Podiumsdiskussion: Probleme bei grüner IT-Technik
Wie muss ein energieeffizientes Rechenzentrum aussehen? Mit dieser Frage begann die Diskussionsrunde am 22. Oktober auf dem Public Forum der Discuss & Discover in München.
Nach Meinung von Josef Reger, CTO von Fujitsu Technology Solutions, sagt ein optimales RZ noch nichts über dessen Energieverbrauch aus. Nicht vergessen werden dürfe, dass die Leistungssteigerung auch zu einem steigenden Energieverbrauch führen würde. Daher müsse man auch immer den Gesamtverbrauch betrachten. »Bei der IT-Industrie hatten wir leider keine Abwrackprämie, so wurde auch nicht die veraltete Hardware ausgetauscht.«
Europa verliert den Anschluss
Josef Reger wies auch auf den Vorsprung der USA bei Green-IT-Technologien hin: »Noch vor drei Jahren galt Europa grüner als die USA. Inzwischen sind uns die USA in allen Bereichen davongezogen. Wir in Europa müssen nachziehen, wir können es uns gar nicht leisten, auch aus wirtschaftlichen Gründen.« Reger betonte aber auch, dass jedes der bei der Diskussionsrunde vertretenen Unternehmen bei Green IT engagiert sei.
Andrea Cato, Business Development Manager und Energy Efficiency Specialist bei Intel, erklärte, dass es in Deutschland jede Menge Unternehmen gäbe, die kein neues Rechenzentrum benötigen würden. Die bereits vorhandene IT helfe auch schon, Energie einzusparen. Als ein besonders gelungenes Beispiel nannte Cato das neue Logistiksystem von UPS in den USA, das unter anderem zur Senkung des Benzinverbrauchs der Fahrzeugflotte beigetragen habe.
Frank Koch, Infrastructure Architect bei Microsoft, wies darauf hin, dass es hilfreich sei, gesetzliche Grenzwerte beim Verbrauch von Servern einzuführen, wie es bereits in den USA geschehen ist. »Nicht mehr konventionelle Gebäudekomplexe, sondern Container sind die neuen Lösungen. Ihr Vorteil: Der Gesamtenergieverbrauch vom Bau bis zum Betrieb ist deutlich niedriger.«
Das Rechenzentrum der Zukunft ist im Container
Rainer Weidmann, Head of Engineering Infrastructure bei T-Systems, wies darauf hin, dass viele vorhandenen Server nicht für Container geeignet seien und nannte als Alternative zum Energiesparen Videokonferenzen, die inzwischen praxistauglich seien. Josef Reger warf ein, dass diese Container nicht in Europa, sondern eher in Sibirien stehen würden. Außerdem seien Server in ihrer Leistungsfähigkeit häufig für kleinere Unternehmen häufig überdimensioniert. »In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es viele kleinere Stromerzeuger, das Gleiche trifft für die aktuelle Situation der Rechenzentren zu.«
Server müssen Virtualisierung unterstützen
Dieter Schramm, Practice Executive Simplify IT bei Dell, erklärte, dass es sehr wichtig sei, dass die Server-Betriebssysteme die Virtualisierung unterstützen würden. »Wir wollen das grünste IT-Unternehmen werden. Wenn ein Kunde eine CO2-freie IT beziehen will, haben wir hierfür eine Strategie entwickelt, wie das Beispiel der Stadtverwaltung Kopenhagen zeigt.« Die Grenzen der Green IT zeigte Josef Reger auf: »Die IT mit ihrem Anteil von zwei Prozent am globalen Stromverbrauch wird die Welt allein nicht retten können.«
Green-IT-Ranking umstritten
Greenpeace-Guide ist umstritten
Am Ende diskutierten die Teilnehmer über den »Guide to Greener Electronics» von Greenpeace, besser bekannt als Green-IT-Ranking. Josef Reger stellte fest: »Wir wollen schließlich auch Geld verdienen mit unseren Technologien.« Zudem kritisierte er die Methode, die Greenpeace bei dem Ranking anwenden würde.
Andrea Cato von Intel wies darauf hin, dass sich Intel intern für den Einsatz von Windows 7 entschieden habe, auch aus Gründen der Energieeffizienz. Sie begrüßte die neue EU-Regelung für den Stand-by-Verbrauch von unter einem Watt.

Die Teilnehmer der Green-IT-Diskussion (v. l. n. r.): Frank Koch, Microsoft; Andrea Cato, Intel; Rainer Weidmann, T-Systems, Dieter Schramm, Dell; Joseph Reger, Fujitsu Technology Solutions und Moderator Thomas Pyczak, Chefredakteur Chip Communications. (Foto: Chip Communications)
Frank Koch betonte, dass Windows das erste Betriebssystem sei, das keine neue Hardware benötigen würde. »Das heißt natürlich nicht, dass man aus bestimmten Gründen nicht auf eine neue Hardware gehen kann.« Außerdem seien die Energiesparfunktionen in Windows 7 automatisch voreingestellt. »Diese Anstrengungen werden nicht ausreichend berücksichtigt, da immer nur die Hardware betrachtet wird.«
Weidmann sieht hingegen das Ranking von Greenpeace als einen guten Indikator für den IT-Green-Stand eines Unternehmens. Dieter Schramm erklärte die Vorgehensweise des Green-IT-Rankings so: »Viele Materialien von Zulieferern werden von Greenpeace als umweltgefährdend eingestuft.«
(Stefan Girschner/mt)
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