IT-Boss verschwunden (und mit ihm 67 Millionen Euro)

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Die Erbsenzähler von Ernst & Young fanden die Firma einfach toll. Diese Experten verbesserten den eigenen Ruf nicht gerade, indem sie die IT-Firma noch eine Woche zuvor als eine der besten überhaupt bejubelten. Auch den Wirtschaftsprüfern von KPMG, wen wundert es, war in den letzten Jahren rein gar nichts Besonderes aufgefallen. Vermissen wird die Firma und ihren verschwundenen CEO auch das Radsportteam von Bjarne Riis, zu dessen Hauptsponsoren IT Factory gehörte.

Hinter den Kulissen ging es überhaupt nicht wie bei ehrbaren Kaufleuten zu, wie inzwischen enthüllt wurde. Offenbar unterhielt Bagger in Firmennähe ein geheimes Büro in einem Konferenzhotel, in dem er Dokumente und Unterschriften zu fälschen pflegte für seine betrügerischen Windgeschäfte. Quellen zufolge sollen bis zu 90 Prozent der Firmenumsätze auf vorgetäuschten und gefälschten Verträgen beruhen. Die Rede ist auch von nicht existenter IT-Ausrüstung und anderen Gegenständen, die an Leasingfirmen veräußert wurden, wobei die Erlöse an dubiose Offshore-Firmen gingen. Auf diese Weise soll Bagger über Jahre hinweg eine halbe Milliarde Dänische Kronen (67 Millionen Euro) abgezweigt haben.

Die dänische Ausgabe von Computerworld hatte vor Wochen begonnen, die Geschichte hinter dem scheinbaren Erfolg von IT Factory zu recherchieren. Auf der Website von IT Factory waren ihnen Referenzkunden und Reseller aufgefallen, die nicht das waren, was sie sein sollten. Einige erklärten, gar keine Geschäftsbeziehungen mit IT Factory zu unterhalten. Dafür waren Firmen dabei, hinter denen die verurteilten Betrüger Mikal P. Ljungman und Carl Freer standen.

Jetzt ist der CEO weg, 115 Jobs sind futsch, die dänischen Zeitungen überschlagen sich mit Geschichten über den Betrüger. Stein Bagger, ein früherer Bodybuilder, unterhielt nach Andeutungen der dänischen Polizei auch Beziehungen zu den Hells Angels. Von ihnen sei mutmaßlich auch der brutale Überfall auf einen Geschäftsmann ausgeführt worden, der Bagger ebenfalls zur Last gelegt wird.

Bagger verschwand letzten Donnerstag während einer Vergnügungsreise nach Dubai, die er mit seiner Frau unternahm. Die dänische Polizei nimmt sachdienliche Hinweise entgegen.

(nik)

Tech Crunch

Computerworld Dänemark

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