Ausprobiert: Thinkpad X1 – Lenovos Antwort auf das MacBook Air

Das X1 mit einer Bildschirmdiagonale von 13,3 Zoll ist in vieler Hinsicht Lenovos Antwort auf das MacBook Air. Doch das X1, das schwerer, kantiger und wesentlich performanter als sein Widerpart ist, kann auch jenseits des Apple-Vergleichs aufgrund seiner Leistungsmerkmale bei denjenigen Geschäftskunden punkten, die auf der Suche nach einem robusten, schlanken und portablen Rechner sind.
Bei Lenovos Business-Modell finden sich eine Reihe von Merkmalen, die erstmalig bei der ThinkPad-Reihe anzutreffen sind, darunter ein helles, 13,3 Zoll großes Display aus Gorillaglas der Firma Corning. Beim Akku-Lade- und Verwaltungssystem kommt Lenovos RapidCharge-Technik zum Einsatz, mit deren Hilfe ein leerer Akku innerhalb von 30 Minuten bis zu 80 Prozent aufgeladen werden kann. In meinem Praxistest, bei dem ich auf die federleichte Zusatzbatterie zurückgegriffen habe, konnte ich während meines Flugs von San Francisco nach Atlanta (zirka 7 Stunden ohne Stromzufuhr) durchgängig von meinem X1 Gebrauch machen. Während dieser Zeit habe ich E-Mails gelesen, auf eine externe Festplatte zugegriffen und mir Notizen gemacht. Das Energie-Profil war auf »ausgeglichen« eingestellt, was dazu führte, dass sich das Display nach fünf Minuten abdunkelte und nach 30 Minuten ohne Tastendruck beziehungsweise Betätigen der Maus der Energiesparmodus aktiviert wurde.
Mehr von allem
Obwohl das X1 in puncto Schlankheit nicht mit dem MacBook Air mithalten kann, können seine inneren Werte bei Nutzern, die ihr Laptop überwiegend geschäftlich nutzen, überzeugen. Unter der Haube meines Testgerätes verrichtete ein Intel Core i5-Prozessor der zweiten Generation seine Arbeit bei nur mäßiger Hitzeentwicklung. (Das X1 ist darüber hinaus auch mit dem i7 kompatibel, das MacBook Air allerdings kann maximal mit einem Intel Core Duo ausgestattet werden.)
Das X1 hat standardmäßig 4 GByte DDR3-Speicher an Bord. (Das X1 kann mit maximal 8 GByte an Arbeitsspeicher bestückt werden, während beim MacBook Air bereits bei 2 GByte Schluss ist.) In beinahe allen Kategorien, die Rechenleistung, Speicherkapazität und Leistungsfähigkeit betreffen, hat das X1 die Nase vorn.
Lassen wir den reinen Hardware-Vergleich zwischen X1 und MacBook Air, der sowieso eher anmutet, als ob man Äpfel mit Birnen vergleichen würde, hinter uns. Ich habe das Gerät in der Redaktion einigen Benchmark- und Gebrauchstests unterzogen, um auf diese Weise herauszufinden, ob das X1 sich für Business-Anwender eignet.
Wenn nun schon die Rede ist von Business-Notebooks – langjährige ThinkPad-Nutzer sollten sich auf eine Überraschung gefasst machen: Lenovo experimentiert mit Design-Elementen. Und das Ergebnis dieser Experimente sorgt für so manches Stirnrunzeln. Bislang wurde beim Design der ThinkPad-Reihe, das mittlerweile schon Kult-Charakter angenommen hat, vorrangig auf Technik und Leistung geachtet, verspielte Designelemente fanden sich kaum. Beim X1 ist die Ausrichtung auf Technik und Leistung nach wie vor spürbar, befindet sich allerdings im Konflikt mit dem vorne abgeschrägten Gehäuse, was dazu führte, dass einige der Anschlüsse mit Blenden abgedeckt wurden, außerdem sind die Lautsprecher nun am oberen Ende der Tastatur versteckt.
