Gartner: Visionen für CIOs

Einen ganz weiten Blick in die Zukunft wagt das Marktforschungsunternehmen Gartner. Anlässlich der Veranstaltung Gartner Symposium/Itxpo in Orlando/Florida präsentieren die Analysten ihre Vision der IT-Zukunft.
In Zukunft wird es nach Meinung der Marktforscher nicht mehr genügen, wenn CIOs sich nur darum kümmern ihre Technik auf dem neuesten Stand zu halten. In der Ära von IT-Konsumerisierung, Cloud Computing und mobilen Anwendungen müssten sie ihre gesamte IT »neu erfinden«.
So ungenau und wolkig diese Behauptungen klingen, so enthalten sie doch den ein oder anderen interessanten Hinweis auf künftige Trends.
Loyalität zum Kunden
Gartner hat das Modewort »postmodern« wieder ausgegraben. Oder für die IT-Branche entdeckt. Was verbirgt sich dahinter? Im Prinzip keine große Überraschung: In Unternehmen dürfe es in Zukunft keine Mauern geben und kaum langfristig festgelegten Strukturen, das Geschäft müsse sich vielmehr sehr schnell und flexibel auf die Bedürfnisse der Kunden einstellen. Denn diese würden sich schneller ändern als die Geschäftsmodelle des Unternehmens.
Schon heute betrage die durchschnittliche Lebensdauer einer Firma nur zehn Jahre. Jeder zusätzliche zufriedene Kunde könne die Lebensdauer des Unternehmens verlängern. Gartner-Analyst Daryl Plummer drückt es pointiert so aus: »Postmoderne Unternehmen verwenden ihr Geld nicht darauf, die Loyalität der Kunden zu sichern, sie verwenden es darauf, ihr Unternehmen den Kunden gegenüber loyal zu machen.«
Schließlich seien die Anwender in Zukunft immer besser informiert und verlangten, dass das Unternehmen sich um ihre aktuellen Bedürfnisse kümmere.

Broker für Cloud-Computing-Dienste
Ein Unternehmen ist nach Gartner dann postmodern, wenn es die Trends des Zeitalters für sich nutzt. Einer der entscheidenden postmodernen Trends sei Cloud Computing. Dabei gehe es um viel mehr als nur das Einsparen von Kosten. Der entscheidende Punkt sei die Spezialisierung.
Cloud-Dienstleister seien Spezialisten, die beispielsweise ganz bestimmte begrenzte Dienste wie etwa E-Mail anbieten. Die Kunden würden sich genau den Dienst von genau dem Provider herauspicken, der ihnen am günstigsten erscheint. Dafür werden laut Gartner so genannte Cloud-Broker auftauchen, die aus der Vielzahl vorhandener Cloud-Dienste passende heraussuchen und zielgenau auf die Bedürfnisse der Kunden anpassen.
Das betreffe auch die IT-Abteilung in großen Unternehmen. Nach Einschätzung von Gartner werden drei von zehn IT-Abteilung in Zukunft für ihr Unternehmen als eine Art Cloud-Broker agieren.
Einfache IT-Anwendungen verstecken die Komplexität
Die immer komplexer werdende Welt von IT-Technik und Dienstleistungen gibt IT-Verantwortlichen die Gelegenheit, ihre IT-Lösungen für Kunden und Anwender zu vereinfachen.
Die Einfachheit soll nicht die Komplexität beseitigen, diese aber unsichtbar machen.
Als Beweis für das Bedürfnis nach Vereinfachung sehen die Gartner-Analysten den Trend zum Mobilgeräten. Besonders die Tablet-PCs seien eben wesentlich einfacher in der Anwendung als der klassische Desktop-PC. Bis 2015 werde die Zahl der Projekte, die auf die Entwicklung von mobilen Applikationen zielen, die Zahl der entsprechenden PC-Projekte um den Faktor vier übertreffen.
Anwendungen sollten so simpel sein, dass sie auf jedem beliebigen Gerät bedient werden können. Außerdem sollten Anwendungen kontextsensitiv funktionieren. Sie berücksichtigen dabei den Standort, die Tageszeit und das typische Nutzerverhalten des Anwenders und richten Funktionen und Bedienoberflächse darauf aus.
Schichtenmodell für Geschäftsprozesse
Die meisten IT-Abteilungen nutzen 70 Prozent ihrer Ressourcen dafür, Geschäftsprozesse in Betrieb zu halten. In Zukunft werde es aber verstärkt darum gehen, die Computertechnik in Unternehmen so zu gestalten, dass diese jederzeit und schnell Veränderungen bei den Geschäftsprozessen ermöglicht.
Dabei empfiehlt Gartner eine Strategie, die auf einer Art Schichtenmodell aufbaut. Demnach gibt es grundlegende IT-Systeme, die jahrelang konstant bleiben, also etwa Virtualisierung. Darüber liegen dann Systeme und Anwendungen, die sich mehr oder weniger schnell ändern. CIOs müssen ihre IT-Technik so einrichten, dass sie ihre IT-Lösungen jederzeit anpassen können. Jedes System hätte dann seinen eigenen Lebenszyklus, der von dem anderer Systeme unabhängig ist.
Kreative Zerstörung und Risikobereitschaft
Im Zeitalter der schnellen Veränderungen und Anpassung müssen CIOs laut Gartner auch bereit sein, Risiken einzugehen. IT-Manager seien in der Regel detailorientierte Perfektionisten. Doch wer allzu risikoscheu vorgehe, sei eben auch für den Wettbewerb leicht auszurechnen. Deshalb sollten Unternehmen und IT-Manager im Wettbewerb auch öfter mal ein Risiko eingehen können.