Windows 7 und der Obama EffektDas Admin-Wort der Woche KW 08/2009
Admin-Wort der Woche – Windows 7 und der Obama-Effekt
Windows Vista war bei Unternehmenskunden ein Misserfolg auf ganzer Linie. Der Dauerbrenner auf dem Unternehmens-Desktop ist daher auch heute noch das – je nach Sichtweise entweder altbewährte, oder einfach nur veraltete – Windows XP, das 2001 eingeführt wurde.

Jetzt hat das Warten auf einen adäquaten XP-Nachfolger anscheinend ein Ende. Die finale Version von Windows 7 kommt noch in diesem Jahr auf den Markt, die Beta ist jetzt schon da. Schon in der ersten Betaversion läuft das neue OS erstaunlich flott, hat auch der Windows7-Test des Kollegen von der PC Professionell gezeigt. Windows 7 fühlt sich sogar schneller an als sein Vorvorgänger XP, über die Performance von Vista breiten wir an dieser Stelle lieber den Mantel des Schweigens. Damit gibt es auch für Unternehmenskunden einen guten Grund, wieder intensiver über das Thema Migration nachzudenken.
Die Reaktionen der Anwender auf das neue Windows sind euphorisch. Liest man Blogeinträge, könnte man glauben, MS habe gerade als erstes Unternehmen den tiefen Teller oder etwas ähnlich Bahnbrechendes erfunden. Nüchtern betrachtet, ist Windows 7 weit weniger innovativ. Es gibt eine Reihe von Neuerungen (siehe hier ), diese sind aber eher in den Bereich Feintuning einzuordnen – der große Wurf sieht anders aus. Dass die Anwender trotzdem so überschwänglich reagieren, liegt weniger an den technischen Qualitäten von Windows 7, sondern vielmehr an der aktuell niedrigen Erwartungshaltung.
Bei Windows 7 greift nämlich der Barack-Obama-Effekt. Obama mag alles haben, was ein amerikanischer Präsident braucht, aber sein Heilsbringer-Status hat andere Gründe: Seit 2001 hat die amerikanische Regierung in vielen Bereichen entweder gar nichts gemacht oder zielsicher das Falsche. Deswegen sind die Amerikaner auch so entzückt über ihren neuen Präsidenten, der – man glaubt es kaum – tatsächlich mit etwas gesundem Menschenverstand gesegnet ist und es trotzdem ins Weiße Haus geschafft hat. Kurz gesagt: Ohne die 8 Jahre Misswirtschaft des George W. Bush wäre Obama nie zum Volkshelden geworden.

Das derzeitige Bohei um Windows 7 hat vergleichbare Ursachen. Seit dem ersten Release von XP sind 8 Jahre ins Land gegangen, in denen man als Anwender bisweilen erheblich strapaziert wurde. Erst passierte 6 lange Jahre nichts, dann kam mit Vista ein völlig aufgeblähter und für Unternehmen unattraktiver Nachfolger auf den Markt. Dass man jetzt in den Foren ein zwar durchaus passables, aber alles andere als revolutionäres Betriebssystem wie Windows 7 so feiert, ist für Microsoft aber nur vordergründig ein Erfolg. Es zeigt allenfalls, wie wenig die Anwender inzwischen von Microsoft noch erwarten.
Der Autor

Sascha Steinhoff lebt und arbeitet als freier Journalist in Bangkok und München. Er veröffentlicht zu den Themen Business-IT, Administration und Fotografie. Sein aktuelles Projekt ist die Webseite www.diasdigitalisieren.info, die sich der digitalen Archivierung analoger Bildaufnahmen widmet. In seiner Zeit als Verantwortlicher für den Netzwerk-Teil der gedruckten Ausgabe der PC Professionell sammelte er zahlreiche Einblicke und Kontakte in die Welt der Administratoren.