Green IT wächst auch ohne Hype

Green-ITInnovation
Experton Group Wolfgang Schwab

Noch vor kurzem eines der Lieblingsthemen in den IT-Medien, steht Green IT offenbar bei vielen Anbietern nicht mehr im Fokus, was sich auch in rückläufigen Marketingaktivitäten bemerkbar macht. »Ungeachtet dessen haben die technischen Möglichkeiten zum Einzusparen von Energie im Rechenzentrum und bei verteilten Systemen mittlerweile einen akzeptablen Reifegrad erreicht und werden auch von vielen Anwenderunternehmen genutzt beziehungsweise umgesetzt«, ist Wolfgang Schwab, Senior Advisor & Program Manager Efficient Infrastructure bei der Experton Group, überzeugt.

In den letzten Jahren hat sich im Green-IT-Umfeld ein relativ kleiner, aber beständig wachsender Markt in Deutschland entwickelt, der nach Einschätzung der Experton Group von 15,4 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 19,3 Milliarden Euro im Jahr 2012 ansteigen wird. Auch der IT-Branchenverband BITKOM sieht die Potenziale für Green IT längst noch nicht ausgeschöpft. Auf dem IT-Gipfel in Dresden hat die Initiative Green IT Allianz eine Reihe von Handlungsempfehlungen erarbeitet.

Wolfgang Schwab Experton Group
Wolfgang Schwab ist als Senior Advisor & Program Manager Efficient Infrastructure bei der Experton Group im Consulting tätig.

»Interessanterweise haben die meisten großen IT-Dienstleister das Thema Green IT viel zu spät für sich entdeckt. In keiner der Teildisziplinen von Green IT dominieren die großen IT-Dienstleister den Markt. Vielmehr ist der Dienstleistungsmarkt in diesen Bereichen von einer Vielzahl von kleinen und kleinsten Dienstleistern geprägt, die offenkundig auch von Großunternehmen eingesetzt werden«, so Wolfgang Schwab. Demzufolge sei der Markt derzeit noch stark fragmentiert und viele, vorrangig große IT-Dienstleister, würden die Chance verpassen, einen Markt zu adressieren, der einerseits deutlich wächst und in dem andererseits auch verhältnismäßig gute Margen zu erzielen sind.

Kürzlich hatte sich die Experton Group auch mit der Bedeutung von Nachhaltigkeitsberichten (Sustainability Reports) beschäftigt, die häufig Bestandteil des Unternehmensleitbildes und der Unternehmensziele darstellen. Neben anderen Aspekten der Nachhaltigkeit, wie umweltfreundliche und menschenwürdige Produktionsmethoden, Müllvermeidung und Recycling, stelle die Reduzierung des primären Energieverbrauchs und der damit in engem Zusammenhang stehende CO2-Ausstoß des Unternehmens eine wesentliche Steuerungsgröße dar. Die Bedeutung ist nach Ansicht der Berater dabei stark branchenabhängig.

Überraschend ist dabei, dass der Anteil des IT-Energieverbrauchs am Gesamt-Energie-Verbrauch in der Stahlindustrie im Promillebereich, in der Automobilindustrie im unteren einstelligen Prozentbereich, in Dienstleistungsunternehmen, Behörden und insbesondere bei Banken und Versicherungen hingegen bei 40 bis 60 Prozent des primären Energieverbrauchs liegt. Gerade in der nicht-produzierenden ist also der Nachholbedarf an Green IT am größten. (sg)

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