Creative Suite 5.5: Lohnt der Umstieg?

Allen Applikationen der Creative Suite Master Collection hat Adobe noch keine neuen Features oder Aktualisierungen spendiert. Von nützlichen Updates profitieren vor allem Dreaweaver, Flash Pro, Premiere Pro, After Effects und InDesign. In die Master Collection integriert sind jetzt auch der jüngste Acrobat X Pro sowie Flash Builder 4.5 Premium. Für einen Versionssprung auf CS 6 hat Adobe das nicht gereicht, doch auch das Interimsupgrade auf Version 5.5 hat Sinn für alle Medienmacher, die State-of-the-Art-Projekte umsetzen müssen und bereits auf HTML5 und CSS3 setzen.
Hintergrund: Warum CS 5.5?
Dank der großen Verbreitung von Smartphones und Tablets im Kreise professioneller Anwender und technikverliebter Konsumenten sowie in Vorfreude auf neue Möglichkeiten, die Projekte auf HTML5- oder CSS3-Basis bieten, befindet sich die Medienbranche beinahe in einem Experiemtierrausch. Wer sich als erster mit atemberaubenden Medienprojekten als führend positionieren kann, gewinnt den nächsten und die meisten Kunden – so die Hoffnung vieler. Damit sehen sich auch viele Crossmedia-Designer vor die Herausforderung gestellt, möglichst schnell, das heißt effizient und kostengünstig, für möglichst viele Plattformen beeindruckende Inhalte zu erstellen. Damit die für aktuelle Plattformen wie iPhone 4 und iPad 2 oder Android-Smartphones und -Tablets optimierten Inhalte nicht allzu lange auf sich warten lassen und Designer ihre Projekte möglichst einfach für viele Plattformen erstellen können, hat sich Adobe entschieden, vor der Creative Suite 6 eine Version 5.5 anzubieten. Im Wesentlichen profitieren hier Dreamweaver, Flash, Premiere Pro und InDesign von Neuerungen, daneben auch After Effects, Audition und Flash Catalyst. Photoshop bleibt zunächst in Version CS 5 bestehen. Dafür integriert die Master Collection jetzt Acrobat X Pro sowie Flash Builder 4.5 Premium.
Neuerungen in Dreamweaver CS 5.5
Damit Webdesigner ihre Entwürfe einfacher und schneller für mehrere Zielplattformen konsistent umsetzen können, bekommen sie jetzt mit der Funktion Multiscreen-Preview Unterstützung. Diese erlaubt es, ein Design in drei unterschiedlichen Ziel-Screengrößen gleichzeitig darzustellen. So kann ein Basis-Projektdesign schnell für den Einsatz auf Desktops, Tablets, TV-Sets oder Smartphones optimiert werden. Verschiedene CSS-Varianten können Anwender schnell zuweisen und anpassen. Das ist eine echte Hilfe für all jene, die Content für mehrere Zielplattformen gestalten müssen. Zwar lässt sich die Aufteilung der Multi-Preview durch den Anwender einstellen, die Anzahl gleichzeitig darstellbarer Inhalte ist aber auf drei begrenzt.
Webdesigner, die das JavaScript-Framework jQuery einsetzen, finden in Dreamweaver CS 5.5 neue Mobil-Templates, kontextuelle Code-Tipps sowie Layoutbeispiele, mit denen sich schnell starten lässt, bevor dann die individuellen Anpassungen erfolgen. Mit der jQuery-Unterstützung sollen Webentwickler schneller stabile Benutzeroberflächen für mobilen Content und interaktivität umsetzen können. Eine weitere Vereinfachung betrifft das Festlegen »runder Ecken« für Webdesigns. Dafür gibt es jetzt eine eigene Dialogbox, in der Webdesigner den Radius jeder einzelnen runden Ecke durch das Pixelmaß eingeben und definieren können.
