IDC-Studie: Green IT wird immer stärker

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Wer die Website eines großen Unternehmens besucht, ganz gleich, aus welcher Branche, wird dort fast immer das Bekenntnis zu Umwelt-und Klimaschutz finden. Doch wie ernst meinen es die Unternehmen wirklich mit dem Umweltschutz? Und wie stark macht sich das ökologische Engagement tatsächlich im Budget und Unternehmenspolitik bemerkbar?

Um das herauszufinden, hat das Marktforschungsunternehmen IDC eine umfangreiche Studie im Raum EMEA durchgeführt, und dabei 1546 Unternehmen befragt. Die eWEEK-Redaktion berichtet über einige Ergebnisse aus dieser Studie. Die Grundfrage dabei war, wie stark Unternehmen sich beim Einkauf von Telekommunikations- oder Netzwerkequipment von Green IT-Überlegungen beeinflussen lassen.

Unternehmen aus EMEA

Befragt hat IDC die IT-Entscheider, also IT-Manager, CIOs oder CTOs. Sowohl ganz kleine (50 bis 259 Mitarbeiter) als auch mittlere (250 bis 999 Mitarbeiter) und große (1000 oder mehr) Unternehmen nahmen an der Studie teil. Die Unternehmen kommen aus Deutschland und europäischen Ländern wie Belgien, Frankreich, Italien, Spanien oder Schweden.

Aber auch Firmen aus Russland und Türkei sowie afrikanische Unternehmen aus Kenia oder Nigeria haben geantwortet. Besonders die Letztgenannten sorgten dabei für die ein oder andere Überraschung. Aber dazu später mehr.

Green IT in der Vergangenheit

Ein Blick zurück in die letzten drei Jahre zeigt, dass ökologische Aspekte bisher schon eine beachtliche Rolle gespielt haben. Zwar denken insgesamt 61 Prozent der Manager in EMEA-Unternehmen, dass Umweltaspekte bei den Investitionen in Telekommunikation oder Netzwerk-Equipment keinerlei Rolle gespielt haben. Aber immerhin 39 Prozent sagen, dass Green IT durchaus eine mehr oder weniger große Rolle gespielt habe.

Deutschland im oberen Mittelfeld

Deutschland liegt hier im oberen Mittelfeld. 43 Prozent aller von IDC befragten Manager geben an, dass Green IT in den letzten drei Jahren eine Rolle beim Einkauf von TK- oder Netzwerk-Equipment gespielt hat. Noch deutlich stärker als die Deutschen ließen sich die Schweden von der Ökologie leiten. 51 Prozent der schwedischen Unternehmen geben an, dass ihre Einkaufsentscheidungen in den letzten drei Jahren von Umwelt-Überlegungen beeinflusst worden seien.

»Der Trend zu Green IT wird voraussichtlich für die nächsten fünf Jahre anhalten.« IDC-Geschäftsführer Wafa-Moussavi Amin (Foto: IDC)

 

Wenig Engagement zeigen dagegen russische und türkische Firmen. Laut IDC glauben zum Beispiel 77 Prozent der Unternehmen aus der Türkei und 65 Prozent der russischen Firmen, dass ihre Einkaufsentscheidungen nicht von Green IT beeinflusst worden seien.

Green IT heute

Auch in der Gegenwart führt an Green IT in der Business-Welt kein Weg mehr vorbei. Insgesamt sagen 56 Prozent aller befragten Unternehmen, dass die Ökologie eine mehr oder weniger wichtige Rolle in der Einkaufspolitik spielt. In Deutschland sind es schon 60 Prozent.

Wesentlich höher ist dieser Wert wieder bei den Schweden. 75 Prozent der schwedischen Unternehmen gaben in der Umfrage an, dass ihre Einkaufspolitik von Green IT beeinflusst wird. Spitzenreiter ist allerdings Großbritannien mit 80 Prozent.

Etwas skeptischer sind unsere französischen Nachbarn. Hier sind 55 Prozent überzeugt, dass Green IT die Unternehmensentscheidungen beeinflusst.

Eine Überraschung ergibt sich aus der Befragung von Unternehmen aus Kenia und Nigeria: 63 Prozent aller kenianischen Unternehmen, sagen aus, dass Green IT eine Rolle spielt, wenn es um den Einkauf von Equipment für Telekommunikation oder Netzwerkausrüstung geht. In Nigeria sind es gar 77 Prozent.

Ein bisschen, stark oder sehr stark?

Doch wie stark genau beeinflussen ökologische Überlegungen die IT-Politik in Unternehmen? Nur ein bisschen, stark oder sehr stark? Hierfür liefert der IDC-Report recht genaue Auskünfte. 38 Prozent der deutschen Manager meinen, dass Green IT ihre Entscheidungen wenigstens ein bisschen beeinflusst. 16 Prozent geben an, dass ihre Entscheidungen stark und sechs Prozent, dass ihre Entscheidungen sehr stark von Green IT beeinflusst werden.

Wenig Vertrauen in die Ökologie haben dagegen Russland und die Türkei. In Russland glauben nur drei beziehungsweise sechs Prozent der Befragten, dass die Umwelt ihre IT-Politik stark oder sehr stark beeinflusst. In der Türkei sind es jeweils fünf Prozent.

