Ausprobiert: Windows Server 2008 R2 SP1 Beta

Das Beta-Release von Microsoft Windows Server 2008 R2 Service Pack 1 stellt neue Möglichkeiten vor, um den Speicher virtueller Maschinen sowie Grafik und Peripheriegeräte zu verwalten. Die Nützlichkeit von Hyper-V wird dadurch in neue Dimensionen geführt.
Während diese Fortschritte Microsofts Bestrebungen im virtuellen Server- und Desktop-Bereich voranbringen, offenbart die jetzt als Beta-Version veröffentlichte Preview auf das erste Service Pack für Microsofts Serverbetriebssystem auch, dass der Hersteller noch immer zu den bereits etablierten Unternehmensplattformen für die Virtualisierung aufschließt.
Die Funktionen, darunter Dynamic Memory, RemoteFX und ein besserer Support für USB-Geräte, verdienen die Aufmerksamkeit von IT-Managern, wenn Pläne für Server- und Remote-Desktop-Implementierungen in den kommenden Jahren anstehen. IT-Verantwortliche, die Projekte zur Datenzentrumskonsolidierung ins Auge fassen, sollten das Windows Server 2008 R2 Service Pack 1 in die enge Wahl der bald zu evaluierenden Plattformen nehmen. Die Beta ist stabil genug, um sie in einer Testumgebung laufen zu lassen. Unsere Tests haben gezeigt, dass die tiefgreifenden Änderungen bei der Implementierung es nötig machen, umfassende Tests anzusetzen und strategische Ressourcen für einen genaueren Blick auf die SP1 Beta freizuhalten.
Die SP1 Beta ist im Juli erschienen und wird von Microsoft zum kostenlosen Download angeboten.
Testumgebung
Wir haben die SP1 Beta auf einem professionell ausgestatteten Designer-Arbeitsplatz getestet, weil eine High-End-Grafikkarte nicht zur Ausstattung der normalen Server-Testsysteme gehört. In diesem Falle haben wir einen Rechner mit einem AMD-Phenom-II-1055T-Prozessor mit 12 GByte RAM und einer ATI-FirePro-V8800-Grafikkarte benutzt. Dieses System und alle virtuellen Server-Instanzen, die wir auf der Testmaschine eingerichtet haben, laufen unter Windows Server 2008 R2 SP1 Beta Version 178.
Mit dem SP1 signalisiert Microsoft klar, dass die Serverhardware von morgen deutlich anders ausgestattet werden muss als die heutigen Maschinen fürs Datenzentrum, wenn sie mit einem gewissen Arbeitsaufkommen und den unterschiedlichen Anforderungen an Speicherbedarf oder Desktop-Grafikunterstützung zurechtkommen sollen. Wir müssen mit Monitoren mit Display-Port und Display-Port-auf-DVI-Adaptern ringen und eine Menge schnellen RAM einbauen, um die Tests überhaupt zu meistern. Nichts davon gehört zum Standard-Repertoire im Testlabor.
Große Unternehmen, die es sich angewöhnt haben, Serverhardware nur mit minimalen Grafikfähigkeiten zu kaufen, müssen klug handeln und High-End-Grafikkarten als wichtiges Ausstattungsmerkmal künftiger Server fürs Datenzentrum einkalkulieren, damit diese in der Lage sind, fortschrittliche, virtuelle Desktops zu hosten. Das kommt noch zu den steigen Arbeitsspeicheransprüchen hinzu, die die dichten virtuellen Umgebungen stellen.
Speicherverwaltung
Die SP1 Beta ist Microsofts Antwort auf das Speichermanagementsystem von VMware. In Windows Server 2008 R2 SP1 heißt diese Funktion Dynamic Memory. Wir haben Dynamic Memory dazu benutzt, den Speicher anhand der voreingestellten Grenzen auf die VMs zu verteilen. Wie die meisten Managementsysteme greift Dynamic Memory auf Regeln zurück, um in einer ruhigen Minute festzustellen, wie knapp die Ressourcen – in diesem Falle der RAM – in einer Hochphase aufgeteilt sein werden.
Bei der Erzeugung der VMs haben wir verschiedene Arbeitsspeicherparameter festgelegt, darunter Start, Maximum, Puffer und Priorität. Diese Rahmenwerte sind sinnvoll, weil sie den minimalen RAM-Bedarf angeben, den das System für den Start benötigt, dazu ein Maximum, das nicht überschritten werden soll, einen Puffer, der prozentual berechnet wird und die Priorität, die dieser Aufgabe im Gesamtkontext aller Geschäftsoperationen zugestanden wird.
In unseren Tests haben die VMs wie erwartet gearbeitet. Wenn wir das Arbeitspensum einer VM mit hoher Priorität erhöht haben, werden die anderen VMs auf Sparflamme gehalten, um das System mit hoher Priorität bei voller Leistung laufen zu lassen. Sinkt der RAM-Hunger des Prioritäts-Systems, werden die freien Ressourcen zu den anderen VMs umgeleitet. In den weiteren Tests werden wir auch die Behauptungen von Microsoft und VMware überprüfen, die beide das beste Speichermanagementsystem für sich beanspruchen. Diese Funktion hat zumindest VMware schon seit einer Weile im Programm.