Neuerungen in Flash Pro CS 5.5
Um konsistente Designs auch für Anwender von Flashplayer 10.2 und AIR 2.6 umsetzen zu können, bietet Adobe Flash Pro CS 5.5 an. Medienmacher gestalten damit etwa für Android 2.2 oder höher und kompilieren ActionScript für iOS und iPhone-Apps, die sich über den iTunes-Store verteilen lassen.
Flash Pro CS 5.5 unterstützt Designer jetzt auch besser beim Erstellen von Content für Tablets, etwa durch Touch-Input-Unterstützung und Gesten-basierte Steuerung, sowie für internetfähige Fernsehgeräte, etwa mit AIR für Digital Home. Workflows, innerhalb derer ein Basiscontent für mehrere Zielplattformen optimiert werden muss, können an Effizienz gewinnen, indem Flash CS 5.5 ermöglicht, Code-Snippets und Assets gleichzeitig für mehrere Dokumente und Zielplattformen zu nutzen. Das Management mehrerer FLA-Dateien, die auf gleichem Content basieren, aber unterschiedliche Plattformen adressieren, wird vereinfacht, indem sich Aktualisierungen in einer Version bei Bedarf automatisch auf andere Versionen übertragen lassen. Auch das Skalieren von Inhalten macht Flash CS 5.5 jetzt einfacher, da dies nicht mehr manuell erfolgen muss, sondern durch das Ändern der Bühnengröße skaliert Flash die Inhalte auf Wunsch jetzt automatisch. Das Arbeiten mit Ebenen wird zudem flexibler, 20 neue Code-Snippets beschleunigen das Entwickeln von mobile und AIR-Applikationen, und mit zahlreichen weiteren Detailverbesserungen reagiert Adobe auf Wünsche vieler Flash-Profis.
Neues im Bereich Video und Audio
Premiere Pro CS 5.5 erleichtert das Synchronisieren von einzeln und gegebenenfalls unterschiedlich aufgezeichneten Audiostreams mit Videos. Der neue Dual Systems Sound-Support und der Merge-Clips-Befehl machen dies möglich und ersparen Videoprofis mitunter viel Handarbeit. Wer mit unterschiedlichen NLE-Systemen (Non Linear Editing) arbeitet, wird sich freuen, dass Premiere Pro jetzt von anderen Plattformen bekannte Shortcuts annehmen kann, die sich aber auch anpassen lassen. Anwendern von Avid Media Composer und Final Cut Pro fällt damit das Arbeiten in Premiere Pro vermutlich leichter. Verbesserungen der Mercury Playback Engine, die jetzt auch neue Laptop-GPUs nutzen kann, sorgen für komfortable Echtzeitwidergabe auch beim mobilen Arbeiten »on Set«. Auch komplexere Projekte erlauben jetzt schnelles Filtering und Effekt-Previews auf dem Notebook.
In After Effects CS 5.5 findet sich ein neuer Warp-Stabilizer. Dieser soll aus Handycam-Aufnahmen mehr herausholen und den Einsatz einer kostenaufwändigen Steadycam ersparen. Statt nur die Kameraperspektive des wackeligen Originalbildes zu korrigieren, analysiert das neue Bildstabilisierungsfeature pixelgenau, um auch die Kamerarotation, Rolladen-Artefakte und Parallaxe-Effekte für die Optimierung zu berücksichtigen. Um weichere Bildläufe zu erhalten, bietet Warp Stabilizer zahlreiche Parameter, die genaue Anpassungen ermöglichen.
Enger mit Premiere Pro verknüpft zeigt sich Audition CS 5.5, das jetzt auch für Mac OS erhältlich ist. Der Datenaustausch zwischen Premiere Pro und Audition sowie Final Cut Pro und anderen NLE-Systemen soll Anwendern nun deutlich leichter fallen. Die aktualisierte Playback-Engine von Audition nutzt auch die Leistung von Multicore-CPUs, sodass sich Audioeffekte und Wiedergabeparameter auch bei komplexen Soundprojekten on the fly ohne Artefakte anwenden lassen.
