IETF entwickelt neue Routing-Technik

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Internet-Provider und Großunternehmen verteilen ihren Netzwerkverkehr über verschiedene Telekom-Carrier – Webserver- und Datenübertragung. Die Technik dazu nennt sich Multihoming und die Automatisierung der Verteilung geschieht bei jedem Hersteller von Routern für Massen-Traffic ein bisschen anders – oder per Handarbeit der Administratoren.

Cisco-Ingenieure meinen nun, ihre Ansätze könnten mit einem neuen offenen Standard die Problematik lösen. Ein neuer Tunneling-Mechanismus soll die Router skalierbarer machen. Der Standardisierungsvorschlag wird LISP genannt – das steht für “Locator/ID Separation Protocol”.

Das Protokoll teilt, vereinfacht erklärt, im Router die IP-Adressen in zwei Funktionsblöcke auf: einer für die Systeme, die die Daten im Internet entgegennehmen sollen und einer für die Daten, die transportiert werden. Diese Aufteilung erlaubt LISP, die Zielinformationen mit den Datenblöcken zu sammeln statt sie jeweils einzeln in den Core-Router zu speichern und Routing-Info mitzuschleifen. Das spart Zeit und Speicherplatz.

Die Methode der »dynamic encapsulation« packt jedes Datenpaket, das in den Router kommt, erst einmal in einen »IP wrapper«, der Information über den Ziel-Serviceprovider enthält – noch nicht die IP-Adresse des Empfängers. Der Wrapper, also die Dateneinkapselung, wird dann wieder vom Datenpaket entfernt, wenn dies beim Zielprovider ankommt.

LISP arbeitet zusammen mit dem »Border Gateway Protocol« (BGP), dem zentralen Kommunikationsmechanismus zwischen Routern. Das Problem mit diesem, so Cisco-Forscher Dino Farinacci, sei vor allem, dass hier noch die IP-Adressen den einzelnen Hosts zugewiesen werden, aber die vielen Weiterleitungspunkte dazwischen viel Datenballast erfordern. Das heißt, die Router auf den Netzwerken dazwischen müssen eben alle die kompletten Routing-Informationen mitschleifen. Das sei nicht dynamisch genug und schlucke Netzwerkzeit.

Ziel ist nun, die Netzwerk-topologischen Informationen von den Adresszuweisungs-Prozeduren zu trennen – dies würde auch die Größe der BGP-Routingtabellen merklich verkleinern.

Die LISP-Befürworter argumentieren, dass die Technik es für Unternehmen leichter machen könnte, den Provider zu wechseln, ohne dabei jedesmal die IP-Adressen der Netzwerkschnittstellen anpassen zu müssen. Die Geräte-Identifikationen würden bei LISP immer identisch bleiben, und die Datenpaketkapselung könnte sogar die Einbindung neuer Funktionen erlauben, ohne am offenen Herzen der Firmware oder des Gerätespeichers operieren zu müssen. (Manfred Kohlen)

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