5 Steuerprogramme im Vergleich
Helfer bei der Steuererklärung
Kompliziertes Steuerrecht
Seit nunmehr über zehn Jahren spricht Vater Staat von einer Vereinfachung des Steuersystems. Auch dieses Jahr gibt es wieder vollmundige Erklärungen. Passiert ist allerdings bisher nur wenig. Im Gegenteil, der Verordnungs- und Paragrafen-Dschungel ist noch komplizierter geworden. Wie kompliziert, dass zeigt sich schon im Steuerbescheid aus dem letzten Jahr, der in vielen Punkten vorläufig ist. Wichtige Urteile beispielsweise zum Solidaritätszuschlag, zum Arbeitszimmer oder zu den Vorsorgeaufwendungen stehen aus. Kein Wunder also, wenn Bürger vor der Steuererklärung zurückschrecken – und der Staat Milliarden von Euro zu viel kassiert.
Über 100 Änderungen in Gesetzestexten, Verordnungen und Kommentaren, neue Erlasse sowie zu beachtende Grundsatzurteile mit weitreichenden Auswirkungen in der Steuerberechnung müssen Hersteller von Steuerprogrammen auch in diesem Jahr berücksichtigen. Eine Herausforderung für die Anbieter, sollen doch etwaige Änderungen schnell in die Berechnung einfließen. Wer mehr über die aktuelle Rechtssituation erfahren möchte, dem sei übrigens ein Blick auf www.finanztip.de empfohlen.
Die Testteilnehmer
Im aktuellen Test für Steuerprogramme treten fünf Probanden gegeneinander an: Taxman 2010 und Quicksteuer 2010 von Lexware, Steuer-Spar-Erklärung 2010 der Akademischen Arbeitsgemeinschaft, das Wiso Sparbuch 2010 von Buhl Data und Konz Steuersoftware für Ihre Steuererklärung 2010 von Knaur Software.
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Alle Programme werden Anhand von zwei Testfällen geprüft. Musterfall 1 behandelt einen eher einfachen Sachverhalt mit einem verheirateten Ehepaar, die beide angestellt sind und eine Eigentumswohnung vermietet haben. Musterfall 2 geht dagegen ans Eingemachte: Die vierköpfige Familie verfügt über Gewerbeeinnahmen und eine pflegebedürftige Großmutter muss versorgt werden. Außerdem gibt es ein häusliches Arbeitszimmer.
Ein wichtiges Testkriterium ist neben dem richtigen Ergebnis auch der erstellte Steuerbescheid der Anwendungen. Hier müssen unbedingt die schwebenden Verfahren genannt werden. Nur so kann der Anwender den echten Bescheid richtig kontrollieren. Kniffelig für den zweiten Musterfall: Wie in der Realität müssen die Programme zunächst die abziehbaren außergewöhnlichen Belastungen ermitteln.
Ähnlicher Programmaufbau
Die Oberflächen der Anwendungen im Test verfügen über ein ähnliches Grundprinzip: Links findet sich in einer Baumstruktur der Navigationsbereich, in der Mitte sind die Eingabefelder, die je nach Eingabemodus den Formularen ähnlich sind oder durch einen Assistenten ersetzt werden. Rechts befindet sich eine kontextspezifische Hilfe, die mehr oder weniger gute Erklärungen zu den steuerlichen Fragen bietet. Das errechnete Zwischenergebnis wird direkt eingeblendet.
Den besten Kompromiss zwischen der Komplexität von Dialogen und verständlich formulierten Eingabeaufforderungen zeigt das Wiso Sparbuch 2010 von Buhl Data. Dies spiegelt sich im Test in den sehr guten Ergebnissen bei dem einfachen Sachverhalt wieder Allerdings wird es bei komplexeren Fragestellungen recht kompliziert. Dort punktet die Steuer-Spar-Erklärung 2010 der Akademischen Arbeitsgemeinschaft. Selbst komplizierte Eingaben werden dialoggestützt abgefragt. Und, dank des leistungsfähigen Moduls für Freiberufler eignet sich das Programm als echte Einnahmen-/Überschuss-Erfassung und zur Verwaltung des Betriebsvermögens. Allerdings erfordert das Programm eine gewisse Einarbeitung.
Diese ist auch beim Wiso Sparbuch 2010 erforderlich, sobald Einnahmen aus einem Gewerbebetrieb oder freiberufliche Gewinne berücksichtigt werden müssen. Das integrierte Einnahmen-/Überschuss-Modul erfordert einige Vorüberlegungen seitens des Anwenders.
