Digitalize it: EU-Kommission will alle Bücher im Netz sehen
Die nationalen Regierungen sollen ihrerseits vorantreiben, wovon die EU-Kommissare (ein Begriff, der bekanntlich auch im Sowjetsystem vorkam) träumen: Google und die USA machen es vor, Europa macht es nach. Gewünscht wird die möglichst komplette Digitalisierung von Büchern, insbesondere auch jenen in Bibliotheksbeständen. Gefragt sind dabei auch solche Werke, denen aus Altersgründen gar kein Urheber mehr zuzuordnen ist. Diese sogenannten »verwaisten Werke« können rechtlich gesehen bislang nicht erfasst, also eingescannt werden, da der Urheber bzw. Rechteinhaber (also z.B. einVerlag) dem zustimmen muss. Die einzelnen EU-Länder haben nun konkret den Auftrag erhalten, das durch nationale Gesetze zu ändern.
Angeblich geht es bei der ganzen Scannerei, so die scheinheilige Argumentation der Brüsseler Gurkenkönige, um die Interessen sehbehinderter Menschen, die Lupe wurde ja bekanntlich noch nicht erfunden. In den USA hat Google bereits ganze Universitätsbibliotheken mit Millionen von Büchern in sein digitales Universum eingesaugt, daher jetzt auch die Panik: Denn die europäische Oberhoheit über Bildung und Kultur, mithin das gesamte Abendland scheint in Gefahr.
Eine Suchmaschine, die nur noch Literatur aus amerikanischen Anbieter-Quellen findet, weil die Europäischen eben nicht eingescannt sind, ist vor allen Dingen eine ungeheure – und jetzt kommt der wahre Beweggrund – Marktmacht.
Google Books führt so indirekt zu einem aufgeweichten Urheberrecht, wenn die EU-Kommissare ihre Vision durchsetzen, denn digitalisiert werden soll jetzt eigentlich alles, was nicht bei »3« auf den Bäumen ist. Das Internet, wir ahnen es allmählich, bedeutet die Modifikation (man könnte auch sagen: Abschaffung) geistigen Eigentums. Q.e.d. (Nichtlateiner bitte googeln).
Quelle: EU