Neuerungen in InDesign CS 5.5
Dem anhaltenden Trend des mobilen Lesens und Arbeitens trägt auch die neue InDesign-Version Rechnung. Mit ihr will Adobe Medienmacher bei der Contentgestaltung für Tablets, Smartphones und vor allem die neue Generation E-Books unterstützen. Mit InDesign können Anwender Inhalte für die Standards HTML5 und EPUB3 umsetzen, also interaktive Elemente, Multimediales wie Soundtracks und Videos sowie aktuelle dynamisch eingefügte News berücksichtigen. Je nach vom Nutzer gewählter Darstellungsoption sind Inhalte wie Bilder dynamisch skalierbar. Styles können über Tags für HTML, EPUB und PDF zugewiesen werden, so dass das ursprüngliche Design möglichst optimal auf der Zielplattform zur Geltung kommt. Digitale Magazine, Zeitungen, Geschäftsberichte oder auch Anleitungen profitieren zukünftig deutlich mehr von integrierten Videos, Diashows, 360-Grad-Ansichten, Panoramas und interaktiven Grafiken. InDesign CS 5.5 ist für solche komplexen Medienformen gewappnet. Der neue Folio Producer gestattetdas Umsetzen interaktiver Overlays für Tablet-Contents. Workflows profitieren zum Beispiel von der neuen Linked Text-Funktion. Damit lassen sich Textblöcke, die an unterschiedlichen Stellen eines Dokuments auftauchen, verknüpfen, sodass eine Änderung nur einmal erfolgen muss und automatisch auf die verknüpften Blöcke übertragen wird.
Fazit
Die Neuerungen und Detailverbesserungen der Adobe Creative Suite 5.5 sind nützliche Aktualisierungen und vor allem für jene Mediendesigner interessant, die State-of-the-Art-Projekte crossmedial umsetzen müssen und dabei viel Wert auf effizientes Arbeiten legen. Wer im Wesentlichen mit Standardprojekten – auch komplexeren – beschäftigt ist und auf die einfache Optimierung des Contents für die jüngsten Zielplattformen und Standards verzichten kann, ist weiterhin mit der CS 5 bestens bedient und kann ruhig auf die nächste Version der Creative Suite warten. Für Besitzer der Creative Suite in Version 3 oder 4 ist das Upgrade auf den jüngsten Sproß der Familie in jedem Fall lohnenswert, da Hunderte von Verbesserungen das kreative Arbeiten deutlich erleichtern und beschleunigen.
Ersteindruck: gut
Systemvoraussetzungen Windows
– Intel Core i3, i5, or i7 or AMD Phenom II( empfohlen); CPU mit 64-bit-Support erforderlich für Adobe Premiere Pro and After Effects
– Windows XP SP 3/Vista SP 1/Windows 7; 64-bit-Version erforderlich für Premiere Pro, After Effects und die Abo-Version der Master Collection
– 4GB oder mehr RAM empfohlen
– ca. 25 GB Festplattenplatz für die Applikationen; zusätzlicher Speicher während der Installation erforderlich sowie für Projektdaten
– 1280×1024 Display empfohlen, qualifizierte Hardware-beschleunigte OpenGL -Grafikkarte, 16-bit Farbe und 256MB VRAM
– 7200 RPM Festplatte für das Editieren von komprimierten Videoformaten; RAID 0 für unkomprimierte Videoformat
Systemvoraussetzungen MacOS
– Multicore Intel-CPU mit 64-bit support
– Mac OS X v10.6; Mac OS X v10.6.3 (empfohlen)
– 4GB oder mehr RAM empfohlen
– Ca. 27 GB Festplattenplatz fpr Applikationen; zusätzlicher Speicher während der Installation und für Projektdaten erforderlich
– 1280×1024 Display mit qualifizierter Hardware-beschleunigter OpenGL-Grafikkarte, 16-bit Farbtiefe und 256MB VRAM
– 7200 RPM Festplatte für das Editieren von komprimierten Videoformaten; RAID 0 für unkomprimierte Videoformat