Glücklicherweise befinden sich die meisten Anschlüsse an der Rückseite des X1. Durch den Thinkpad-typischen Scharniermechanismus sind die meisten dieser Anschlüsse leicht zugänglich, selbst bei aufgeklapptem Displaydeckel. Insgesamt stellt das Gerät drei USB-Ports (ein USB 3.0 und zwei USB 2.0), einen Mini-Display-Anschluss, einen RJ45-Netwerkanschluss, einen eSATA-Port (dieser Anschluss ist gleichzeitig einer der USB 2.0-Ports, über den externe Geräte mit Strom versorgt werden können) sowie ein 4-in-1-Kartenlesegerät zur Verfügung.
Eine weitere Premiere – und ein Zugeständnis an das Design – sind die Tasten des X1 im Chiclet-Stil anstelle der ThinkPad-üblichen, klassisch abgeschrägten Tasten. Es tippt sich komfortabel mit der neuen Tastatur und sie ist gut in das X1-Gehäuse eingepasst.
Business-Anwendungen liefen auf dem X1 flüssig – dies gilt auch für Anwendungen aus anderen Bereichen, zum Beispiel das Ansehen von On-Demand-Videos aus einer Online-Videothek in meinem Hotelzimmer. Das X1 schnitt sowohl beim Passmark Performance Test (1212) von Passmark Software und bei Geekbench (5231) von Primate Labs nur mittelmäßig ab. Beide Benchmark-Tests wurden gleich nach dem Auspacken des Gerätes durchgeführt. Die einzige Veränderung, die ich an der Konfiguration durchgeführt habe, war das Einstellen der Energieoptionen von Windows 7 auf »hohe Leistung«. Alle Tests wurden durchgeführt, während das X1 ans Stromnetz angeschlossen war.
Der kleine Schein
Abgeschrägte Flächen und die Keilform des Gehäuses lassen das X1 klein erscheinen. Obwohl es stimmt, dass, wie Lenovo oft betont, das X1 eine Höhe von lediglich 16,5 Millimeter aufweist, trifft dies nur für die Vorderseite zu, die dem Anwender zugewandt ist. Die Rückseite des Gerätes hat eine Höhe von beinahe 2,5 Zentimeter; rechnet man die Gummifüße mit ein, ist dies die tatsächliche Höhe. Die Zusatzbatterie, die als Zubehör erhältlich ist, trägt noch einmal zirka 1,3 Zentimeter auf. Den wichtigeren »Flughafentest« besteht das X1 mit Bravour. Das mattschwarze Gehäuse ist griffig und dünn genug, um während der Sicherheitskontrolle leicht aus dem Handgepäck herausgenommen und wieder darin verstaut zu werden.
Die Maustasten, die sich bei früheren Modellen unterhalb des Trackpads befanden, sind, hat Lenovo nun oberhalb des Trackpads platziert. Das Trackpad des X1 wurde von Lenovo großzügig bemessen und nimmt eine breite Fläche ein innerhalb der Abmessungen des Notebooks, die 13,3 Zoll x 9,1 Zoll x 0,84 Zoll betragen.
Da das Display rahmenlos ist, fällt die normalerweise für das ThinkLight vorgesehene Fläche oberhalb des Displays weg. Das ThinkLight wurde deshalb – eine weitere Premiere bei der ThinkPad-Reihe -durch eine Tastaturbeleuchtung ersetzt, die die sechsreihige Tastatur von unten beleuchtet. Dies stellt eine große Verbesserung dar, wurde das Licht des ThinkLight doch leicht durch die auf der Tastatur platzierten Hände beim Tippen blockiert.
Bei Pressevorstellungen vor der Markteinführung sah man häufig, dass Produktmanager von Lenovo sich mit beiden Füßen auf ein zugeklapptes X1 stellten, um die Robustheit des Laptops zu demonstrieren. Ich habe keinen solchen drastischen Test durchgeführt, aber ausgehend von meinen Alltagserfahrungen mit dem Gerät kann ich bestätigen, dass die Kombination aus Gorillaglas-Display und den im Gehäuse verbauten Schutzrahmen ein Zeichen dafür ist, dass das X1 die nötige Robustheit mitbringt, um als Business-Notebook in der Praxis bestehen zu können, selbst wenn Design-Elemente nun in manchen Bereichen Einzug gehalten haben.