Asien: Verbraucher wollen umweltfreundliche Produkte

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Europa sieht sich gerne als Vorreiter beim Thema Umweltschutz. Das ökologische Engagement in Asien wird dabei häufig eher niedrig eingeschätzt. Nun hat eine Studie des TÜV SÜD einige überraschende Ergebnisse zu Tage gefördert.
In Asien herrscht generell ein »großes Interesse« an ökologischen Produkten und Dienstleistungen.

Die in China, Indien und Singapur durchgeführte Studie sagt unter anderem, dass sogar 86 Prozent der Verbraucher ein hohes Interesse an ökologischen Produkten und Dienstleistungen hätten. 95 Prozent glauben, dass ökologische Themen in den kommenden fünf Jahren »eine noch stärkere Rolle spielen« werden. In Indien sind sogar 96 Prozent dieser Meinung. In China und Singapur sind es mit 94 Prozent kaum weniger.

Umfrage unter 2600 Verbrauchern und 460 Unternehmen

In Auftrag gegeben wurde die Studie »Green Gauge 2010« vom TÜV SÜD Asia Pacific. Durchgeführt wurde sie wiederum von der Marktforschungsagentur Kadence International. Die Umfrage unter 2600 Verbrauchern und Führungskräften aus 460 Unternehmen bezieht sich nicht explizit auf Computerprodukte. Da aber auch der Bereich Unterhaltungselektronik abgefragt wurde, lassen sich die Ergebnisse auch auf Hightech-Produkte wie PCs, Notebooks oder Handys übertragen.

Das Thema Ökologie ist längst auch in China angekommen. So informiert etwa die Rubrik »Green China« in der »China Daily« täglich über Trends und neue Produkte bei Green IT.

 

Auch die Industrie in Asien hat die Bedeutung der Ökologie für den Markt erkannt. Zumindest teilweise. So haben 89 Prozent der befragten Firmen großes Interesse an umweltfreundlichen Produkten und 85 Prozent glauben, dass ökologische Themen in den nächsten fünf Jahren an Bedeutung zunehmen werden.

Manager unterschätzen ihre Kunden

Doch laut TÜV SÜD haben Führungskräfte wenig Vertrauen in die Bereitschaft der Verbraucher, für ökologisch korrekte Produkte auch tiefer in die Tasche zu greifen. Sie glauben, dass weniger als die Hälfte der Verbraucher (43 Prozent) bereit sei, für umweltfreundliche Produkte mehr Geld zu zahlen. Zudem dürfe der Preisaufschlag nach Einschätzung der Manager maximal 14 Prozent betragen.

Die Umfrage unter den Verbrauchern kommt aber zu einem ganz anderen Ergebnis. Demnach würden 84 Prozent der Verbraucher in Asien durchschnittlich 27 Prozent mehr Geld ausgeben, wenn ein Produkt besonders umweltfreundlich ist. 74 Prozent der Befragten würden solche Produkte tatsächlich kaufen.

Unternehmen als Öko-Verweigerer

Die eher negative Meinung der Firmenchefs über die Kunden hat möglicherweise auch einen anderen Hintergrund. Sie passt nämlich zur in ökologischer Hinsicht eher zögerlichen Produktpolitik der Unternehmen. Nur 43 Prozent sind laut Umfrage auch wirklich bereit, Ökoprodukte herzustellen und auf den Markt zu bringen.

»Die Unternehmen scheinen sich noch nicht darüber klar zu sein, wie stark das Interesse der Verbraucher an ökologischen Produkten und Dienstleistungen tatsächlich ist«”, sagt Ishan Palit, Sprecher der Geschäftsführung von TÜV SÜD Asia Pacific.

Produkte mit TÜV-Siegel sind glaubwürdiger

TÜV SÜD nutzt die Studie natürlich auch, um die eigene Rolle bei der Vermarktung von umweltfreundlichen Produkten hervorzuheben. So seien die Verbraucher vor allem dann bereit, für umweltfreundliche Produkte tiefer in die Tasche zu greifen, wenn diese von einem unabhängigen Institut zertifiziert sind. 96 Prozent der Verbraucher in Indien, 94 Prozent der in China und 90 Prozent der in Singapur erklären, dass »Öko-Zertifizierungen von unabhängigen Stellen ihre Kaufentscheidung beeinflussen würden«.

Für viele Verbraucher in Indien und China seien unabhängige Standards und Gütesiegel bei der Kaufentscheidung sogar wichtiger als der Preis. Denn solche Öko-Zertifikate sind wesentlich glaubwürdiger als Werbeaussagen der Unternehmen.

Anders als der Name vermuten lässt, ist der TÜV SÜD nicht nur in Süddeutschland aktiv. Der Dienstleister ist an über 600 Standorten weltweit aktiv, darunter auch im asiatisch-pazifischen Raum.

 

Ein weiteres überraschendes Detail der Umfrage: Angeblich wissen die Verbraucher in Asien mehr als die Manager über die Öko-Zertifizierungen. Fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten kannten die entsprechenden Standards und Gütesiegel. Bei den Unternehmen waren es nur ein Drittel (35 Prozent).

Ishan Palit meint dazu: »Die Verbraucher in China, Indien und Singapur werden immer anspruchsvoller, was Ökologie und Umweltschutz betrifft«.

Oder anders ausgedrückt: Die Verbraucher in China, Indien und Singapur ticken auch nicht anders als die in Europa.

(kleines Bild: Charlie Fong/Public Domain)

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