»Wir haben keine Angst vor Cyberkriminellen«

ITespresso.de: Was ist nötig für das Erhalten einer Top Level Domain?
Kurt J. Pritz: Es gibt genaue Richtlinien, die mit der »Commnity« [Anmerkung der Redaktion: er meint die Registrare] zusammen entwickelt wurden, um sicher zu gehen, dass die neuen Domains auch wirklich funktionieren.
Das ging hin und her und es gab insgesamt 7 Versionen, bis die Guideline und die Fragebögen für Betreiber fertig waren. Wir begannen zuerst mit dem Input, den wir von Consultants erhielten, bevor alles mit der Branche weiter ausgearbeitet wurde.
Die Bewerber für die neuen TLDs müssen ein Set von 50 Fragen beantworten – und für jede Antwort haben wir nur einen bestimmten vorgegebenen Platz – sie müssen also keine langen Romane schreiben. Wir erwarten nur die richtigen Fakten.
ITespresso.de: Wir haben zuvor von Centralnic-CEO Ben Crawford gehört, man müsse viele Businesspläne und nicht nur einen liefern – also Plan A, Plan B usw. Stimmt das?
Kurt J. Pritz: Es ist nicht ganz so. In den 50 Fragen enthalten sind sehr viele Business-Themen, denn wir wollen sichergehen, dass hinter einer gTLD etwas Solides steckt. Darin sind natürlich auch Fragen, die herausfinden sollen, was der Betreiber macht, wenn der Plan nicht funktioniert.
Das Gleiche gilt für die technischen Fragen, denn zum Betreiben eines eigenen Systems muss man auch den laufenden Betrieb in verschiedenen Ausfallszenarien gewährleisten
ITespresso.de: Wann müssen die Unterlagen abgeliefert werden?
Kurt J. Pritz: Die Frist für die vollständigen Bewerbungsunterlagen ist der April 2012. Wenn etwas nicht geklärt ist, werden wir noch einmal um eine Klarstellung bitten. Das ist nur die erste Runde der neuen gTLDs, die dann erst einmal an den Start gehen muss. Über eine zweite Runde, das geht über die Jahre – ein konkretes Datum kann ich noch nicht nennen – öffnen wir dann weitere Runden.
ITespresso.de: Welche Voraussetzungen gibt es noch?
Kurt J. Pritz: Alleine schon die Bewerbung für eine neue TLD kostet 180.000 Dollars – für die ICANN. Die Technik, das Personal und weitere Kosten sind da noch gar nicht enthalten.
ITespresso.de: Ist das auch eine Art, Cyberkriminelle davon abzuhalten, wie im bisherigen Domainsystem noch Domains grabben und für ihre Zwecke mißbrauchen?
Kurt J. Pritz: Nein , wir haben keine Angst vor Cyberkriminellen.
ITespresso.de: Danke für das Gespräch.