Qualitätsmängel? Foxconn verliert Apple- und Sony-Deals an Quanta

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Lächerlich billige Preise hätten die Hersteller dazu gebracht, mehr Geräte bei Foxconn (alias Hon Hai Precision Industry) produzieren zu lassen. Mit der »Precision« hat es wohl manchmal gehakt, erklärten Industrie-Insider, die meine Kollegin Silvie Barak auf der vergangenen Computex in Taipei kennengelernt hatte.

Dem taiwanischen IT-informationsdienst Digitimes zufolge erntet der Auftragshersteller nun die Früchte seiner Billigproduktion: nicht nur die Notebooks, sondern auch die Aufträge brechen zusammen.

Foxconn-Mitarbeiter

Foxconn lässt einen gutenTeil seiner Produktion im kommunistischen Festlands-China vornehmen – woher man sich die abgrundtief niedrigen Preise erklären kann, mit denen das Unternehmen die Konkurrenz unterboten hatte. Die Arbeiter dort scheinen hin und wieder bei der Qualitätskontrolle einzuschlafen, erklärte auch uns ein taiwanischer Marktbeobachter. Und so kamen immer öfter Beschwerden über fehlerhafte Apple-Notebooks und -iPhones oder Sony-Laptops bei den Herstellern an.

Apple-Insider in Cupertino wiederum deuten gegenüber meiner britischen Kollegin an, dass der kalifornische Apfelzüchter den taiwanischen OEM für die Qualitätsprobleme verantwortlich macht. Außerdem seien Apple und andere Hersteller »not amused« über die Tatsache, dass der asiatische Auftragshersteller nun auch noch eigene Geräte produziere. Auch Digitimes bestätigt: Quanta hat die bessere Produktion – und daher geht die Hälfte von Apples taiwanischen Deals künftig an Quanta.

Foxconn, von vielen schon als Elektronikspielzeugfirma belächelt, kann mit diesen Verlusten umgehen: Andere Hersteller wie Dell, HP und Asus haben den Doppel-Chinesen (Zentrale in Taiwan, Produktion in China) wieder neue Aufträge gegeben.

Und nach einer Meldung von heute will Foxconn offenbar »gute Mitarbeiter« unter seinen chinesischen Angestellten belohnen. Mit Aktienoptionen als Bonus. Als Bonbon für bessere Arbeit?

Vielleicht bleiben die Foxconn-Geräte trotzdem billiges Plastikspielzeug. Denn Marktbeobachter sind sich sicher, die »Bonuskultur in China« sei eine andere als die in Taiwan. Es helfe also Alles nichts! Und als Besucher der Börse in Shanghai kann ich nur bestätigen: In der Volkrepublik sieht man Aktien und Optionen auch nicht anders als Lottoscheine und die Börse als Spielhölle (womit diese Fernöstler nicht so ganz falsch liegen dürften). µ

L’Inqs:
Sylvie Barak über die Digitmes-Meldung und was ihre Taiwan-Connections dazu sagen
Digitimes: Aufträge wandern von Foxconn zu Quanta
Notebook-Herstellung: Bonus für Mitarbeiter, die nicht einschlafen

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