Ist Google schuld an der Weltwirtschaftskrise?
Der vom englischen Inquirer gesichtete Spot behauptet frech, eine Schwemme an unwichtigen Informationen im Internet hätte verhindert, dass die sich abzeichnende Krise bemerkt wurde. Während jedermann »lost in the links«, also verloren in den Suchergebnissen verheddert war, suggeriert eine Stimme, sei unbemerkt von den Usern sozusagen bereits die Welt (der Wirtschaft zumindest) untergegangen. »Wir brauchen kein Herumgesuche, das bloß neue Fragen aufwirft und Verwirrung stiftet«, so die aggressive Schlussfolgerung: Ab sofort sei »search overload« vorbei.
Ohne den etablierten Konkurrenten Google beim Namen zu nennen, legt der Spot für Microsofts Eigenentwicklung Bing nahe, die etablierte Suchmaschine wäre hinterm Mond und schuld daran, dass die Menschen ihre Hypothekenschulden nicht bezahlt hätten. Der ziemlich freche, um nicht zu sagen unverschämte Spot ist der erste innerhalb einer weltweiten 100-Millionen-Dollar-Kampagne, es kann also noch mehr an großkalibrigen Sprüchen im Steve-Ballmerschen Rambo-Rüpel-Stil auf die Zuschauer zukommen.
Die Redaktion des Inquirer in London kommentiert die ungerecht vergleichende Werbung ironisch-schlagfertig wie folgt: »Nachdem die meisten Computer auf der Welt unter Windows laufen, war wohl eher Microsoft schuld an der Krise.« Einfache Welterklärungsmodelle sind halt immer die Schönsten – solange man sie nicht ernst nimmt. Und Ironie im Fernsehen war schon immer eine heikle Sache.