Kahlschlag bei Siemens – 4200 IT-Experten müssen gehen

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Die genannte Stellenzahl soll weltweit wegfallen. In Deutschland sind laut Konzernleitung 2.000 Mitarbeit an den Standorten München, Paderborn und Nürnberg/Erlangen betroffen. Von dieser Maßnahme erhofft sich die Siemens AG enorme Kostenvorteile. Zustäzlich sollen 500 Millionen Euro bis 2012 in die SIS (= IT Solutions and Services) gesteckt werden, um die Sparte weltweit wettbewerbsfähiger zu machen, berichtet der Wirtschaftsdienst Dow Jones.

Momentan beschäftigt die SIS global rund 35.000 Mitarbeiter, etwa 9.700 davon in Deutschland. Nun muss die Branche aber nicht befürchten, dass der Markt nun von einer Welle von IT-Profis geflutet werde, die Preise und Konditionen verwirbeln würden. Der Stellenabbau werde »so sozialverträglich wie möglich umgesetzt. Wir werden diese Maßnahmen sehr verantwortlich umsetzen,« verspricht Siemens-Personalchef Siegfried Russwurm. Man nehme sich über 18 Monate Zeit für diesen Prozess und werde Versetzungen, Pensionierungen, einvernehmliche Beendigungen von Arbeitsverhältnissen oder das Auslaufen befristeter Verträge anstreben. Das minimiere die Zahl klassischer Kündigungen

Ganz so locker sieht es der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Lothar Adler, nicht gerade. Er kritisiert, dass die Zukunft der 2.000 deutschen Beschäftigten ungeklärt sei: »Diese Arbeitsplätze einfach abzuwickeln, wird der Verantwortung von Siemens für die meist langjährigen Mitarbeiter in keiner Weise gerecht«, schimpft Adler.

Nicht nur der Gesamtbetriebsrat, auch die Gewerkschaft IG Metall äußerte am Nachmittag laut und deutlich ihr Missfallen: »Die SIS-Beschäftigten leisten seit über drei Jahren ihren Beitrag zur Kosteneffizienz. Trotzdem hat es weder grundlegende Veränderungen im Management noch ein tragfähiges Konzept gegeben«, erklärte Dieter Scheitor, IGM-Unternehmensbeauftragter für Siemens. Und weiter: »Den Versuch, diese Versäumnisse mit einer neuen Sparrunde zu kompensieren, lehnen wir ab.«

»Wir wollen SIS auf ein langfristig solides Fundament setzen«, entgegnet der amtierende CEO Christian Oecking. Die IT-Sparte kämpft seit Jahren mit rückläufigen Umsätzen (Vorjahr: 4,7 Mrd. Euro, nur 90 Mio. Gewinn). Daher hatte die Siemens AG die Ausgliederung der SIS betrieben. Begründung von Konzern-Vorstandsvorsitzendem Peter Löscher: Man sah nicht mehr die notwendige »Flexibilität«, um dem hohen »Preis- und Wettbewerbsdruck« der Konkurrenz standzuhalten.

Zum 1. Juli soll die rechtliche Verselbständigung unter Dach und Fach sein. Siemens hatte schon offiziell angekündigt, dass das Ergebnis der SIS im laufenden Geschäftsjahr durch Restrukturierungsaufwendungen deutlich belastet werde. Und Restrukturierung bedeutet bei den Managern von heute fast immer schlicht: Entlassungswelle.

Über die rechtliche Verselbständigung hinaus soll die Verbindung zur Siemens AG getrennt werden. Im Geschäftsjahres 2010/11 werde die SIS zur eigenständig operierenden Gesellschaft, Börsengang nicht ausgeschlossen. Auch die Partnerschaft mit einem bisherigen Wettbewerber sei denkbar. Droht da ein Schicksal à la BenQ, Fujitsu-Siemens oder Qimonda? (Ralf Müller)

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