Security-Papst Eugene Kaspersky im Interview
»Gefasste Cyberkriminelle sind schlichtweg dumm«
Mobil ist die Zukunft

ITespresso: Wie unsicher ist das Internet wirklich?
Kaspersky: Das Internet wurde ursprünglich für Militäreinsatz und Austausch zwischen kleinen Gruppen gedacht. Von daher bietet es keinerlei Sicherheitsrichtlinien. Dass es so beliebt und verbreitet ist, birgt viele Gefahren.
ITespresso: Sie plädieren seit einiger Zeit für einen Internet-Ausweis, eine Art »Datenverkehrskontrolle»«. Ist das realistisch?
Kaspersky: Wir reden schon lange mit Regierungen und sind bislang noch zu keinem finalen Ergebnis gekommen. Der Internet-Ausweis würde zwar nicht alle Cyberkriminellen aufhalten, aber der Großteil wird dadurch blockiert. Kriminelle, die Ahnung haben, werden immer eine Möglichkeit finden, unterzutauchen – das können sie auch heute schon. Jemand, der es nicht kann, wird sofort geschnappt und ist schlichtweg dumm, weil er nicht weiß, wie er einen Proxy verwendet. Durch einen Ausweis erhöht sich das Risiko und der Aufwand für die Hacker – verkehrt ist er also nicht.
ITespresso: Wenn die einzelnen Regierungen zu langsam sind, wie soll das gehen?
Kaspersky: Ein internationales Gremium, das man vielleicht der Interpol unterstellen könnte, wäre eine Möglichkeit. Auf jeden Fall muss es international sein und nicht auf Landesebene, weil es uns sonst nicht weiterbringt.
ITespresso: Anderes Thema: Sie haben in Barcelona eine neue Version ihrer Smartphone-Security vorgestellt. Sind Handys für Sie die Zukunft?
Kaspersky: Ja, auf lange Sicht brauchen wir keine Computer mehr. Kleine portable Geräte wie Handys sind ganz klar die Zukunft. Die ersten zwei Jahre mit der Handy-Sicherheitslösung haben uns alle schief angeschaut und den Kopf geschüttelt, erst im dritten Jahr haben alle angefangen zu begreifen, warum wir diese Software anbieten.
ITespresso: Ihre Software gibt es für Windows Mobile aber nicht für Android und das iPhone. Warum?
Kaspersky: Die Android-Version ist in Arbeit, aber das iPhone ist ein schwieriges Thema. Apple ist ziemlich strikt, was Software angeht. Das ist keine gute Strategie für ein so großes und erfolgreiches Unternehmen und hat in der Vergangenheit schon anderen das Genick gebrochen.
ITespresso: Herr Kaspersky, wir danken für das Gespräch!
(Das Interview wurde geführt von Maxim Roubintchik und Manfred Kohlen, eine längere Version mit allerlei Geschnatter über die Sicherheit hinaus finden Sie auf Gizmodo.de).