Mobile World Congress: Telefonica will Smartphones mit Mozilla-Betriebssystem bringen

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Auf dem Mobilfunkkongress in Barcelona haben Telefonica und Mozilla ihre Partnerschaft zu B2G bekanntgegeben.
Mobilfunkanbieter haben starkes Interesse daran, eine Alternative zu iOS und Android zu fördern. Und das Ziel, eigene Geräte ohne die Abhängigkeit von dritten Hardware- und Software-Anbietern zu erreichen, hatte teilweise schon Vodafone in Großbritannien mit eigenen Smartphones verwirklicht. Diese hatten zwar noch kein vollständig eigenständiges Betriebssystem, doch es waren keine HTC-, Nokia- oder sonstige Smartphones, sondern »nur« Vodafone-Geräte.

Das unabhängige offene Betriebssystem Boot to Gecko war bislang nur ein ehrgeiziges Projekt für ein »Firefox-OS«, doch nach den Plänen der Partner Telefonica und mozilla sollen noch in diesem Jahr erste B2G-Geräte kommen. Bei der Entwicklung der Hardware will Mozilla eng mit dem Chiphersteller Qualcomm zusammenarbeiten. Mozilla schwebt ein Komponentenpreis von rund 50 US-Dollars vor.

Brendan Eich, Chief Technology Officer bei Mozilla, der auch als Erfinder der Skriptsprache JavaScript gilt, erklärte, er wolle viele verbreitete billige Featurephones durch echte Smartphones ersetzen. Superteure Hardware benötige das nicht, denn Web-Apps seien auch auf weniger aufwendiger Hardware schnell lauffähig.

»Telefonicas Ziel ist es, die Akzeptanz von HTML5 quer durch die Branche zu fördern«, pflichtet der Netzbetreiber in einer offiziellen Erklärung bei. “Zum ersten Mal kommen die Potenziale von HTML5 und offenem Web voll zum Tragen, um eine völlig neue mobile Plattform zu schaffen.« Aus seinen Erfahrungen in Lateinamerika wisse Telefonica, dass ein großer Teil des Marktes mit bisherigen Smartphones nicht zu erreichen ist. »Mit neuen offenen Web-Geräten werden wir in der Lage sein, diesen Kunden eine Smartphone-Erfahrung zum richtigen Preis zu bieten.«

B2G basiert auf Linux und integriert auch Elemente von Android, ohne zu diesem kompatibel sein zu wollen. Es soll vielmehr ein echtes Web-basiertes OS für Mobiltelefone und Tablets sein, um Nutzern wie Entwicklern die größtmögliche Wahlfreiheit zu geben, argumentiert Jay Sullivan, bei Mozilla als Vice President für Produktplanung verantwortlich. »Boot to Gecko ist ein Projekt für ein OS, bei dem HTML5, JavaScript und CSS direkt auf der Gerätehardware laufen, ohne dass es einer OS-Zwischenebene bedürfte.«

Als Antwort auf Apples App Store und den Android Market ist der Mozilla Marketplace vorgesehen. Die dort erhältlichen Web-Apps sollen nicht nur in Firefox, sondern generell im Internet laufen. Zu den B2G-Komponenten gehören Gecko, die Rendering-Engine des Browsers Firefox, darunter die Linuxebene Gonk und darüber die Benutzeroberfläche Gaia. Da Gaia eigentlich nur eine Webseite ist, kann sie relativ leicht angepasst oder sogar ersetzt werden, was den Netzbetreibern offensichtlich entgegenkommt.

Mit seinem Vorstoß reagiert Mozilla offenbar auf die zunehmende Webnutzung durch mobile Geräte, von denen sein Browser Firefox weitgehend ausgeschlossen ist. Auch bei seinem Mobil-OS will Mozilla nicht nur mit Open-Source-Grundsätzen, sondern durch Leistung überzeugen. »Die meisten setzen Firefox ein, weil es ein ausgezeichneter Browser ist, der das macht, was er tun soll«, sagt Jonathan Nightingale, leitend verantwortlich für Firefox Engineering. »B2G bringen wir als überzeugendes Angebot in den Markt, das die Menschen nutzen wollen.«

[Mit Material von Stephen Shankland, News.com und Bernd Kling, zdnet.de]

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