Microsofts “Project Detroit”: So könnte IT in Autos Einzug halten

Das “Project Detroit” hat Microsoft in Zusammenarbeit mit Ryan Friedlinghaus, dem durch die amerikanischen TV-Shows “Inside West Coast Customs” und “Pimp my Ride” bekannten Automobildesigner umgesetzt. Ausgangsbasis war ein Ford Mustang 2012, der mit einem Dynacorn 1967 Mustang Fastback Body-Replikat nachgerüstet wurde. Er wurde mit den Produkten und Entwicklungen von Microsoft und seiner Forschungsabteilung vollgepackt.
Das daraus hervorgegangene Konzeptfahrzeug bezeichnet der Konzern als “Micro-Stang” – ein Kunstwort aus “Microsoft” und “Mustang”. Das Open-Source-Projekt soll Entwickler ermutigen, neue und kreative Ansätze für den künftigen Einsatz von IT im Automobilumfeld zu finden.
Ein 4G-Drahtlosnetzwerk soll sicherzustellen, dass der Mustang immer online und mit der Cloud verbunden ist. Mit der “Viper SmartStart App für Windows Phone” kann der Besitzer den Wagen somit orten, ferngesteuert starten, verriegeln und öffnen. Außerdem gibt es eine Notruftaste. Über die ständige Verbindung zum Internet ist zudem die Anbindung an unterschiedliche Cloud-Dienste möglich. Darüber lassen sich zum Beispiel Telemetriedaten wie Geschwindigkeit, Position, Drehzahl und Kraftstoffverbrauch in Echtzeit anzeigen und auswerten.
In der vorderen und hinteren Stoßstange des Wagens sind Kinect-Kameras eingelassen. Durch deren Tiefensensorik bekommt der Fahrer einen guten Überblick über die Lage im Verkehr und beim Einparken. Über das Drahtlosnetzwerk senden die Kameras zudem einen Video-Live-Feed auf ein mobiles oder stationäres Device des Besitzers: Wer das auffällige Auto nur ungern alleine stehen lässt, kann sich so jederzeit vergewissern, dass es ihm auch gut geht.
Eine andere Funktion ist dagegen grundsätzlich schon vom “tollen Käfer” Herbie oder dem tapferen K.I.T.T. bekannt: Treten Neugierige dem Auto zu nahe, können sie höflich aber bestimmt aufgefordert werden, sich anständig zu verhalten. Im Gegensatz zu den Film-Autos muss dafür aber der Besitzer aktiv werden: Er kann das aus der Ferne über das Windows Phone und das externe Audiosystem des Wagens tun.
Mit einem sogenannten Head-up Display werden sowohl auf Fahrer- als auch auf Beifahrerseite wichtige Informationen auf die Windschutzscheibe projiziert. Der Beifahrer darf die Oberfläche zum Spielen oder Surfen nutzen, dem Fahrer werden Telemetriedaten oder via Bing Maps Navigationsinformationen in seinem unmittelbaren Sichtfeld angezeigt.
Geschwindigkeits- und Drehzahlanzeige sind einem Windows-8-Tablet neben dem Head-up-Display zu sehen. Die Einstellungen lassen sich mittels Touch-Funktionalität konfigurieren. Das Tablet auf der Beifahrerseite dient dagegen eher der Unterhaltung des Mitfahrers. Und vielleicht auch anderer Verkehrsteilnehmer: Darüber lässt sich nämlich auch das anpassbare Displaysystem der Heckscheibe kontrollieren. Auf ihm kann er Videos abspielen, Bilder zeigen oder den anderen Verkehrsteilnehmern beliebige Nachrichten senden. Ob das der TÜV abnehmen wird, ist allerdings fraglich.
Möglicherweise lassen sich die strengen Prüfer überzeugen, wenn sie erfahren, dass die Heckscheibe auch im ruhenden Verkehr als Projektionsfläche für die großformatige Wiedergabe von Videospielen oder Filmen genutzt werden kann. Das Herzstück des dafür erforderlichen Entertainment-Systems ist eine Xbox 360 mit einer weiteren Kinect. Sie sorgen dafür, dass man nicht nur auf dem Head-up-Display im Inneren des Wagens spielen kann, sondern eben auch auf der Heckscheibe.
Ford setzt mit seinem Infotainmentsystem SYNC schon länger auf Microsoft-Technologie. Dieses ist in dem Auto natürlich ebenfalls verbaut. Es dient der Steuerung der Musikanlage, um Telefongespräche zu führen oder Umgebungsinformationen mit Sprachkommandos abzurufen.
