Server virtualisieren – IT optimieren
Schon in den letzten Jahren standen die Virtualisierungs-Vorhaben bei CIOs ganz oben auf der To-do-Liste. In der Krise hat sich das kaum verändert und auch für das Jahr eins nach der größten IT-Flaute sieht es bei Virtualisierungs-Projekten rosig aus.
Dass sich derartige Projekte lohnen, steht außer Zweifel. Robert Helgerth, Senior Director Partner und Mittelstand bei Microsoft, beziffert die Dauer für den Return on Investment mit »zwischen sechs bis acht Monaten«, das ist für IT-Vorhaben ein Spitzenwert.
Waren vor wenigen Jahren noch fast ausschließlich Projekte rund um Server- und Storage-Virtualisierung gefragt, so sieht es heute ganz anders aus: Die Anbieter offerieren Desktop- und Applikations-Virtualisierung und stellen die Weichen für Cloud Computing. Microsoft etwa schreibt sich eine 360-Grad-Strategie auf die Fahnen, VMware kokettiert mit seinem Technologievorsprung und bei Citrix hat es den Anschein, als hätte man sich die letzten 20 Jahre nur darauf vorbereitet, jetzt den Virtualisierungsmarkt endgültig zu erobern.
Vor allem für Server
Trotz zahlreicher Spielarten wird das meiste Geld heute immer noch bei der Server-Virtualisierung verdient. Das sieht auch Andreas Heberger, Manager Server Infrastructure Group bei Microsoft so: »Server-Virtualisierung ist schon lange im Markt angekommen und die angebotenen Lösungen sind ausgereift.« Im Vordergrund steht dabei für die Unternehmen die Konsolidierung ihrer bestehenden x86-Hardware.

Bekannt wurde die Zusammenarbeit von Citrix und Intel als Projekt Independent, dahinter verbirgt sich eine Lösung zur Client-Virtualisierung, die die Mobilität der Mitarbeiter berücksichtigt. (Grafik: Intel)
Die Argumentation für Administratoren, auch vor ihren Geschäftsführern, ist einfach. Konsolidierungsraten von 9:1, 12:1 oder gar 15:1 wie es VMware und Microsoft in einigen Vorzeigeprojekten geschafft haben, sprechen eine klare Sprache in Richtung Kosteneinsparung. Daneben sehen weitere Nachhaltigkeitsvorteile wie Energieeffizienz oder einfach Ordnung schaffen im Dschungel an Servern und Applikationen auch noch sehr gut aus. Denn das löst auch ein weit verbreitetes Problem: Seit Jahren steigt die Anzahl der Server pro Unternehmen quer durch alle Branchen und Unternehmensgrößen.
Eigennutz für Administratoren
Ein bisschen Eigennutz ist auch meist dabei, wenn Administratoren auf die Einführung von Virtualisierung drängen, denn der Aufwand für Pflege der IT-Systeme im laufenden Betrieb ist wesentlich geringer, ebenso können neue Server schneller bereitgestellt werden.
Denn Fakt ist, die Zahl der Server-Installationen geht mit Virtualisierung nicht zurück, im Gegenteil. Die Folgen der steigenden Verbreitung von Server-Virtualisierung zeigt eine jüngst veröffentliche IDC-Studie. Demnach wächst die Zahl der mit einer integrierten Virtualisierungslösung ausgelieferten Server rasant an.
Im vergangenen Jahr haben die Hersteller allein in Westeuropa rund 358 000 entsprechende Systeme verkauft, immerhin ein sattes Wachstum von mehr als 25 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Damit sind 18,3 Prozent der Server insgesamt virtualisiert, die 20-Prozent-Marke dürfte also bald fallen.
Im kommenden Jahr soll das Wachstum stramm weitergehen. IDC schätzt, dass 21 Prozent aller in Westeuropa verkauften Server dann schon mit Virtualisierung ausgestattet sind. Die Analysten von Saugatuck Technology sind sogar noch optimistischer und schätzen den Anteil der virtualisierten Server-Infrastruktur auf über 30 Prozent im Jahr 2010. Dieser Wert ist umso höher zu bewerten, weil die Unternehmen immer noch recht zögerlich an die Anschaffung neuer Hardware herangehen.
Management-Tools entscheiden
Immer mehr Server immer schneller an den Start zu bringen, erfordert eine neue Generation von Management-Tools. Hier verortet Microsoft die eigenen Stärken:»Mit der System-Center-Familie bieten wir eine Palette an ausgereiften und einfach zu bedienenden Management-Werkzeugen zur Verwaltung der virtuellen und physischen Umgebung«, sagt Andreas Heberger.
