Chinesische Handy-Robin-Hoods sahnen ab
Sind die US-Amerikaner nur neidisch, weil sie nicht so günstige Geräte bekommen wie die Chinesen? Die Reporter der New York Times haben sich in die Höhle des Löwen begeben: In Shenzen, der nächsten großen chinesischen Stadt neben Hongkong, gibt es ganze Computer-Warenhäuser – und in ihnen gibt es Handy-Abteilungen, in denen 20 Prozent der Waren Fälschungen sind.
Die Hersteller seien alle im Umkreis der Stadt aktiv, bestätigen Verkäufer dem New Yorker Reporter. »Shanzai« nennen das die Einheimischen – ein chinesisches Wort für eine Art Robin Hood. Die Shanzai-Telefone könnten von Firmen mit nur wenigen Leuten produziert werden, erklärt ein Shop-Betreiber, früher habe man dazu hunderte von Produktdesignern bezahlen müssen.
Dass man damit den Erfindern der Geräte schadet, geht hier offenbar in die meisten Köpfe nicht hinein. Die Käufer sind eher stolz, mit dem Kauf chinesischer Produkte die lokale Industrie zu fördern. Manchmal entstehen aus den Kopien auch wahre Neuheiten, etwa der iPhone-Killer Meizu M8. Wie viel Apple da noch drin ist, weiß keiner so recht, und so haben wir es auch noch in deutschen Shops gefunden (wie hier in electdragon) – mal sehen, wie lange noch.
Die Technik für die schnelle Herstellung von Handy-Fälschungen kommt übrigens wie die Originale ebenfalls aus einem demokratischen Land: aus Taiwan. Hier sitzt die Firma Mediatek, deren Technik den meisten chinesischen Clones zugrunde liegt. Die Taiwaner kennen zwar nicht das Volkseigentum als solches (»alles gehört allen«), wie es durch die Kommunisten Jahrzehnte in Festlands-chinesische Köpfe geprügelt wurde – doch Chinesen sind sie eben auch, und gute Geschäfte mit der Volksrepublik machen sie gerne. Und was diese dann mit den Chipsets aus dem Land der Insel-Chinesen macht, ist ganz einfach deren Sache. In beiden Ländern hat man also kein schlechtes Gewissen. Bis der Westen aus seiner Finanzkrise heraus ist, sind die »Fernöstler« so weit, dass sie selbst innovative Produkt bauen. Auswandern? µ