Natürliche Auslese: Todesursache Smartphone

Das gefährliche Telefonieren im Auto konnte mit der Freisprecheinrichtung etwas gezähmt werden. Die ablenkende Navi-Bedienung war durch Festeinbauten und Gerätehalterungen verbessert worden. Doch diese Fortschritte in der Verkehrssicherheit sind praktisch wieder perdu. Das beweist auch eine frische Studie aus Großbritannien, die heute veröffentlicht wurde. Die neuen Smartphones und Tablets verleiten Verkehrsteilnehmer dazu, E-Mails und Facebook-Account zu checken, mit Apps herumzuspielen (zum Beispiel gegen Radarkontrollen), die kostenlose mobile Navi-Software freihändig zu bedienen oder gar Text einzugeben.
Schwarze Schafe? Einzelfälle? Mitnichten, denn laut der britischen Untersuchung im Auftrage der Versicherungswirtschaft loggen sich allein 27 Prozent der Autofahrer unterwegs in Facebook ein. 20 Prozent der Fahrer checken etwa alle 15 Minuten ihre Accounts, berichtet Confused.com.
Wer im Stau steckt, nutzt die Zwangspause gerne dafür, seine E-Mails zu bearbeiten oder wichtige Telefonate zu erledigen. Das ist verständlich und kann im Stop-and-go-Verkehr meist auch nur zu Blechschäden führen. Doch 27 Prozent der gut 2.000 befragten Verkehrsteilnehmer gibt zu, die Mobilgeräte auch zu nutzen, wenn das Fahrzeug in Bewegung ist. Überhaupt drehen 45 Prozent der Autofahrer den Zündschlüssel nur dann herum, wenn sie ihr Smartphone im Blick- oder Reichweite haben. Halterungen dafür besitzen die Wenigsten.
75 Prozent der Autofahrer wissen, dass ihr Smartphone-Verhalten nicht okay ist und Unfälle oder Strafen nach sich ziehen kann. 60 Prozent geben aber offen zu, auch ohne Freisprecheinrichtung trotzdem ans Telefon zu gehen, wenn es klingelt. 50 Prozent der Befragten akzeptieren sogar, dass sich die Strafen für dieses Fehlverhalten verschärfen. In Deutschland ist gerade eine Verdoppelung auf 80 Euro und 2 Punkte im Gespräch.
»Obwohl den Leuten die Konsequenzen in der Regel klar sind, können sie sich trotzdem nicht bremsen und greifen zum Mobilgerät, um ihre Kontakte zu pflegen«, berichtet Versicherungsfachmann Gareth Kloe. Er befürchtet eine wachsende Zahl schwerer Unfälle, da ja auch Fußgänger und Fahrradfahrer dem gleichen Virus erliegen.
Foto: DLR/ADAC