Umweltschutz – trotz Wirtschaftskrise

CloudGreen-ITIAASInnovationIT-ManagementIT-Projekte

Das Ergebnis einer kürzlich von der Beratungsfirma Experton Group durchgeführten Befragung ist überraschend: Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen gab an, eine allgemeine Umweltpolitik definiert zu haben und zwei Drittel haben die Entsorgung der Altgeräte über eine solche geregelt. Beim IT-Betrieb und bei der Beschaffung halten allerdings nur wenige Unternehmen eine verbindliche Umweltpolitik ein.

»Dieses Ergebnis ist angesichts der derzeitigen Wirtschaftskrise und der mit ihr verbundenen Einspardiktaten verwunderlich«, erklärt Wolfgang Schwab, Senior Advisor der Experton Group. Seiner Meinung nach »lassen sich erhebliche Kosten beim Betrieb einsparen, und beim Einkauf der Hardware wird der Grundstein für den zukünftigen Energiebedarf der IT-Infrastruktur gelegt.«

Konsolidierung und Virtualisierung
Ein Fünftel der befragten Unternehmen gab an, bislang keine Umweltpolitik definiert zu haben, und wiederum 15 Prozent dieser Gruppe will dies in den nächsten zwölf bis 18 Monaten nachholen. Die Berater der Experton Group sehen den Grund darin, dass diese Unternehmen nicht in Branchen tätig sind, die eine Produktion im engeren Sinne unterhalten oder mit umweltgefährdenden Substanzen arbeiten.

Die letzte Green-IT-Studie der Experton Group vom Juli 2009 zeigte, dass sich insbesondere Konsolidierung- und Virtualisierungsprojekte steigender Beliebtheit erfreuen. Wolfgang Schwab geht davon aus, dass mit dem nächsten Wirtschaftsaufschwung auch die Investitionen in die anderen Teilbereiche von Green IT anziehen werden: »Nicht, weil die IT-Verantwortlichen ihre grüne Seite entdecken, sondern weil sie unvernünftiges Verhalten einfach nicht mehr bezahlen können.«

Der  Markt für Green-IT-Lösungen soll bis zum Jahr 2011 auf knapp 15,4 Milliarden Euro steigen. (Grafik: Experton Group)

ITK-Branche startet Allianz für Green IT
Auf wirtschaftspolitischer Seite soll die jetzt gegründete »Green IT Allianz« der ITK-Wirtschaft frischen Wind in den Umwelt- und Klimaschutz in Verbindung mit IT-Technologien bringen. »ITK kann, muss und wird nach Einschätzung aller Beteiligten ein zentraler Baustein sein, um die internationalen und nationalen Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Energiekosten in Wirtschaft, Verwaltung und Privathaushalten zu senken«, erklärte Bitkom Präsident August-Wilhelm Scheer beim Start der Allianz im Juli 2009.

Die wichtigsten Ziele der Initiative, die auf dem 3. Nationalen IT-Gipfel im November 2008 entstand:

• Weiterentwicklung der politischen und wirtschaftlichen Agenda für Green IT

• Ausbau der Vorreiterrolle der ITK-Branche im Bereich Green Technologies

• Verbesserung der Export-Chancen deutscher und insbesondere mittelständischer Technologieanbieter

• Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen Anbietern, Anwendern, Politik und Wissenschaft

Der Einsatz intelligenter ITK führt zwar zu erhöhtem Energiebedarf, hilft aber gleichzeitig, ein Mehrfaches an Ressourcen und damit auch Kosten in vielen anderen Branchen einzusparen. Der Bitkom-Präsident nennt hierfür einige Beispiele: »Stromnetze können mit IT gleichmäßiger ausgelastet, Produktionsprozesse können effizienter organisiert werden. Prototypen können am Rechner gebaut und erprobt werden, Telekommunikationsleistungen substituieren Verkehrsleistungen, Pendler werden zu Telearbeitern, Videokonferenzen ersetzen Flüge.«

Große Unternehmen in der Green IT Allianz
In der Green IT Allianz engagieren sich neben verschiedenen Forschungseinrichtungen und dem CIO Colloquium als Vereinigung der wichtigsten ITK-Anwender auch namhafte IT-Unternehmen wie Deutsche Telekom, Fujitsu Technology Solutions, Hitachi Data Systems, Hewlett-Packard, IBM, IDS Scheer, Infineon, Intel, Microsoft, Nokia Siemens Networks, SAP, Software AG und Sun Microsystems.

