Serviceorientierte Architekturen sind die Zukunft, sagt IBM

Unternehmen sollten auf serviceorientierte Architekturen (SOA) setzen, um endgültig Abschied zu nehmen von Insellösungen, außerdem sollten sie sich mithilfe von Business Process Management (BPM)-Lösungen flexibel neuen Geschäftsbedingungen anpassen – dies war im Kern die Botschaft, die die Firma IBM auf ihrer Konferenz Impact 2011 in Las Vegas diese Woche den Teilnehmern auf den Weg gab.
In seinem Vortrag am zweiten Konferenztag betonte Steve Mills, Senior Vice President und Gruppenchef von IBMs Softwaresparte, wie wichtig es sei, mithilfe von serviceorientierten Architekturen einheitliche Geschäftsprozesse überall im Unternehmen zu implementieren, unabhängig davon, wie die darunterliegende Hardware-Architektur beschaffen sei. Dazu seien Applikationen notwendig, die offene Standards einhielten, warnte er und fügte hinzu, dass man der Versuchung, „isolierte“ Applikationspakete mit proprietären Schnittstellen und Datenstrukturen einzuführen, nicht nachgeben solle.
Robuste SOA-Infrastruktur
Mills (siehe Bild) teilte mit, dass der Ansatz, isolierte Applikationen einzuführen, softwareseitig hohe Duplizierungs- und Integrationsprobleme mit sich brächte, die letzten Endes nur Zeit und Geld verschwendeten.
„Ein durchschnittliches Unternehmen gibt 70 bis 80 Prozent seines Budgets für bestehende Systeme aus“, behauptete er. „Das bedeutet, zirka 2.000 bis 3.000 Programme laufen auf einer großen Anzahl von Servern. Damit das Unternehmen flexibel bleiben kann, ist der Einsatz einer robusten SOA-Infrastruktur unumgänglich. Wir bei IBM haben daran gearbeitet, eine komplette Infrastruktur aufzubauen, da wir verstanden haben, dass unsere Kunden eine Vielzahl von Dienstleistungen konsolidieren wollen und außerdem eine flexible, hochperformante Infrastruktur benötigen. Durch den Umstieg auf SOA müssen Unternehmen weniger Arbeit in Geschäftsprozesse stecken, einzelne Prozesselemente können wiederverwendet werden, außerdem erzielen Firmen durch Senkung der Durchführungskosten beträchtlichen wirtschaftlichen Mehrwert.”
Nachdem Mills die Vorzüge von SOA und Business Process Management (BPM) gelobt hatte, übernahm Phil Gilbert, Vice President der BPM-Sparte innerhalb der IBM Software Group, seinen Platz am Podium. Obwohl Gilbert an sich die neue Version des Business Process Manager (Version 7.5) vorstellen wollte, entschied er sich dafür, den Vortrag interessanter zu gestalten, indem er die neue Software-Version in den SOA-Kontext stellte und ausführte, welche Zukunftschancen SOA den Unternehmen bieten würde.
Er begann seinen Vortrag, indem er erklärte, dass im Jahr 2020 50 Milliarden Geräte ans Internet angeschlossen sein würden. Dadurch würden Unternehmen neue Einnahmequellen offen stehen.
„Im Lauf der nächsten fünf Jahre werden 20 Prozent der Unternehmensumsätze aus Quellen stammen, die [bislang] noch niemand kennt“, sagte er voraus.
Visualisierung des kritischen Pfades
Der Grund dafür sei, dass neue Geräte und verbesserte Software im Verbund mit Datenanalysetechniken Geschäftschancen bieten würden, die man früher aufgrund der isolierten Datenverarbeitungssysteme nicht hätte erschließen können. Gilbert (siehe Bild) demonstrierte im Anschluss, welche Verbesserungen an der neuen Version des Business Process Manager durchgeführt worden waren, um die Visualisierung des kritischen Pfades zu ermöglichen, was die nötige Flexibilität bietet, um auf die kommenden Veränderungen entsprechend zu reagieren.
Version 7.5 kann mit einer Drag-and-Drop-Funktion aufwarten, wie sie von Projektmanagement-Programmen her bekannt ist, wenn Terminpläne geändert werden müssen, weil Probleme aufgetreten sind oder Lieferfristen sich geändert haben. Wird ein Datum geändert, bringt die BPM-Software automatisch alle damit verknüpften Elemente in einem Terminplan auf den neuesten Stand, um auf diese Weise die Auswirkungen der Änderung darzustellen.
Nach einer Podiumsdiskussion mit Kunden sprach Scott Klososky, der als unabhängiger Berater und Unternehmer firmierte, darüber, welche praktischen Auswirkungen SOA auf die Führung von Unternehmen haben wird.
Er begann seinen Vortrag damit, darauf hinzuweisen, dass Führungskräfte sich immer schon darauf verlassen hätten, dass einzelne Team-Mitglieder oder ein Team als Ganzes zukünftige Trends mit hoher Genauigkeit vorhersagen konnten. Dies sei immer schon der Fall gewesenen, aber die letzten zehn Jahre seien das Jahrzehnt der Führungskräfte „mit eingeschränktem Sichtfeld“ gewesen, wie er es nannte. Damit griff er auf die Metapher einer Autofahrt bei Nacht mit Abblendlicht zurück.
„Führungskräfte mit eingeschränktem Sichtfeld haben die nächsten 12 Monate vor Augen“, erklärte er. „Was wir jetzt brauchen sind Führungskräfte, die das Fernlicht eingeschaltet haben und fünf bis zehn Jahre in die Zukunft sehen, um jetzt die Weichen für die zukünftige Geschäftsentwicklung zu stellen. Unternehmen können es sich nicht länger leisten, lediglich auf die technischen Innovationen von Wettbewerbern zu reagieren. Mit diesem Ansatz werden sie mit den Veränderungen, die auf uns zukommen, nicht Schritt halten können. Führungskräfte, die ihr Fernlicht nutzen, können voraussehen, welche Veränderungen in der Gegenwart durchgeführt werden müssen, damit das Unternehmen gut positioniert ist für die Veränderungen, mit denen es in der Zukunft konfrontiert werden wird.”
Die Zukunft – der Planet als Netzwerk
Klososky sprach ebenfalls über den Weg, den man bei IBM bereits zurückgelegt hatte, um dem Ziel eines „smarten Planeten“, IBMs derzeitiges Motto im Bereich Geschäftsfeldentwicklung, näher zu kommen. Stand der Version 1.0 sei gewesen, dass Unternehmen mit anderen Unternehmen vernetzt gewesen wären. Nun, so Klososky, hätten wir eine Stufe erreicht, in der Menschen Teil dieser digitalen Infrastruktur werden würden.
Nun würden wir neue Geräte wie Smartphones und Technologien wie soziale Netzwerke in diese vernetzte Welt integrieren. Das Ziel der nächsten Phase, Version 4.0, sei seiner Ansicht nach, all diese Verbindungen, die geknüpft werden, mit Intelligenz zu versehen, um so Trends bereits im Ansatz zu entdecken.
Damit ging die Hauptvortragsrunde des Tages zu Ende und die Teilnehmer verließen den Konferenzraum, um im Solution Centre einen Blick auf zukunftsträchtige Technologien zu werfen. Sie konnten dort IBMs Watson bestaunen, ein superintelligenter Großrechner mit überragenden Analysefähigkeiten, der die Konferenzbesucher zu einem mentalen Wissens-Wettstreit auf Basis der Fernseh-Quizshow Jeopardy herausforderte.