Trend: Stromsparende Hightech-Netzwerke

Die Branche für Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK) kann ihre CO2-Emissionen bis 2020 um 15 Prozent senken, heißt es in seinem Report der Unternehmensberatung McKinsey. Dazu genügt es aber nicht, energieeffiziente Server in Rechenzentren zu installieren und den Mitarbeitern genügsame Displays auf den Schreibtisch zu stellen.
Hinzu kommt, dass das Potenzial für Energieeinsparungen mit der aktuellen Welle der Hardware-Erneuerung für die nächsten Jahre erstmal ausgeschöpft ist. Serviceprovider und große Konzerne, die eigene Rechenzentren betreiben, machen die Erfahrung, dass sie immer mehr Geld für Energie ausgeben und gleichzeitig das Thema CO2-Emissionen immer wichtiger wird.
Nicht zuletzt deshalb ist in den letzten Monaten die Netzwerktechnik immer mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geraten. Zwar ist der Anteil von Routern und Switches am Gesamtstromverbrauch im Vergleich zu Servern eher niedrig. Aber das heißt nicht, dass Netzwerk-Equipment wenig Strom benötigt. Gerade Highend-Switches sind nicht gerade genügsam und aufgrund der für die Luftzirkulation ungünstigen Bauweise schwierig zu kühlen.
Virtualisierung und Cloud Computing
Auch Netzwerktechnik kann also einen wichtigen Beitrag zum Energiesparen leisten. Dies umso mehr, als neue Trends wie Virtualisierung und Cloud Computing immer stärker von leistungsfähigen Netzwerken abhängig sind.
Deshalb legen die großen Netzwerk-Hersteller wie Cisco oder auch Juniper Networks immer mehr Wert auf die Entwicklung energieeffizienter Technik. Vor allem Juniper Networks versucht sein Know-how derzeit recht offensiv unter dem Green-IT-Motto zu vermarkten. »Wir denken permanent an Grüne Technik im Netzwerk«, erklärt beispielsweise Rami Rahim, Juniper-Manager (Vice President of Product Management for Edge and Aggregation Switches) gegenüber eWEEK europe.
Green IT-Report von Juniper Networks
Um das zu unterstreichen hat Juniper soeben ein 44-seitiges PDF-Dokument mit dem pompösen Titel »The New Network – Changing the World« veröffentlicht. Darin geht es nicht nur um Green IT, sondern auch um Themen wie soziale Verantwortung und Zufriedenheit der Mitarbeiter, aber eben auch um die Frage wie Unternehmen durch IT-Technik die schädlichen Auswirkungen ihres Geschäftsbetriebs auf die Umwelt und insbesondere die CO2-Emissionen minimieren können. Mark Bauhaus, der Junipers Bemühungen in Bereichen wie Green IT und »soziale Verantwortung« leitet, sagt: »Der nachhaltige und effiziente Einsatz von Technik ist heutzutage entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens.«
Dabei steht zunächst einmal weniger die Software als die Hardware im Mittelpunkt. Laut Juniper geht diese Entwicklung sogar auf 1998 zurück. Damals hatte das Unternehmen einen eigenen Router entwickelt. Dieser war kein umgebauter Computer, sondern speziell auf die Verbesserung der Netzwerkleistung optimiert. Die Juniper-Manager hatten damals vorausgesehen, dass das exponentielle Wachstum des Internet auch das Netzwerk-Equipment vor neue Herausforderungen stellen würde.
Der so entstandene Router M40 war aber nicht nur schnell, sondern hatte zur Überraschung der Juniper-Ingenieure auch positive Folgen für die Energieaufnahme. »Wenn man sich das Verhältnis von Watt pro übertragenem Bit und Sekunde ansieht, dann war das drastisch besser”, erinnert sich Rami Rahim.
Juniper Networks arbeitet nach eigenen Angaben derzeit an einer neuen Netzwerk-Architektur, die versucht, die Zahl der Layer im Netzwerk zu reduzieren. Ziel des Projekts »Stratus« ist, eine möglichst flache Netzwerk-Struktur zu schaffen, die mit weniger Geräten und Knotenpunkten auskommt. Das wiederum könnte sich positiv auf Leistung und Energieeffizienz auswirken. Angeblich könnte ein Rechenzentrum mit 3000 Servern auf diese Weise um mehr als 40 Prozent Energie gegenüber einem herkömmlichen Netzwerk einsparen. In entsprechenden Laborversuchen hat Juniper seine eigenen Switches der EX-Serie eingesetzt.
EU macht Vorgaben
Beim Trend zum Stromsparen im Netzwerk spielen nicht nur finanzielle und Umweltaspekte eine Rolle. Auch die Politik mischt sich zunehmend ein. So übt die EU mit ihrem »Code of Conduct on Energy Consumption of Broadband Communication Equipment« Druck auf die Hersteller von Netzwerk-Equipment aus, noch stromsparendere Geräte wie beispielsweise energieeffiziente Netzwerk-Switches zu entwickeln.
Unternehmen, die sich diesem Trend verweigern, könnten irgendwann einmal Schwierigkeiten bekommen, wenn Regierungen aus Vorschlägen Vorschriften machen. Deshalb ist es für IT-Verantwortliche und CIOs sicherlich nicht die schlechteste Idee, sich den Stand der Technik im Netzwerkbereich und die damit verbundenen Einsparpotenziale genauer anzusehen.