Ausprobiert: Microsoft Windows Server 8 Developer Preview

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Die Vorschau-Version für Entwickler von Microsoft Windows Server 8, die diesen Monat auf der BUILD-Konferenz vorgestellt worden ist, kann mit vielen vielversprechenden Verbesserungen aufwarten in den Bereichen virtuelle Netzwerke, Storage und Infrastruktur-Management. IT-Leiter sollten das Betriebssystem in Zukunft als Plattform für den Einsatz in Rechenzentren in Betracht ziehen.
Obwohl es noch viele unbekannte Variablen bei Windows Server 8 gibt, zum Beispiel das Erscheinungsdatum und die Lizenzkosten, weist die Pre-Beta-Fassung, die Vorschau-Version für Entwickler, eine ganze Reihe an Verbesserungen auf, die, wenn sie erfolgreich umgesetzt werden, IT-Manager in Unternehmen aller Größen aufhorchen lassen sollten.

Zieht Microsoft mit VMware gleich?

Obwohl VMware mit seiner vor kurzem erschienenen vSphere-5-Software der unbestrittene Technologieführer im Bereich x86-Server-Virtualisierung ist, zeigt Windows Server 8 ganz klar, dass Microsoft den Wettbewerbsdruck auf den Klassenprimus erhöhen will. In den Labors der Redaktion haben wir die Vorschau-Version für Entwickler von Windows Server 8 auf Herz und Nieren getestet, und es hat sich herausgestellt, dass diese frühe Fassung der Microsoft-Server-Software alles mitbringt, um sich als würdiger Herausforderer für VMware zu erweisen.

Im Testlabor der Redaktion habe ich WS8 auf verschiedenen Server- und Workstation-Plattformen installiert, darunter Lenovo ThinkServer RD210, ThinkServer TS200v, Acer AR-380 und der HP Z800-Workstation. Alle sind mit Intel Xeon-Prozessoren ausgerüstet und bieten zwischen 4 und 24 Gigabyte an Arbeitsspeicher. Die Mehrzahl der Maschinen verfügt über einen einzigen Netzwerkanschluss, aber das Gerät von Acer und der ThinkServer RD210 sind mit mehreren Netzwerkkarten ausgerüstet.

Installation ohne grafische Oberfläche

Wenn Windows Server 8 auf den Markt kommt, wird es die erste Version des Betriebssystems sein, bei dem Microsoft eine Server-Core-Installation empfiehlt anstatt einer Komplettinstallation inklusive grafischer Oberfläche. Ich werde später auf die tiefgreifenden Veränderungen beim Server Manager zu sprechen kommen, aber zunächst sollten IT-Leiter erst einmal darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn nur der Server Core installiert werden muss. Windows Server 8 benötigt dadurch wesentlich weniger Speicherplatz, doch auch sicherheitstechnisch muss weniger Aufwand betrieben werden.

Für die Core-Installation von Windows Server 8 müssen mindestens 512 MByte an Arbeitsspeicher verfügbar sein; damit hat WS8 dieselben RAM-Anforderungen wie Windows Server 2008 R2. Anders als die Vorgänger-Version ist Windows Server 8 Core auf Remote Management ausgelegt. In meinen Tests hat sich gezeigt, dass Windows Server 8 Core das Hinzufügen und Entfernen von Server-Rollen wesentlich besser verkraftet als die aktuelle, im Fachhandel erhältliche Version von Windows Server. Obwohl ich dies nicht getestet habe, wird die Windows Server 8 Hyper-V-Rolle auf einem USB-Stick ausgeliefert und kann auch darauf gestartet werden.

Darüber hinaus bedeutet Core-Installation auch, dass von der üblichen Windows-Betriebssystemoberfläche und vom Explorer Abschied genommen wird. Bei dieser Arbeitsspeichergröße ist es für IT-Leiter durchaus sinnvoll, darüber nachzudenken, Windows Server 8 Core auf einer SD-Speicherkarte oder einem anderen Solid-State-Drive in der Server-Hardware zu installieren, ähnlich wie dies bei VMWares vSphere ESXi schon jetzt der Fall ist.

Microsofts Schritt, die Core-Installation statt der Komplettinstallation inklusive GUI zu empfehlen, wird bedeutende strategische Auswirkungen darauf haben, wie IT-Hersteller und -Nutzer mit dem Thema Server-Management umgehen.

Gute Funktionen für das Server-Management

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Server Manager bei Windows Server 8 grundlegend von der Management-Software früherer Betriebssystem-Versionen. Beim neu gestalteten Server Manager steht die Mehrgeräte-Verwaltung im Vordergrund; damit hebt sich die Software deutlich vom aktuellen Ansatz, bei dem jeweils nur ein Server dargestellt wird, ab.

Die Management-Tools sind auf eine Windows-Client-Umgebung ausgelegt. Microsoft-Mitarbeiter wurden jedoch nicht müde zu betonen, dass die Server Manager-Tools für die Verwaltung eines Windows-8-Servers auch auf einem Linux-System eingesetzt werden könnten, auf dem der WS-Management-Stack (ein DMTF- und SOAP-basiertes Protokoll für die Systemverwaltung) installiert ist.

