangener Woche im Handel.

Das ist neu
Freie Arbeitsbereiche für Kombiprojekte
Transparenzen in Farbverläufen
Farbverläufe direkt auf Objekten bearbeiten
Silhouetten-Zeichentool
CS4-konforme Bedienführung
Schnelle Previews von Farbseparationen
Grafikstile mit Live-Preview

Systemvoraussetzungen
Betriebssystem: ab Windows XP SP2 und Vista Home Premium SP1, MacOS X 10.4.11 bis 10.5.4
Prozessor: ab 2 GHz Pentium oder PowerPC G4, G5
Arbeitsspeicher: ab 1 GByte
Festplatte: etwa 2 GByte (zzgl. temporärer Speicher und Nutzdatenspeicher)

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