Einen anderen Weg geht Lexware beim Taxman 2010. Hier übernehmen Module aus dem Lexware Buchhalter die Berechnungen für Gewerbetreibende. Vorteil bei dieser Lösung: Wird das Gewerbe größer, kann der Kunde jederzeit auf das Vollprodukt umsteigen. Nachteil: Ein Freiberufler oder Kleingewerbetreibender ist mit den vielfältigen Möglichkeiten überfordert.
Nicht mithalten kann die Konz Steuersoftware für Ihre Steuererklärung 2009, deren Eingabeformulare zu kompliziert aufgebaut sind. Zudem gibt das Programm des Öfteren Fehlermeldungen aus, die bei der Eingabe nicht sonderlich hilfreich sind. Im Test musste daher oft die direkte Formulareingabe herhalten. Dafür liegt der Software das bekannte Buch »1000 ganz legale Steuertricks bei« und die Tipps sind auch in der Anwendung integriert. Etwas kurios ist das Angebot der Software, die Steuererklärung doch durch einen Steuerberater zu erledigen. Freiberufler erhalten lediglich die Formulare zum Ausfüllen, weiterführende Hilfen fehlen.
Die beiden Testprodukte aus dem Hause Lexware, Taxman 2010 und Quicksteuer 2010, setzen auf die gleiche Steuerberechnung und auch die Dialoge und Update-Informationen sind identisch. Allerdings unterscheiden sich die Produkte in Design und Benutzerführung, wobei der Taxman 2010 im Test bei dem komplexen Sachverhalt die bessere Wahl darstellt. Auch liegt hier ein sehr informatives Handbuch mit Erläuterungen zu steuerlichen Fragen bei, auf das Anwender von Quicksteuer 2010 nur in elektronischer Form zugreifen können. Quicksteuer 2010 eignet sich dagegen in erster Linie für einfache Sachverhalte, die relativ schnell bearbeitet werden. Freiberufler benötigen die Deluxe Version, wollen Sie auch gleich die Einnahmen-/Überschuß-Berechnung sowie die Umsatzsteuervoranmeldungen erledigen.
Richtige Rechnereien
Die Richtigkeit der Eingabedaten vorausgesetzt errechnen alle im Test vertretenen Programme das richtige Ergebnis. Die zugrundeliegenden Steuer-Engines arbeiten also korrekt. Voraussetzung dazu ist allerdings ein vorhandener Internetzugang. Alle Programme installieren zunächst Updates aus dem Web. Die Krönung ist auch hier die Konz S
teuersoftware: Ganze 87 MByte werden nach der Installation aus dem Internet geladen, bevor der Anwender loslegen kann.
Aber auch die Möglichkeit der direkten Dateneingabe kann für den Laien von Vorteil sein. Persönliche Angaben und die Daten von der Lohnsteuerkarte lassen sich in der Regel schneller direkt erfassen als über Dialoge. Hier geht Lexwares Quicksteuer einen etwas eigenartigen Weg: Zwar kann sich der Anwender die Formulare anzeigen lassen, will er jedoch ein Feld beschreiben, öffnet sich grundsätzlich der Eingabedialog. Dies führt zu ungewollten Verzögerungen bei der Bearbeitung der Musterfälle.
Steuer-Spar-Erklärung 2010 der Akademischen Arbeitsgemeinschaft und Tax 2010 erfordern eine gewisse Einarbeitung: Insbesondere die Rechenblätter im Taxman 2010 führen zu Schwierigkeiten mit der korrekten Dateneingabe. Das führt zu überflüssigen Fehlern und verhindert das korrekte Erstellen der Steuererklärungen.
Elster mit Rücksendung des Steuerbescheids
Elster (www.elster.de), die Schnittstelle zur elektronischen Übermittlung der Steuererklärung bietet auch einen Rückweg zum Kunden. Das Finanzamt sendet den Bescheid elektronisch an den Anwender und der kann diesen direkt in sein Steuerprogramm einlesen. Ein integrierter Prüfer kontrolliert dann auf etwaige Abweichungen.
Soweit die Theorie: mit einem echten Bescheid prüft PCpro diese Funktion. Im Ergebnis ermitteln das Wiso Sparbuch 2010 und Steuer-Spar-Erklärung 2010 die vom Finanzamt nicht anerkannten Beträge und gleichen diese mit dem eigenen Bescheid ab. Nichts dergleichen passiert bei der Konz Steuersoftware für Ihre Steuererklärung: Hier kann der Bescheid abgeholt werden, ein Vergleich mit dem errechneten Ergebnis erfolgt nicht. Taxman 2010 und Quicksteuer 2010 lesen ebenfalls den Bescheid ein und vergleichen diesen mit der eigenen Berechnung. Weiterführende Hilfen bei Abweichungen muss der Anwender jedoch selbst recherchieren.