Bitkom: Konjunkturprogramm für Investitionen in Hightech nutzen
Schnelles Internet für alle
50 MBit/s für alle Bundesbürger
Noch kann man es sich kaum vorstellen: Schnelle Hochgeschwindigkeitsnetze in ganz Deutschland – egal ob auf dem Bauernhof oder beim Snowboarden im Gebirge. Vorbei das Suchen nach einer halbwegs akzeptablen UMTS-Verbindung, um schnell Mails zu checken. Es könnte ja immer ein größeres Attachement dran sein, also will man lieber auf »Nummer sicher« gehen und von vornherein einen leistungsfähigen Zugang haben. Dass dies nicht nur ein Problem von entlegeneren Regionen ist, hat der Autor dieser Zeilen kürzlich selbst erlebt: Direkt am Rhein, unweit der Düsseldorfer Innenstadt, hat er einige MByte mit einer einfachen GPRS-Verbindung zu übertragen versucht – und fühlte sich in der digitalen Steinzeit. Nun also soll alles anders, sprich schneller werden. Und zwar flächendeckend für alle – privat wie geschäftlich. So steht es im Entwurf zum zweiten Konjunkturpaket, den die Koalition auf den Weg gebracht hat. Bis 2014 sollen drei Viertel aller Haushalte in Deutschland an moderne Glasfasernetze angeschlossen sein, das heißt in der Praxis mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde surfen können; 2018 sollen schließlich alle in Deutschland mit dieser Geschwindigkeit ins Internet gehen können. Dieser Ausbau von Breitbandnetzen der nächsten Generation ist aus Sicht der Hightech-Industrie ein wichtiger Schritt für den Standort Deutschland. »Wir begrüßen die geplante Breitbandstrategie der Bundesregierung uneingeschränkt«, sagt Bitkom-Vizepräsident und Deutsche Telekom-Chef René Obermann. »Moderne Datenautobahnen schaffen Wachstum und neue Arbeitsplätze. Davon profitiert die gesamte deutsche Volkswirtschaft.«
Allerdings mahnt der Verband auch. »Das Geld aus dem Konjunkturpaket darf nicht nur in Blech und Beton fließen, sondern auch in moderne Technologien und ITK-Lösungen«, sagte Bitkom-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer im Interview mit eWeek Europe. Das heißt auch Notebooks für Schulen und bessere IT-Ausstattung in den Laboren. Und: Die Politik muss aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. »Die einseitige Ausrichtung der Programme zum ‘Aufbau Ost’ auf Konsum und Bau hat nicht die erhofften Erfolge gebracht.« (Video und Podcast)
Die jetzigen Investitionen seien die Grundlage für ein nachhaltiges Wachstum im nächsten Aufschwung, da sind sich wohl die meisten einig. Und Bitkom untermauert dies auch mit einer »Berliner Erklärung« der Hightech-Industrie zur Wirtschaftskrise. Einige der zentralen Forderungen darin:
• Erhöhung der Investitionssicherheit in ITK-Infrastrukturen und Freigabe der Frequenzen der Digitalen Dividende für den konsequenten und flächendeckenden Ausbau der deutschen Breitbandinfrastruktur.
• Aufbau intelligenter Verkehrsinfrastrukturen, die Staus und Schadstoffausstoß reduzieren und die Verkehrssicherheit erhöhen.
• Investitionen in Bildung, u.a. durch die verbesserte Ausstattung von Schulen mit neuen Medien. Die Versorgung der Schülerinnen und Schüler mit Notebooks sollte gefördert werden.
• Ausbau von E-Government: Schnelle Einführung der qualifizierten elektronischen Zertifikate mit dem elektronischen Personalausweis und der De-Mail.
Wenn man an das eingangs erwähnte »Kommunikationsloch« am Rheinufer zurück denkt, erscheint das alles noch in weiter Entfernung. Allerdings – und da sind sich Kritiker wie Befürworter des Konjunkturpakets einig – die Grundlagen für den nächsten Aufschwung werden jetzt gelegt. Und dann ist das keine Utopie mehr: Landwirte werden die Hilfe einer TV-Kuppelmutter nicht mehr benötigen, denn der Zugang zu diversen Flirtportalen steht künftig auch in dünn besiedelten Regionen zur Verfügung. Manche Dienstreisen werden überflüssig und schonen obendrein noch die Umwelt, da Videokonferenzen an der Tagesordnung sein werden. Firmenansiedlungen werden leichter, neue Arbeitsplätze entstehen. Ein unschätzbarer Vorteil im Wettbewerb der Regionen um Ansiedlungen nicht nur in Europa.