IT-Hersteller nehmen Umweltschutz ernst
Viele der Unternehmen, die der Green IT Allianz beigetreten sind, verfolgen schon seit geraumer Zeit eine interne Umweltpolitik und haben ihr Portfolio um Green-IT-Produkte erweitert. Eine Vorreiterrolle nimmt sicherlich der IT-Riese IBM ein, der maßgeblich zur Popularität des Green-IT-Konzeptes beigetragen hat.

IBM will den neuen Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes durch einen zweifachen Ansatz begegnen: Zum einen die eigenen Produkte und Prozesse effizienter machen, zum anderen umweltverträglichere Produkte und Services schneller einzuführen. So stehen für den IT-Konzern heute Energie- und Klimathemen ganz oben auf der strategischen Agenda.

IBM hilft seinen Kunden, Energieeffizienz und Umweltschutz entlang der gesamten Wertschöpfungskette umzusetzen. (Bild: IBM Deutschland)

Auch Mitbewerber wie HP engagieren sich für den Umweltschutz So fördert HP mit seinem Eco Solutions Programm umweltfreundliches Produktdesign und Recycling wie auch eine bessere Effizienz von Energie und Ressourcen. Hierfür hat HP entsprechende Standards für den Klimaschutz im eigenen Betrieb sowie entlang der Lieferkette eingeführt.

Ähnlich lange setzt sich Fujitsu für die Entwicklung umweltverträglicher Technologien und Prozesse ein. Ende 2008 hat der Hersteller ein neues »Green IT Label« eingeführt, mit dem umweltfreundliche und energieeffiziente PCs, Notebooks wie auch Server-Lösungen gekennzeichnet werden.

Energieeffiziente und kostensparende IT-Lösungen
Für den Chiphersteller Intel ist der Austausch mit Herstellern und Anwendern von IT-Lösungen besonders wichtig, so war der Beitritt zur Green IT Allianz eine Selbstverständlichkeit »Zudem bietet die Plattform die Möglichkeit, das Bewusstsein bei IT-Anwendern zu stärken, welches Energie-Einsparpotenzial zum einen im Betrieb der IT selbst liegt und zum anderen, wie durch IT Lösungen geschaffen werden können, die sich positiv auf den allgemeinen CO2-Ausstoß auswirken«, erläutert Intel-Sprecher Martin Strobel.

Bei der internen Umweltpolitik verfolgt Intel die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz, Emissionsreduktion sowie Ressourcenschonung sowohl in den eigenen Fabriken als auch in der Verwaltung und den Rechenzentren. Ziel ist dabei, die Umweltauswirkungen der Produkte zu minimieren, vom Design bis zur Entsorgung. Vor Kurzem hat Intel mit T-Systems das Data Center2020 eröffnet, um dort gemeinsam am Rechenzentrum der Zukunft zu forschen (siehe »Intel und T-Systems forschen an klimafreundlichen Rechenzentren« )

Hitachi Data Systems als Anbieter von Speicher- und Virtualisierungslösungen engagiert sich seit mehr als 30 Jahren im Umweltschutz. Die neue Green IT Allianz sieht Georgios Rimikis, Manager Storage Solutions bei Hitachi Data Systems, als eine Chance, dieses Thema weiter zu forcieren: »Vom Design über den Herstellungsprozess und den Betrieb bis zur Entsorgung, vom Zulieferer bis zum Anwender – erst wenn alle diese Faktoren berücksichtigt werden, kann man von Green IT sprechen.«

Für Hitachi bedeute das, nicht allein den Stromverbrauch zu senken, vielmehr müsse der gesamte Wertschöpfungsprozess durchleuchtet werden, meint Georgios Rimikis.
(Stefan Girschner/mt)

Weblinks
Experton Group
Bitkom
Hitachi Data System:
HP Eco Solution:
IBM Green IT
Intel Corporate Social Responsibility Report
DataCenter 2020

 

Lesen Sie auch :