Finanzbuchhaltung in der Cloud

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Ungewöhnlich: Eine Finanzbuchhaltung, die nicht auf dem Firmenserver oder PC installiert wird, sondern als Cloud-Computing-Lösung daherkommt. Das ist die Grundidee der Finanzlösung von Scopevisio.

Für kleine Unternehmen und Freiberufler ist der Dienst kostenlos. Erweiterungen und fortgeschrittene Features werden hinzugebucht. Michael Rosbach, Vertriebs- und Marketing-Vorstand von Scopevisio, erläutert das Konzept und warum Finanzdaten in der Cloud trotzdem sicher sind.

eWEEK: Sie bieten Ihre Cloud-Lösung für die Finanzbuchhaltung ab Anfang August in einer Einsteigerversion kostenlos an. Warum?
Rosbach: Unsere Professional Edition ist eine Software für den Mittelstand, eine Profi-Software für Unternehmen, die bilanzieren. Der Freiberufler oder das Ein-Mann-Unternehmen hat andere Anforderungen. Deshalb haben wir speziell für Kleinunternehmen, die eine Einnahme-Überschuss-Rechnung erstellen, eine eigene Edition entwickelt, die Free Small Business. Damit können Sie sehr einfach, schnell und ortsunabhängig arbeiten. Wir wollen für Cloud Computing begeistern und die Einstiegshürden so niedrig wie möglich halten, deshalb ist die Software kostenlos.

Wenn Sie während der Arbeit merken, dass Sie noch weitere Komfortmerkmale haben möchten, können Sie diese in unserem App Shop direkt in der Anwendung für wenig Geld hinzubuchen.

Das ist also der Haken an der Sache.
Keineswegs. Es gibt keine Fallstricke in der Art, dass die Dateneingabe kostenlos ist und das Übertragen und Validieren der Daten dann 30 Euro kostet. Als Freiberufler erhalten Sie die Free Small Business für die Einnahme-Überschuss-Rechnung als voll funktionsfähige Anwendung kostenfrei.

Apps sind Erweiterungen, die Sie für wenige Euro je nach Bedarf hinzu buchen, zum Beispiel das Rechnungseingangsbuch oder die Faktura. Sie müssen dazu nicht aus dem Programm herausgehen und auch keinen Vertrag unterschreiben. Es läuft wie bei iTunes. Sie haben Ihre Daten hinterlegt und wählen diese Funktion hinzu.


Finanzen im Web: Laut Anbieter werden die Daten in einem zertifizierten Rechenzentrum vorgehalten, das auch die Daten von Banken hostet.

Kann sich dieses Geschäftsmodell denn überhaupt rechnen?
Wir wollen nicht einige wenige, sondern 100 000 und mehr Kunden, die in der Folge Zusatzfunktionalitäten für kleines Geld erklicken. Natürlich wird es viele geben, die dauerhaft kostenfrei die Software nutzen. Das ist aber ok.

Denn durch die Vielzahl der Kunden und die Kapazitäten in unserem Rechenzentrum können wir dies ermöglichen – die Menge macht’s. Außerdem haben Sie bei immateriellen Gütern wie einer Software nicht für jeden Kunden unmittelbare Produktionskosten wie bei einem Auto.

Man kann Cloud-Software sehr günstig vervielfältigen, diesen Vorteil nutzen wir – für uns und die Kunden. Eine kostengünstige Alternative im Eurobereich gibt es im Markt kaum. Der Eurobereich ist hier gleich drei oder vierstellig. Dazu müssen Sie jedes Jahr ein Update aufspielen und haben dann am Ende noch drei, vier Programme von unterschiedlichen Anbietern mit verschieden Log-ins, die Sie dann per Schnittstelle verbinden müssen. Das kriegen Sie hin oder vielleicht auch nicht.

Wie gehen Sie mit der Schnittstellenproblematik um?
Wir haben standardisierte Im-/Export-Schnittstellen. Deshalb ist die Anbindung an andere Systeme einfach. Unsere Software ist außerdem kompatibel zu Microsoft Office. Daten können deshalb in beliebigen Formaten wie zum Beispiel Excel, Word, PDF, CSV ausgetauscht werden.

Buchhaltung ist eine komplizierte Angelegenheit, die gerne an den Steuerberater delegiert wird.
Deshalb haben wir uns Gedanken über eine einfache Oberfläche und klare Benutzerführung gemacht. Bei unserer Software ist die Bedienung intuitiv, das reduziert die Fehlerwahrscheinlichkeit. Als Nutzer unserer Online-Software rufen Sie Ihre Geschäftsdaten »in Echtzeit« ab, statt auf vier Wochen alte Auswertungen vom Steuerberater zu warten, die Sie ja eh nur abheften.

Manch einer will trotzdem nicht auf den Steuerberater verzichten.
Dann kann er seinen Steuerberater problemlos mit ins Boot zu holen. Die Arbeitsteilung sähe dann so aus: Sie scannen einen Beleg, und der Steuerberater, dessen Zugang Sie freigeschaltet haben, tätigt die weitere Buchung. Oder Sie buchen selbst, und er überprüft die Richtigkeit und kann im Zweifel direkt online eingreifen. Dadurch sparen Sie viel Geld, weil der Steuerberater sich nur noch um die kniffligen Fälle oder den Jahresabschluss kümmern muss.

»Wir wollen nicht einige wenige, sondern 100 000 und mehr Kunden, die in der Folge Zusatzfunktionalitäten für kleines Geld erklicken.« Michael Rosbach, Vertriebs- und Marketing-Vorstand von Scopevisio

Wie sieht es mit der Sicherheit aus?
Sie bauen mit Klick auf das Scopevisio-Icon auf ihrem PC automatisch eine hochsichere Verbindung zu unserer Cloud-Software im Rechenzentrum auf. So wie beim Online-Banking. Jeglicher Datenaustausch ist grundsätzlich verschlüsselt. Selbst wenn Sie einen Virus auf Ihrem Rechner haben, kommt an diese Daten keiner ran. Das ist der Vorteil dieser speziellen App-Zugangssoftware. Bei Browsern können Sicherheitslücken entstehen.

Viele wollen sensible Unternehmensdaten nicht im Rechenzentrum liegen haben.
Hier stelle ich immer die Gegenfrage: Was passiert, wenn Sie um 17 Uhr Ihr Unternehmen verlassen und die Putzkolonne kommt? Oder wenn Sie eine Million Euro gewinnen – wo bringen Sie die hin? Verstecken Sie die in Ihrem Keller oder bringen Sie die auf die Bank? Auch Ihre Daten sind im Rechenzentrum besser aufgehoben sind als zu Hause oder im eigenen Serverraum.

Wenn ich aus unserer Anwendung rausgehe, dann weiß ich, dass im Rechenzentrum in Frankfurt höchste Sicherheitsvorkehrungen gelten, es dort Notstromaggregate, Brandschutz, Klimaregulation, und eine siebenfach redundante Internet-Leitung gibt. Die Daten liegen ja nicht in den USA oder in irgendeiner ominösen Firma, sondern in einem zertifizierten Rechenzentrum, in dem auch bedeutende Banken ihre Daten hosten.
(mt)

Weblink
Scopevisio

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