So kann der Microsoft System Center Virtual Machine Manager 2008 neben den eigenen Virtualisierungs-Angeboten auch etwa die Lösungen von VMware verwalten. Und das ist eines der Schlüssel-Features, denn selten findet man ein Unternehmen mit komplett homogener IT. Eine heterogene virtuelle Umgebung aber verlangt nach Management-Werkzeugen, die Systeme herstellerübergreifend verwalten können.
Außerdem wichtig: Die Tools dürfen nicht auf virtuelle Server beschränkt sein, sondern müssen auch die physikalischen Rechner einbeziehen, denn in den nächsten Jahren werden wohl die meisten Unternehmen mit dieser Mischkalkulation arbeiten.
Hyper-V gegen VMware
Oft wird übersehen, dass Microsoft nicht nur im Bereich Server-Virtualisierung aktiv ist. Doch das Rühren der Werbetrommel für Windows Server 2008 zeigt ihre Wirkung und der eingebaute Hypervisor Hyper-V hat einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Damit gibt es nach Xen und auch VMware ESXi/ESX einen weiteren Gratiseinstieg in die Virtualisierungswelt.
Alle Produkte sind sogenannte Hypervisor vom Typ 1, das bedeutet, sie werden auf der blanken Hardware installiert und brauchen kein darunter liegendes Betriebssystem. Das gilt zwar auch für Hyper-V, das Microsoft auch in einer Stand-alone-Version namens Hyper-V Server 2008 anbietet, die meisten Kunden werden den Microsoft-Hypervisor aber als Server-Rolle von Windows Server 2008 kennenlernen und sind somit auf den Microsoft-Server angewiesen.
ESXi ist schlanker und verbessert die Sicherheit
Bei ESXi handelt es sich um die abgespeckte Variante von ESX. Das schlanke ESXi eignet sich besonders gut für die Einbettung in Hardware, was auch die oft diskutierte Sicherheit des Hypervisors verbessern würde. ESX und ESXi laufen sowohl auf 32- als auch 64-Bit-Hardware, die neueste Version 4 aber nur noch auf 64-Bit-Maschinen. Das ist auch bei Microsoft so, denn der Windows Server 2008 R2 erfordert auch 64-Bit-fähige Hardware.
Der Hypervisor von VMware gilt im direkten Vergleich zu Hyper-V als moderner und funktionsreicher, auch wenn wohl die meisten Nutzer nicht alle Features in der Praxis tatsächlich brauchen. Hyper-V fehlten bis vor kurzem noch einige Features, die VMware seit Jahren bietet, etwa der Umzug von virtuellen Maschinen im laufenden Betrieb. Im Windows Server 2008 R2 ist diese Funktion nachgerüstet. Fakt ist aber, der Hypervisor an sich ist als Produkt nicht mehr zu verkaufen.

Microsoft tritt im Virtualisierungs-Markt mit einer 360-Grad-Strategie an: Im Zentrum steht dabei die Verwaltung über die System-Center-Familie. (Bild: Microsoft)
Der Schwerpunkt verlagert sich also in mehrere Richtungen. Zum einen zu den bereis angesprochenen Management-Tools für virtuelle Umgebungen. Vordenker ist auch hier VMware, die die kompletten Ressourcen eines Rechenzentrums verwalten und dynamisch zwischen Anwendungen mit ihren wechselnden Anforderungen verschieben. In diese Kategorie fallen etwa das von VMware angekündigte Cloud-Betriebssystem Cloud OS sowie Windows Azure von Microsoft.
Fazit
Unternehmen jeder Größenordnung sollten heute über Virtualisierung nachdenken. Wer herausfinden will, ob sich ein Projekt lohnt, kann bei VMware und Microsoft mit vorkonfigurierten Kostenrechnern eine Überschlagskalkulation durchführen. Bei den weiteren Schritten raten VMware und Microsoft unisono dazu, so früh wie möglich mit Spezialisten zu sprechen. Das können Partner ebenso sein wie Experten bei den Herstellern selbst.<
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eSeminar zu Rechenzentren und Virtualisierung
Zum Schluss ein Hinweis in eigener Sache: Gemeinsam mit Microsoft und Novell produziert eWEEK europe ein eSeminar zum Thema »Gemischte IT-Umgebungen mit Windows und Linux«. Im Gespräch mit Studiogästen wird es vor allem darum gehen, wie IT-Manager ihre Server im Rechenzentrum optimal einsetzen können. Zwei Techniken stehen dabei im Mittelpunkt: Die Interoperabilitäts-Lösung von Microsoft und Novell sowie Virtualisierung.
Für das eSeminar anmelden können Sie sich auf dieser Webseite.
(Jörg Geiger/mt)
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