Ausprobiert: VirtualBox 4.0

CloudVirtualisierung

Oracle VirtualBox 4.0 lässt sich leichter installieren und hat ein überarbeitetes, einfacheres Benutzerinterface. Die Software stellt sich damit den Kontrahenten VMware Workstation und Parallels Desktop. Auch mit diesem zweiten Release unter Oracles Führung behält VirtualBox seine Position im Niedrigpreissegment bei und ist damit interessant für sparsame Entwickler und fortgeschrittene Anwender.

Die Änderungen in VirtualBox kann man kaum überblicken, ohne zuerst nachzulesen und in Foren zu surfen, um das Programm mit allem drum und dran zum Laufen zu bringen. So mussten wir ein VirtualBox-Erweiterungspaket herunterladen, um USB 2.0, das VirtualBox Remote Desktop Protocol (VRDP) und Intel-PXE-Boot-ROM-Unterstützung für die E1000-Netzwerkkarte zu nutzen. Obwohl die VirtualBox-Dokumentation uns auf die Open-Source-Seite virtualbox.org als Quelle für das Erweiterungspaket verwies, waren wir schließlich auch in der Lage, es von der Oracle-Website zu laden.

Inkrementelle Verbesserungen

Während VirtualBox 4.0 die Fähigkeiten von Oracles Desktop-Virtualisierungslösung stückweise verbessert, legt die Software dennoch die Latte für Performance und Skalierung nicht höher. Zum Beispiel unterstützt das Produkt aktuell nicht Windows 7 Aero Peek in Gast-VMs, wie es Konkurrenzangebote tun. VirtualBox 4.0 ist am 22. Dezember 2010 erschienen. VirtualBox ist für den Privateinsatz kostenlos verfügbar, eine kommerzielle Nutzerlizenz kostet 50 Dollar.

In Version 4.0 hat Oracle die Software umstrukturiert, um ein installationsfähiges Basisprodukt zu erzeugen. Frühere Version von VirtualBox in der Open-Source-Edition wurden als Tarball unter GPL-Lizenz angeboten und mussten erst kompiliert werden, um zu laufen. Die Testversion und die Version für den persönlichen Einsatz konnten als installierbare Binaries heruntergeladen werden, die auch Treiber für Funktionen wie USB 2.0 enthielten, die nicht unter der GPL stehen.

Nun gibt es VirtualBox 4.0 als einzelnes, installierbares Basispaket, zu dem ein Erweiterungspaket mit Nicht-GPL-Modulen hinzugefügt werden kann. Das grundlegende Erweiterungspaket, das bei Oracle zu finden ist, verschafft den VMs Unterstützung für USB 2.0, VRDP und Intel-PXE-Booting mit einer E1000-Netzwerkkarte. Wir haben das Oracle VirtualBox Extension Pack heruntergeladen und es für unsere Labortests zu unserer Basisinstallation hinzugefügt. Wir waren daraufhin in der Lage, unsere USB-2.0-Geräte inklusive einer externen Verbatim-Festplatte mit den VMs zu nutzen. Entwickler können eigene Erweiterungspakete bauen, um neue Funktionen zu VirtualBox hinzuzufügen oder die Geräteunterstützung für die VMs zu verbessern.

Obwohl die Geräte, die wir mit den Erweiterungen genutzt haben, funktionierten und die tatsächliche Konfigurationsarbeit, um diese Funktionalität zu erreichen, minimal waren, haben wir für die Verwendung eine ganze Weile mit dem Lesen der Dokumentation verbracht, um sicherzustellen, dass wir alle nötigen Komponenten beisammen haben. Es half auch nicht gerade, dass uns die Benutzerdokumentation zur Open-Source-Community virtualbox.org für den Erweiterungs-Download schickte, obwohl wir in der Lage waren, die Tools von der Oracle-Seite zu bekommen. Bei einer Software mit kommerzieller Ausrichtung erwarten wir eine höhere Genauigkeit der Dokumentation, die auf die herunterladbaren Erweiterungen zeigen sollte. Besonders, da das Erweiterungspaket eine ziemlich beunruhigende Warnung vor der Installation von Software aus unbekannten Quellen anzeigt.

VM-Übertragbarkeit

Das Anlegen und Einrichten von VMs und die Bereitstellung dieser virtuellen Maschinen für andere Anwender ist eine wichtige Funktion jeder Desktop-Virtualisierungssoftware. Ein guter Weg, die Portierbarkeit von VMs zu fördern, ist die Nutzung des weit verbreiteten OVF-Standards. VirtualBox 4.0 bietet neuerdings Unterstützung für das immer beliebtere OVA-Feature. Ein Open Virtualisation Format Archive (OVA) ist im Grunde ein komprimiertes OVF. Wir haben eine virtuelle Maschine angelegt, mit der Auswahl von OVA aus der Drop-Down-Liste exportiert und damit eine komprimierte OVF-Version der VM erzeugt. Wir waren dann in der Lage, diese VM über die OVA-Datei zu importieren. VirtualBox konnte die Daten erfolgreich dekomprimieren und die VM-Disk und ihre Einstellungen integrieren.

Unterschiedliche Resultate erhielten wir mit der neuen Funktion des VirtualBox Managers, alle Dateien zu löschen. Wir konnten die meisten Systeme mit ein paar Mausklicks entfernen. Allerdings kam es zu einem Fehler, als wir versuchten, eine virtuelle Maschine mit Windows XP zu entfernen. Obwohl die Details der VM aus dem VirtualBox Manager entfernt wurden, blieben die Verzeichnisse und Dateien auf dem Hostsystem erhalten. Oracle-Techniker untersuchen das Problem aktuell.

Es gibt einige wichtige Änderungen in der Benutzeroberfläche von VirtualBox 4.0, die es einfacher machen, die VMs zu verwalten. Es kommt ein Vorschaufenster hinzu, das den Bildschirm einer ausgewählten laufenden Maschine anzeigt. Die VM-Darstellung lässt sich anpassen, indem man auf dem Gastsystem die Einstellung Scale Mode aktiviert. Wir konnten dadurch mehrere VMs gleichzeitig laufen lassen und die Anzeige so skalieren, dass wir genau sehen konnten, was auf jeder Maschine läuft. Mit einem Tastenkürzel lässt sich die Skalierung außerdem jederzeit leicht ändern.

Der Hersteller hat in der jüngsten Version stückweise Veränderungen beim Ressourcen-Management von VirtualBox umgesetzt. Es ist jetzt möglich, VMs auf einem physikalischen Hostsystem mit 32 Bit mehr als 2 GByte Arbeitsspeicher zuzuweisen. Wir haben VirtualBox auf einem Dell-Inspiron-Desktop-Computer installiert, der mit 4 GByte RAM ausgestattet ist, und waren in der Lage, VMs mit einem Speicher von 3 GByte darauf zu betreiben. Obendrein kann VirtualBox 4.0 die Ein- und Ausgabe-Bandbreite der VMs beschränken. Mit dem Kommandozeilentool VBoxManage haben wir eine Gruppe spezifiziert, die auf eine asynchrone Bandbreite von 5 MBit/s begrenzt ist. Dann haben wir dieser Gruppe VM-Disks zugewiesen. Damit ist es uns möglich gewesen, VMs mit niedriger Priorität auf ein relativ niedriges Ein- und Ausgabeniveau zu limitieren, das sich die Gastsysteme untereinander teilen mussten.

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