Virtuelle Desktops
RemoteFX ist eine Funktionssammlung im RDP (Remote Desktop Protocol, früher bekannt als Terminal Services), die wir in unseren Tests benutzt haben, um einen Blick auf die Grafikanwendungen und USB-Umleitungen in der Beta zu werfen. Die Ergebnisse sind beeindruckend. Remote FX verbessert grafikintensive Anwendungen in einer Virtual-Desktop-Infrastruktur (VDI) dramatisch. Ein virtueller Desktop, der im LAN gehostet wird, läuft genauso performant wie ein System, das direkt auf Client-Hardware sitzt.
Um diesen Effekt zu erzielen, sind tiefgreifende Änderungen an der Serverhardware erforderlich. Weil die Grafikverarbeitung für den virtuellen Desktop auf dem Server stattfindet, nicht auf der Client-Hardware, müssen IT-Verantwortliche ihre Server mit professionellen Grafikkarten aufstocken. Zusammen mit der Zunahme des Arbeitsspeicherbedarfs für die dichten Serversysteme können Systemverwalter ihre von der Zeit eingeholten Berechnungsgrundlagen für die Kapazitätsplanung getrost wegwerfen.
Die guten Nachrichten: Intel und AMD haben Schritte unternommen, um die Wärmeentwicklung ihrer Prozessoren zu kontrollieren. Die nächste Frage, die sich in unseren Tests der SP1 Beta stellt, ist aber, wie gut sich die Hersteller von Erweiterungskarten und Komponenten an dieser Front schlagen? Mit einer Menge Arbeitsspeicher, CPU-Kernen, aufgebohrten Grafikkarten und der Stromversorgung, um alle diese Komponenten zu betreiben, muss man die Einsparungen bei der Wärmeentwicklung und dem Energiebedarf durch die Serverkonsolidierung nun als das Polster betrachten, das künftig gebraucht wird, um das Arbeitspensum für die RemoteFX-Kapazitäten zu ermöglichen.
Abgesehen von den Hardwareanforderungen wird auch eine recht ordentliche Menge an Vorgaben für die Server und die virtuellen Maschinen nötig, um die visuell beeindruckenden Ergebnisse zu erzielen, die RemoteFX bietet. Zuerst einmal müssen alle beteiligten Systeme unter SP1 laufen, egal ob es sich um Windows Server 2008 R2 oder Windows 7 handelt. Nur die Windows-7-Enterprise- und Ultimate-Systeme sind bereits für RemoteFX lizenziert. Wir mussten Pools aus virtuellen Windows-7-Maschinen generieren, die in der Lage waren, die Aero-Oberfläche zu nutzen. Und diese Systeme benötigen wiederum den RemoteFX-Display-Treiber, den wir im Hyper-V-Management-Server hinzugefügt haben.
Ist die virtuelle Maschine erst einmal mit dem RemoteFX Display-Treiber ausgerüstet, taucht ein bekannter Fehler der Beta auf: der Treiber wird vom Benutzerinterface nicht erkannt, wenn man darauf über die Hyper-V-VM-Konsole zugreift. Wir haben eine ganze Reihe an Konfigurationsänderungen erledigt, zum Beispiel eine Änderung der IP-Adresse der VM, bevor die Aktivierung der RemoteFX-Display-Fähigkeiten starten konnte. Ist die Konfiguration geschafft, zahlt sich die Mühe aus: die visuellen Ergebnisse sind beeindruckend. Videos spielen einwandfrei und die Soundqualität ist gut. Wir haben ein Testvideo in zwei nebeneinander aufgestellten Laptops abgespielt – eins mit dem virtuellen Desktop, eins mit einem Stand-alone-Windows-7-System. Dabei ist es unmöglich zu unterscheiden, welches Gerät das virtuelle ist.
USB-Geräte für virtuelle Desktops
Wir haben die USB-Umleitung von RemoteFX dazu benutzt, um eine Webcam in einer virtuellen Maschine auf einem Test-Laptop zu nutzen. Für IT-Verantwortliche, die VDI-Technologien evaluieren, ist dies eine entscheidende Änderung und sollte als ein wichtiger Fortschritt der Windows-Hyper-V-Umgebung betrachtet werden.
Wie bei der RemoteFX-Grafik müssen das Client-System und der Host der virtuellen Maschine das SP1 einsetzen. Zuerst mussten wir die Gruppenregeln in der Test-Domäne ändern, um eine RDP-Umleitung für unterstützte USB-Geräte zu ermöglichen. Auf dem Laptop haben wir dann ein Policy-Update erzwungen und das Laptop mit allen unseren USB-Geräten (einem Plantronics DSP-400-Telefonhörer, einer Webcam und einem Fingerabdruckscanner) verbunden. Während der Verbindungsaufnahme zum Remote Desktop präsentiert das System einen Konfigurationsdialog, in dem wir die Möglichkeit haben, festzulegen, welche USB-Geräte in der Remote-Session verfügbar sein sollen.
Die Geräte funktionieren auf dem virtuellen Desktop genau wie erwartet. In der finalen Implementierung dieser Funktion würden wir gern eine etwas direktere Methode zum Anschluss der USB-Geräte beim Start sehen. Zum Beispiel einen umgestalteten Remote-Desktop-Configuration-Bildschirm, der die gefundenen USB-Geräte anzeigt, anstatt den Anwender zu zwingen, sich durch mehrere Tabs zu bewegen.