Der richtige Einstieg ins Cloud Computing

CloudServer

Da zur Zeit jeder Anbieter sein eigenes Produkt als »richtigen Weg zum Cloud Computing« definiert, ist mehr Rätselraten denn je angesagt. Wir befragen einige Anbieter, um die Knoten zu lockern. Der Dienstleister ScaleUp half uns, einige der brennendsten Fragen zu durchblicken.

Wo und wie steht die Cloud bereit?
Die Aufteilung in die eigene »private Cloud« und die »öffentliche Cloud« ist noch einleuchtend. Doch schon die Definition dieser Wolken und wie und wo sie eingerichtet werden müssen, ist sehr vielschichtig.

Auch die »öffentlichen« Cloud-Software-Dienste wie die von Microsoft und Google gehen unterschiedlich an das Problem der Nutzung dieser Clouds heran. Während MS mit »Azure« lokale Anwendungen nutzt, um auf Daten in eigenen Rechenzentren zuzugreifen, setzt Google voll auf die Nutzung des Browsers und des Webs – aber ebenfalls im eigenen Rechenzentrum.

Doch Sicherheitsbedenken halten viele Unternehmen davon ab, unternehmenskritische Daten bei solch öffentlichen Anbietern anzulegen.

Standorte als rechtliche Hürden
Grundsätzlich müssen für das Cloud Computing erst einmal Server bereitstehen, unabhängig davon, ob öffentlich, privat oder von einem Betreiber. Und »da steht die erste politische Hürde oder genauer gesagt die juristische«, meint Christoph Streit, Mitgründer und Cheftechniker des Cloud-Providers ScaleUp. »Bei den internationalen Dienstleistern wie etwa HP oder IBM wissen Sie nie, wo die Server wirklich stehen«, assistiert ihm Mitbegründer Kevin Dykes. Wenn man sich an lokale Gesetze halten müsse – und immerhin seien die Regeln zur Datenspeicherung und Datenhaltung in jedem Land anders – sei dies schon ein Problem.

Dykes meinte hier vor allem den Speicherservice S3 von Amazon, dessen Server ausschließlich in den USA bereitstehen.
Wir befragten dazu auch IBM – und Big Blue bestand noch im Interview im April darauf, mit seinem Rechenzentrum in Irland doch allen EU-Regeln zu entsprechen. Mittlerweile aber ist der Ruf der Kunden nach deutscher Betreuung wohl sehr hoch – und IBM beugte sich dem.

Die Nachfrage von lokalen Kunden und deren Sicherheitsdrang müssen also massiv sein – und genau hier sieht ScaleUp seinen Vorteil: Man könne wenigstens rein lokal agieren und auf die Bedürfnisse der Kunden besser eingehen. Die Unternehmen würden sich bei lokalem Support auch weitaus wohler fühlen, man biete also keine Lösung von der Stange an wie die Großen, die weltweit agieren müssten. Und immerhin habe man Partner in anderen Ländern, mit denen man im losen Verbund zusammenarbeite – und so die Bedürfnisse von lokalen Niederlassungen auch direkter und besser bearbeiten könne:

Was will man in die Cloud auslagern?
Zu den Fragen und um Cloud Computing gehört auch, was man denn überhaupt auslagern will. Was früher als Outsourcing bestimmter Aufgaben bezeichnet wurde, ist jetzt aufgeteilt in »Cloud-Storage«, »Virtualisierung von PCs in der Cloud«, »Software as a Service« (noch dazu in verschiedenen Varianten) und so weiter und so fort. Und zu jedem dieser Bereiche stellen sich wieder neue Kompatibilitäts- und Sicherheitsfragen.

So haben sich etwa beim Auslagern von Speicher- und Rechenpower de facto Amazons Webdienste zum Standard entwickelt. Die frühen Kunden von Amazon klagten zwar anfangs über das typische »vendor lock in« – einmal dort, käme man nicht mehr weg davon. Doch so öffnete Amazon nach einiger Zeit seine Schnittstellen, um dies abzumildern. Christoph Streit: »Amazon AWS ist so ein ‘quasi-Standard’ geworden«.

Deshalb hat sich ScaleUp etwas für seine eigenen Server-Angebote einfallen lassen: Seine Storage-Dienste seien hundertprozentig kompatibel zu den APIs des US-Riesen, ein Wechsel sei also jederzeit möglich. »Sie müssen aber nicht bei uns bleiben, sondern können jederzeit ihre Dienste anderswohin auslagern«.

Zusätzlich hat der Anbieter seinen eigenen Diensten für das Steuern der CPU-Dienste und virtuellen Server eine Oberfläche spendiert, mit der sich die Server-Verwaltung einfach steuern lässt.

Ähnlich übergreifende Ansätze, aber auf die Datenzugriffe konzentriert, hat das OpenSource-Netzwerkmanagement-Programm SpiceWorks in seiner aktuellen Version integriert. Auch IBM hat kürzlich ein Unternehmen gekauft, das sich um die nahtlose Integration von Daten und Hardware in eine existierende Infrastruktur kümmert.

Neugierig haken wir beim Thema Standards/Austauschbarkeit nach, ob auch der neue offene Cloud-Standard »OpenStack« von Massenprovider Rackspace bei ScaleUp verwendet wird. Streit zuckt die Achseln: »Das verfolgen wir aufmerksam und werden es eventuell künftig auch unterstützen/einsetzen. Derzeit kann es aber noch nicht produktiv genutzt werden«.
Anwendungen in der Cloud
Wie umstritten das Thema »Software aus der Cloud« ist, zeigt schon der Schlagabtausch zwischen SaaS-Pionier David Benioff von SalesForce und Oracle-Chef Larry Ellison, die sich erst einmal über das »Woher«, also welche und wie viele Server, stritten, um sich später darauf einzuschießen, ob Cloud Computing nur beim SaaS-Anbieter selbst betrieben werde oder sich über das Web verteile. CRM-Anbieter Sugar gab sofort seinen Senf dazu – und zahlreiche Anbieter, die sich hier einen neuen Kundenkreis erwarten, ebenso: Die CPU-Power der Community müsse für »echtes verteiltes Cloud-Computing« ebenfalls angezapft werden, um das Computing als Cloud-Dienst zu bezeichnen, pries Sugar-Mitgründer John Roberts die Methode sein Software an.

Die unterschiedliche Herangehensweise von Microsoft und Google, anfangs schon beleuchtet, wirft zudem Datensicherheitsfragen auf. Und um sich auch hier besser zu vermarkten als andere, hat ScaleUp den Sicherheitsexperten Scott C. Sanchez ins Boot geholt. Er soll den Kunden klare maßgeschneiderte Sicherheitslösungen für deren Hybrid-Clouds (also öffentliche und private Netze kombiniert) unterbreiten.

Wichtig bei jeder Cloud, so Sanchez, sei eben auch der persönliche Service. Itespresso.de schlussfolgert: Eine produktive Cloud-Lösung ist nicht einfach von der Stange, auch wenn Vieles aus fertigen Software- und Server-Angeboten »zusammengesetzt« werden kann. Das klassische Systemhausgeschäft bleibt also für diejenigen, die wirklich Arbeit und Kosten sparen wollen, weiterhin nötig.

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