Große Unternehmen sind engagierter als kleine

Die Studie geht auch der Frage nach, wie sich das Öko-Engagement bei kleineren, mittleren und großen Unternehmen unterscheidet. Das Ergebnis ist wenig überraschend und lässt sich auf die einfache Formel bringen: Je größer, desto grüner. 53 Prozent der kleineren Unternehmen (50 bis 249 Mitarbeiter) geben an, dass Green IT bei ihrer Einkaufspolitik von Bedeutung ist.

Mittlere Unternehmen (250 bis 999 Mitarbeiter) glauben zu 58 Prozent an die Bedeutung von Green IT.

Große Unternehmen mit 1000 oder mehr Mitarbeitern geben zu 61 Prozent an, dass Green IT in der Einkaufspolitik eine Rolle spielt. Das mag auch damit zusammenhängen, dass diese Unternehmen stärker in der Öffentlichkeit stehen und deshalb auch genauer auf Aspekte wie Nachhaltigkeit und CO2-Emissionen achten. Schließlich ist ein positives Öko-Image gut für den Umsatz.

38 Prozent der deutschen Unternehmen denken, dass Green IT die Einkaufspolitik beeinflusst. Energieeffiziente PCs - hier ein Dell Optiplex 980 - werden daher auch in den nächsten Jahren stark gefragt sein. (Foto: Dell)

Die Zukunft von Green IT

Spannend ist die Frage, wie Firmenmanager die Zukunft von Green IT sehen. In Deutschland und Frankreich glauben jeweils 72 Prozent aller befragten Manager, dass Green IT in Zukunft mindestens eine Rolle spielen wird. In Schweden sind es 84 Prozent, in Großbritannien immerhin noch 66 Prozent.

Saudi-Arabien, Kenia und Nigeria

Auch Saudi-Arabien gibt der Ökologie eine große Zukunft. 57 Prozent der befragten IT-Manager und -Entscheider aus saudiarabischen Unternehmen beantworten die Fragen von IDC dementsprechend. Auch Nigeria glaubt an Green IT: 81 Prozent sagen, dass Green IT bei ihrer Einkaufspolitik auch in Zukunft eine Rolle spielen wird. In Kenia sind es 71 Prozent.

Deutlich skeptischer sind da schon die Briten. 66 Prozent der britischen Unternehmen halten Green IT in Zukunft für ein wichtiges Kriterium beim Einkauf von Telekommunikation-und Netzwerkequipment.

Zu den Bremsern zählen auch hier wieder Russland und die Türkei. Nur 39 Prozent der russischen und 36 Prozent der türkischen IT-Entscheider geben der grünen Einkaufspolitik in Zukunft eine Chance.

Green IT ist ein stabiler Trend

Wenn auch die Zahlen häufig Skepsis gegenüber Green IT belegen, so wissen doch die allermeisten Firmen, dass Umweltfragen auch in Zukunft die Einkaufsentscheidungen und Business-Politik der Unternehmen beeinflussen werden.

Vor ein oder zwei Jahren hatte die Wirtschaftskrise die Nachfrage nach Kosten sparenden und energieeffizienten Hightech-Lösungen in Rechenzentren und Büros angekurbelt. Beim aktuellen Aufschwung könnte man denken, dass die Bedeutung dieses Faktors sinkt. Doch dem ist nicht so. Trotz der positiven Wirtschaftslage schätzt IDC, dass der Megatrend Green IT auch in den nächsten fünf Jahren nicht verschwindet.

Zudem dürfte der in Deutschland anstehende Ausstieg aus der Kernenergie zu höheren Strompreisen führen. Das wiederum erhöht die Nachfrage nach sparsamen IT-Geräten.

Anlaufstelle für ökologisch interessierte IT-Manager: Das Netzwerk Green IT BB ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und Einrichtungen, die eine energieeffizientere IT voranbringen wollen.

 

Nach Fukushima steigt die Akzeptanz für Green IT

Die IDC-Umfrage wurde Monate vor der Atom-Katastrophe in Japan durchgeführt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass nach Fukushima das Interesse an Green IT noch mal deutlich gestiegen ist. Würde IDC die Umfrage in diesen Wochen durchführen, wären die Zahlen, die den Einfluss ökologischer Aspekte belegen, wohl deutlich höher.

Wenig neue Investitionen in Sicherheit

Geht die Investition in hochwertige energieeffiziente Computertechnik zu Lasten anderer Bereiche? Zumindest das Thema Sicherheit wird laut IDC in den nächsten Jahren keine größeren Investitionen mehr anziehen. Das liegt aber daran, dass viele Unternehmen in den letzten Jahren bereits stark in Sicherheit investiert haben.

Daneben werden die Manager aber durchaus Geld für die anderen IT-Trends locker machen. IDC erwartet, dass Themen wie Sprache-Daten-Konvergenz, Virtualisierung und Cloud Computing die wichtigsten Motive für Investitionen bilden werden.

Der übergreifende Aspekt einer an Energieeffizienz orientierten IT-Politik wird davon aber nicht berührt. IDC-Geschäftsführer Wafa-Moussavi Amin sagt: »Es besteht gar kein Zweifel, dass eine immer größere Zahl von Firmen immer stärker von Umweltfragen beeinflusst wird. Dieser Trend wird voraussichtlich über die nächsten Jahre stabil bleiben.«

Das sind gute Nachrichten für Hersteller von Netzwerk-Equipment, Servern oder PCs, aber auch für Dienstleister und Systemintegratoren. Sie haben damit ein Argument mehr, mit dem sie ihren Kunden neue Hardware oder IT-Lösungen verkaufen können. Das Argument heißt: Green IT.

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