Intel: Enttäuschende Green IT-Bilanz

Höherer Energieverbrauch, mehr CO2 und mehr Abfall – Intels Umweltbilanz hat sich im vergangenen Jahr eher verschlechtert denn verbessert. Informationen, die diese Behauptung stützen, stammen keineswegs von unfreundlich gesinnten Industriekritikern, sondern von Intel selbst.
Steigender Energieverbrauch und mehr Giftmüll
Nachlesen kann diese Angaben jeder der sich Intels gerade veröffentlichtem Unternehmensbericht »Corporate Responsibility 2010« auf den Bildschirm holt. Zwar hat der Chip-Gigant in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, die Umweltbilanz zu verbessern, doch 2010 war in dieser Hinsicht offenbar kein gutes Jahr.
Hier einige Beispiele:

Mehr Nachfrage, mehr Produktion, mehr Abfall
Fairerweise muss man hinzufügen, dass die enorme Nachfrage nach Chips, insbesondere nach der vorangegangenen Finanz-und Wirtschaftskrise logischerweise auch zu einer viel intensiveren Produktion bei Intel und anderen Halbleiterherstellern geführt hat. Deshalb mussten auch Stromverbrauch oder Abfallmenge deutlich in die Höhe gehen. Gerade die Halbleiterproduktion hat einen besonders hohen Energieverbrauch.
Beim Recycling immerhin kann der Chip-Fabrikant Erfolge vorweisen. Wurden 2009 noch 71 Prozent der chemischen Abfälle wieder verwertet, so waren es 2010 schon 75 Prozent.
Intel setzt konkrete Ziele
Genügend Geld für Green IT-Investitionen hat der Halbleiter-Riese auf jeden Fall in der Kasse: Von 2009 auf 2010 stieg der Gewinn von 4,4 auf beeindruckende 11,5 Milliarden Dollar.
Intels soziale Ziele
Nachhaltigkeit ist ohne soziale Verantwortung, beispielsweise für die Mitarbeiter, nicht mehr denkbar.
Deshalb will Intel auch hier Verbesserungen erreichen. So sollen mehr Frauen und Mitarbeiter aus gesellschaftlichen Minderheiten eingestellt werden. Der Anteil von Frauen bei Intel liegt derzeit bei 28 Prozent. Gegenüber 2006 (30 Prozent) ist der Frauenanteil sogar leicht zurückgegangen.
Das liegt möglicherweise daran, dass die technikzentrierten Abteilungen des Unternehmens schneller gewachsen sind als die Verwaltung, in der der Frauenanteil traditionell höher liegt. Außerdem will das Unternehmen Fitness und Gesundheitsschutz der Belegschaft verbessern.
Der Intel-Report liegt in zwei Versionen vor, entweder komplett auf 120 Seiten oder in Kurzform (Executive Summary) auf 16 Seiten. Beide Versionen lassen sich als PDF-Dokument von der Intel-Webseite herunterladen.
HP-Report zu Global Citizenship
Was bei Intel »Social Responsibility« heißt, nennt HP »Global Citizenship«. Der entsprechende »HP Global Citizenship Report 2010« wurde ebenfalls gerade auf der Webseite des Unternehmens veröffentlicht.
So hat HP im Geschäftsjahr 2010 nach eigenen Angaben weltweit 121 000 Tonnen Elektronikprodukte und Druckpatronen recycelt. Etwa 1 Milliarde Tintenstrahlpatronen sind wenigstens teilweise aus Recycling-Material gefertigt.
Der Ausstoß an Treibhausgasen betrug 2010 laut HP 1,87 Millionen Tonnen. Allerdings habe der Konzern ungefähr 225 000 Tonnen an Treibhausgasen vermieden. Bis 2013 will HP seinen Treibhausgas-Ausstoß sowie den Energieverbrauch um 20 Prozent senken.

Auch sonst fällt HPs Selbsteinschätzung rundum positiv aus: Der Konzern habe 2010 über elf Milliarden Dollar in Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz investiert. Dadurch könnten angeblich 70 Millionen Kilowattstunden eingespart werden.
Außerdem habe das Unternehmen 2010 mehr als doppelt so viel Strom aus erneuerbaren Energien bezogen wie noch im Vorjahr.
Forbes kürt Intel zum grünsten US-Unternehmen
An den Konkurrenten Intel kommt HP in Sachen Green IT aber offensichtlich nicht heran. Zumindest, wenn man »Forbes« glaubt. Das Magazin hat im April eine Liste der zehn »grünsten« Unternehmen in den USA veröffentlicht. Als Grundlage für die Bewertung diente vor allem, wie hoch der Anteil des Stroms aus sauberen Energiequellen wie Windkraft oder Photovoltaik ist, den das jeweilige Unternehmen bezieht. Da liegt Intel mit einem Anteil von über 85 Prozent im Gesamtstromverbrauch auf Platz eins.
Intel hat den Anteil von sauberem Strom 2011 um sage und schreibe 75 Prozent erhöht, wie Intel-Manager Marty Sedler (director of global utilities and infrastructure) gegenüber Forbes erklärt.

Cisco liegt in der Forbes-Liste auf dem achten Rang acht (29 Prozent Strom aus erneuerbarer Energie). HP taucht auf dieser Top-10-Liste nicht auf. Da die Forbes-Liste sich aber hauptsächlich auf den Aspekt der sauberen Energiegewinnung stützt, ist die Aussagekraft sehr begrenzt und die Behauptung, das seien die »grünsten Unternehmen« ziemlich gewagt.