In meinem Test war es ganz einfach, die Windows Server 8-Systeme parallel zu den bestehenden Windows Server 2008 R2- und 2003-Systemen zum Server Manager hinzuzufügen. Ich konnte die Systeme zu Gruppen zusammenfügen, ich erhielt Benachrichtigungen, entweder bezogen auf einzelne Systeme oder auf Server-Rollen, und konnte entsprechend auf die Meldungen reagieren. Abgesehen von der Einführung der kargen Metro-Bedienoberfläche gibt es eine weitere grundlegende Veränderung beim Server Manager – die bekannte Taskleiste ist durch einen rechten Mausklick ersetzt worden. Dies macht das Arbeiten wesentlich intuitiver; IT-Manager sollten damit rechnen, dass dies die Einführung des neuen Server Managers bei erfahrenen Rechenzentrums-Mitarbeitern erleichtern wird.

Ich behaupte schon seit vielen Jahren, dass eine effektive Verwaltung der virtuellen Infrastruktur erfolgreiche Implementierungen von gescheiterten unterscheidet. Interessanterweise unterstützt der Microsoft System Center Virtual Machine Manager (SCVMM) bereits jetzt die Verwaltung sowohl von Hyper-V- als auch vSphere-Umgebungen. Außerdem hat Microsoft durch den Betrieb von Webseiten wie Hotmail, Bing und MSDN einen beträchtlichen Erfahrungsschatz gewonnen. Es liegt auf der Hand, dass die Lektionen, die man vom System-Center-Team und den Microsoft-Teams gelernt hat, das Management-Design von Windows Server 8 positiv beeinflusst haben. In IT-Abteilungen in Unternehmen werden bestehende Management-Tools von Drittfirmen allmählich in den System Manager integriert oder durch die Software gänzlich überflüssig gemacht werden.

Eine größere Netzwerk-Rolle

Windows Server 8 erweitert die Anzahl der Rollen, die das Betriebssystem in Unternehmen übernehmen kann, beträchtlich, besonders in den Firmen, die mit einer geringen Anzahl an IT-Mitarbeitern auskommen müssen. Ich konnte die Windows Server 8 DHCP- und DNS-Rollen verwenden, um größere Redundanz (bei DHCP) und größere Benutzerfreundlichkeit (bei DNS) zu erzielen. Obwohl meiner Meinung nach die Integration von Cisco-Netzwerkkomponenten, wie VMWare dies mit dem Cisco Nexus 1000v gezeigt hat, für Microsoft keine Rolle spielen wird, gibt es Verbesserungen bei der virtuellen Switch-Infrastruktur bei Windows Server 8.

Ich konnte die neuen Funktionen zur Netzwerkisolierung virtueller Server und die Bandbreitenregulierung in Windows 8 Server dazu verwenden, Multi-Tenancy-Networking im Sinne von »Du-kriegst-wofür-Du-bezahlst« in Windows Server 8 aufzusetzen. Ich konnte ebenfalls die Zugangskontrolllisten-Funktion (ACL) für die virtuelle Netzwerkschnittstelle nutzen, um den Zugang zum Netzwerk einzuschränken. Darüber hinaus gibt es ebenfalls Funktionen, um ein privates VLAN zu erstellen sowie zur Einstellung der Bandbreiten-Maxima und -Minima, mit denen ich festlegen konnte, wie viel Netzkapazität meine virtuellen Server in Anspruch nehmen durften.

Obwohl dies eine Neuerung bei Windows Server 8 darstellt, setzen diese Funktionen meiner Ansicht nach im Bereich virtualisierte Netzwerk-Switches keine neuen Standards. Trotzdem gibt es durchgreifende Veränderungen, die die Grundfunktionen des virtuellen Netzwerk-Switches bei Windows Server 8 verbessern. Dies ist ein Bereich des Betriebssystems, den IT-Leiter sich genau ansehen sollten. Besondere Beachtung sollten die Erweiterungen finden, die es dem Administrator erlauben, den Traffic zu erfassen und zu filtern, zusammen mit einem API, das die Analyse von Netzwerk-Traffic durch Drittfirmen ermöglicht. Es wird ein Logo-Programm geben, um Produkte von Drittfirmen, die die API des virtuellen Switches benutzen, zu zertifizieren.

Ich konnte Windows Server 8 dazu benutzen, NIC-Teams auf meinen Server-Systemen zu erstellen. Die NIC-Teaming-Funktion ist bereits in Produkten von Mitbewerbern integriert. NIC-Teams können aus Karten verschiedener Hersteller bestehen. IT-Leiter sollten sich bewusst machen, dass NIC-Teams in fast jeder Größe erstellt werden können. Durch diese hardwareseitige Verbesserung der Netzwerkfähigkeiten macht Microsoft das Betriebssystem wesentlich attraktiver für Unternehmen, die bisher gezögert haben, Windows-Server-Systemen Performance-abhängige Arbeitslasten anzuvertrauen.

Weitere Tests werden folgen

In weiteren Tests werde ich die grundlegenden Änderungen bei Windows Server 8 im Bereich Storage näher untersuchen. Schon jetzt kann ich sagen, dass die neuen Storage Spaces es für IT-Leiter wesentlich vereinfachen werden, virtuelle Platten zu verwalten, sowohl unter dem Gesichtspunkt der Bereitstellung als auch der Leistungsverbesserung. Windows Server 8 wird auch Unterstützung für NFS 4.1 für Unix-Clients enthalten.

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