Intel steigt verstärkt in den Smartphone-Markt ein – und bleibt noch erfolglos

Einst kündigte Intel mit großem Marketing-Rummel seine “Medfield”-Prozessoren an, die mit hoher Leistung und wenig Stromverbrauch am Sockel des Smartphone-CPU-Giganten ARM rütteln sollten. Immerhin hat der US-Chipriese es geschafft, einige Hersteller davon zu überzeugen, es zumindest einmal mit “Chipzillas” Prozessoren auszuprobieren.
Der erste Anbieter eines Intel-Smartphones war der weitgehend unbekannte indische Hersteller Lava mit seinem Xolo X900 – noch für 400 US-Dollar. Das wird derzeit locker unterboten mit gängigen ARM-Android-Geräten. Hinzu kamen noch Lenovo, Motorola Mobility und die chinesische ZTE.
Als Mobilfunkbetreiber bekannte sich zuerst der französische Konzern Orange (ehemals France Telekom) zu Intels Plänen – und verkaufte das “San Diego” für um die 300 Dollar – mit Vertrag allerdings. Lenovo setzte im Mai mit dem K800 erst einmal nur auf den chinesischen Markt – und ein eigenes Betriebssystem. So hat das an sich technisch gut ausgestattete Gerät noch nicht allzu viele Chancen, sich international durchzusetzen – es handelt sich nur um eine halbherzige Annährung an Intels Pläne. Zudem kostet das Smartphone noch über 500 US-Dollar.
Das werde Intel in seinen Preisen noch ausbügeln, meinen Hersteller gegenüber Digitimes – die Umsetzung des Produktionsprozesses auf 22 nm und später 14nm werde die Leistung und den Stromverbrauch bei günstigeren kosten deutlich verbessern.
Ob das ausreicht, gegen ARM anzukommen, ist aber noch fraglich. Eine Studie des Digitimes-Marktforschungs-Ablegers zeigt: Die ARM-Lizenznehmer Mediatek und Qualcomm sind allen anderen Chipherstellern bei der Ausstattung von Mobilgeräten (Smartphones und Tablets) mit Chips deutlich voraus – und werden es auch 2012 sein – sogar noch deutlicher. Intel taucht hier gar nicht erst auf.
Die Studie dazu, die sich auf den größten Mobilmarkt der Welt (also alle chinesischsprachigen Länder) konzentriert, kostet übrigens weit über 1000 US-Dollar.
Immerhin plant ZTE ein Intel-Smartphone, das für unter 150 US-Dollar (oder in der Volksrepublik China um die 1000 Renminbi – übersetzt die “Volkswährung” – etwa 123 Dollar) erhältlich sein soll. Geplant ist seine Ausstattung mit Intels Atom Z2000 und seine Auslieferung in der zweiten Jahreshälfte 2012.
Ob ARM und seine Lizenznehmer in der Zwischenzeit etwas Stromsparenderes und noch Günstigeres liefern können, ist zwar noch nicht bekannt, aber sicher ausgemachte Sache. Immerhin arbeitet die britische Chipschmiede mit zahlreichen Forschungszentren und Universitäten enger zusammen als Intel dies mit eigenen Mitteln je tun könnte. ARM-Gründer Tudor Brown erklärte gegenüber itespresso.de zu seinen Lebzeiten, er sei ganz stolz auf die Arbeit der Studenten der Nanjing-Universität (nordwestlich von Shanghai) – hier habe man schon frühzeitig mit Energiespar-Forschung für Chips begonnen. Die Arbeiten seien so etwas wie Hardware-OpenSource geworden, doch Intels Labors seien eben fixiert auf eigene-Entwicklungen.
Brown ist inzwischen verstorben, seine Zuversicht jedoch lebt weiter – sein Nachfolger deutete auf der Computex 2012 Anfang Juni an, dass man die derzeitigen 95 Prozent ARM-Marktanteil an Mobilchips zumindest halten könne.